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»Verbundenheit«: Seltsam unverbunden

Ein sich mit Maßnahmen während der Corona-Pandemie befassender Band erhebt den Anspruch, zur Debatte beizutragen, bleibt aber Antworten schuldig. Eine Rezension.
Vorsichtiges Händchenhalten

Bettina Pause ist Professorin für Biologische Psychologie und Sozialpsychologie an der Universität Düsseldorf. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sie durch den 2020 erschienenen Titel »Alles Geruchssache«. In ihrem neuen Buch »Verbundenheit«, das sie mit Hilfe von Shirley Michaela Seul geschrieben hat, befasst sie sich mit dem sozialen Wesen Mensch und den Bindungsnetzen, die dieser im Laufe seines Lebens spinnt. 

Der Text beginnt mit einer Anekdote: Als gebürtige Norddeutsche folgte Pause dem Ruf an die Universität Düsseldorf. Als sie dort während einer Busfahrt eine Frau direkt anschaute, so wie sie es gewohnt war, fuhr diese sie an, was sie denn so starre. Aus diesem Erlebnis zog die Autorin den Schluss, dass in Großstädten direktes Ansehen als aggressiv angesehen wird. Sie habe sich den örtlichen Gepflogenheiten angepasst, da sie die Menschen nicht verschrecken, sondern mit ihnen in Kontakt treten wolle.

Diese Anekdote offenbart sogleich das große Manko des Buchs. Auf dem Klappentext wird damit geworben, dass Pause »unterhaltsam durch komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge und Erkenntnisse« führt. Es erschließt sich jedoch nicht, wie dieses und andere im Text geschilderten persönliche Erlebnisse und Ansichten mit Forschung zum sozialen Wesen Mensch zusammenhängen.

Überhaupt nimmt es Pause nicht so genau, wenn es darum geht, Behauptungen mit Argumenten oder Fakten zu unterlegen. So bemängelt sie in einem Kapitel, dass Psychologen während der Pandemie von den Entscheidergremien nicht zur Rate gezogen worden seien, im Unterschied zu den »VirologInnen, PhysikerInnen, MedizinerInnen«. Und wenn Psychologen mal konsultiert worden seien, dann doch nur, um »für eine möglichst effektive und unkomplizierte Vermittlung der Corona-Maßnahmen an die Bevölkerung zu sorgen.« Das habe dazu geführt, dass eine Verbindung zwischen Entscheidenden und der Bevölkerung gefehlt habe, was wiederum »zu der oft beklagten, andererseits aber teilweise auch forcierten Spaltung der Gesellschaft« geführt habe.

Immer wieder beginnt Pause ein neues Kapitel mit einem Schlagwort oder indem sie eine Studie anreißt. Das Kapitel »Die Boten des Glücks und der Gesundheit« beispielsweise leitet sie mit einem Hinweis auf Irving Janis’ »Groupthink« (1982) ein. Dabei führt Pause weder aus, wie der Aufbau der Studie aussah, noch wie es um den aktuellen Forschungsstand steht, sondern beschränkt sich auf folgende Zusammenfassung: »In der Risikoforschung spricht man von Gruppendenken oder Kuba-Syndrom, wenn sich eine Gruppe von Führenden isoliert und immer die gleichen Experten um sich schart«. Anschließend erklärt Pause: »Es ist falsch, dass Gruppen immer zu besseren Ergebnissen kommen, zumal geschlossene Systeme zu Radikalität neigen«, verrät jedoch nicht, wie sie zu dieser Schlussfolgerung gelangt ist.

In einem Kapitel über Glück und Gesundheit fügt die Autorin ohne erkennbaren Zusammenhang einen Absatz zur Ministerpräsidentenkonferenz ein. Darin deutet sie an, dass diese während der Beschlüsse von Corona-Maßnahmen vielleicht nicht immer auf die besten Berater gehört habe und für andere Sichtweisen nicht offen schien – auch hier wieder ohne überzeugende Argumente anzuführen.

Es ist notwendig, dass in der Gesellschaft über den Umgang mit der Pandemie diskutiert wird. Um es mit den Worten von Helmut Schmidt zu sagen: »Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine«. Dafür bietet Pauses Buch jedoch keine Grundlage. Vielmehr hinterlässt es die Frage, was es eigentlich sein will. Ob Sachbuch, ob Essay, ob Ausdruck persönlichen Unbehagens – das erschließt sich nicht.

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