Das Gehirn aus verschiedenen Blickwinkeln
Die vorliegende Sammlung von "Zeit"-Beiträgen widmet sich den zurückliegenden 12 Jahren Wissenschaft rund um Gehirn, Bewusstsein und Persönlichkeit. In mehr als achtzig Artikeln treten Hirnforscher aus Medizin, Biologie, Psychologie und Philosophie auf. Sie äußern sich zu fundamentalen Fragen: Ist Selbstfindung möglich? Was ist Bewusstsein und wie verändert es sich im Schlaf oder im Koma? Was geschieht, wenn wir lernen, altern oder Krankheiten durchstehen? Was ist Intuition – und gehen Bauchentscheidungen vom Gehirn aus?
Viele Texte sind besonders mit Blick auf unsere informationsüberladene Gesellschaft interessant. Sie handeln etwa darüber, ob Meditation und Zeitlupenseminare aus dem Dilemma zwischen "zu wenig Zeit" und der Angst vor "zu viel Zeit" herausführen können, ob Stress ein "Freund" oder ein "Feind" sein kann, und ob das Scheitern als Fluch oder als Segen zu betrachten ist. Beinah einstimmig identifizieren Forscher unsere sozialen Kontakte als ausschlaggebenden Faktor dafür, wie glücklich wir sind, denn das Gehirn ist ein soziales Organ: Freunde fangen uns auf, spornen uns an und sind für ein gutes Leben unabdingbar. Jeder einzelne Artikel destilliert spannende Erkenntnisse aus der Wissenschaft und wirft gleich wieder neue Fragen auf.
Ensemble der Einzelstücke
Sämtliche Beiträge sind in dem Zeitraum 2003 bis 2014 entstanden und in "Zeit"-Publikationen erschienen. Herausgeber und Verlag haben sie in drei Bände eingeordnet: "Die Welt im Kopf – Was unser Gehirn kann", "Das Rätsel Bewusstsein – Wie unser Ich entsteht" und "Das gute Leben – Wie wir das Glück lernen können". Innerhalb jedes Bandes sind die Beiträge zwar verschiedenen Kapiteln zugeteilt, aber weder chronologisch sortiert noch thematisch gebündelt. Daraus entstehen immer wieder inhaltliche Sprünge und Wiederholungen. Letztere lassen sich allerdings auch kaum vermeiden, da die meisten Texte ursprünglich nur für sich standen und nicht in ein größeres Werk eingebettet waren. Die Wiederholungen zeigen dem Leser zudem, wie stark Forschungsergebnisse miteinander vernetzt und voneinander abhängig sind.
Das Werk besticht durch fachliche Solidität und aussagekräftige Fallbeispiele. Die Autoren stellen vor allem die Arbeiten deutscher Forscher vor, ordnen diese aber in das internationale Umfeld ein. Jedes Buch enthält ein ausführliches Autorenverzeichnis. Neben aufschlussreichen Berichten, Porträts und Reportagen stößt man auf lebendige Interviews, in denen ausgewählte Wissenschaftler direkt zu Wort kommen. Fachbegriffe und relevante Hintergrundinformationen werden in kurzen Einschüben erklärt. Grafiken sowie Kurzbeschreibungen und Fotos der Forscher ergänzen die Texte. So gelingt es den Autoren, die geballten Informationen abwechslungsreich zu präsentieren.
Die dreibändige "Zeit"-Edition beleuchtet das Gehirn aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Leser lernt medizinische und biologische ebenso wie psychologische und philosophische Perspektiven kennen. Diese interdisziplinäre Herangehensweise mündet in ein umfassendes und spannendes Gesamtwerk – lesenswert für alle thematisch Interessierten.
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