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»Versteckte Köder«: Abhängig vom nächsten Kick

Wenn Belohnungsreize ihr Verhalten bestimmen, sind Menschen steuerbar geworden. Wer diese Dynamik verstehen möchte, wird in Heike Melzers lesenswertem Buch fündig.
Dopaminlevel

Was haben Gaming, Pornografie und die Air-up-Trinkflaschen gemeinsam? Sie alle versuchen, uns mit Belohnungsreizen zu ködern. Die erfahrene Neurologin und Psychotherapeutin Heike Melzer bietet in ihrem Buch wertvolle Einsichten in unsere Abhängigkeit von alltäglichen Stimuli.

Im Kern geht es in »Versteckte Köder« darum, wie unser auf Mangel programmiertes Belohnungssystem in einer Welt des Überflusses ständig nach mehr verlangt. Melzer erläutert die Mechanismen von Belohnungsreizen und bringt Alltagsbeispiele wie die verführerischen Düfte des Air-up-Systems oder die Toleranzentwicklung, die durch Sex-Toys wie den »Womanizer« ausgelöst wird. Ihre bisweilen provokanten Warnungen vor einzelnen Produkten könnten jedoch auf Grund ihres moralisierenden Tons bei manchen Lesern auf Widerstand stoßen.

Wenn Belohnung zur Sucht wird

Die Autorin schildert die Neurobiologie der Sucht und das Zusammenspiel zwischen dem präfrontalen Kortex, zuständig für die Steuerung, und dem Nucleus accumbens, dem Zentrum des Belohnungssystems. Melzer unterscheidet zwischen tonischem und phasischem Dopamin und beschreibt, wie steile Dopaminpeaks zu einer Absenkung der Dopamin-Baseline führen. Die Folgen sind eine Verschlechterung der Stimmung und mangelnder Antrieb. Bleiben also die zur Gewohnheit gewordenen Belohnungsreize aus, drohen negative Effekte für Psyche und Wohlbefinden.

»Versteckte Köder« ist in zehn gut strukturierte Kapitel gegliedert und beinhaltet ein umfassendes Register. Das Buch ist für all jene lesenswert, die ihre Lebensgewohnheiten hinterfragen und verstehen möchten, wie moderne Belohnungsreize unser Verhalten steuern.

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