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Sternstunden der Archäologie

Ein Archäologe stellt die bedeutendsten Fundstätten und Entdeckungen seiner Wissenschaftsdisziplin vor.

Woher wissen Archäologen, wo und wie sie graben müssen? Wie alt sind die gefundenen Objekte, um warum blieben sie erhalten? Darf man, was man gefunden hat, behalten? Solchen häufig gestellten Fragen an die Archäologie widmet sich der amerikanische Gelehrte Eric Cline, ein prominenter Vertreter dieser Wissenschaftsdisziplin, in seinem neuen Buch (Originaltitel »Three Stones Make a Wall. The Story of Archaeology«, 2017).

Cline, Direktor des Archäologischen Instituts an der George-Washington-Universität in Washington D.C., ist kein Unbekannter. Im Hörsaal ebenso bewandert wie im Gelände, nimmt er seine Leser mit auf eine Reise zu den wichtigsten archäologischen Stätten der Welt. Er stellt die Pioniere des Fachs und ihre Entdeckungen vor, erläutert Funde sowie deren Bedeutung und zeigt auf, mit welchen Methoden die Archäologen – früher und heute – längst vergangenen Völkern und Zivilisationen nachspüren. Geografisch und chronologisch greift der Autor weit aus, indem er von der Moche-Kultur in Peru über das babylonische Ur und das pharaonische Ägypten bis zur Terracotta-Armee in China, von »Lucy« über »Ötzi« bis hin zum konföderierten Unterseeboot&nsbp;»H.L. Hunley«, ein breites Themenspektrum behandelt.

Viele faszinierende Geschichten

»Versunkene Welten« ist ein sehr persönliches Buch. Die darin gemachten Erörterungen reflektieren nach eigener Aussage des Autors dessen »ganz spezielle Liebe und Leidenschaft für das Feld der Archäologie«. Und das merkt man in jeder Zeile. Cline sitzt nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft; er schreibt nicht etwa für einen kleinen, elitären Kreis von Fachwissenschaftlern; vielmehr richtet er sein Buch an ein breites Lesepublikum – die interessierten Laien nämlich. Heraus gekommen ist ein spannend und packend geschriebenes Werk, eine wahre Fundgrube mit vielen faszinierenden Geschichten über die Historie der Menschheit. Evolutionsgeschichtliche Fragen wie der Übergang von Wildbeuter- zu sesshaften Ackerbaukulturen behandelt der Autor ebenso anschaulich wie das archäologische Material und dessen historische Einordnung.

Cline lässt seine Leser unmittelbar teilhaben an spektakulären Entdeckungen. Man erlebt hautnah mit, wie Howard Carter 1922 zum allerersten Mal einen Blick in das Grab des Tutanchamun warf; wie George Bass, der »Vater der Unterwasserarchäologie«, seit den 1950er Jahren Schiffswracks und deren Ladungen auf dem Meeresgrund aufspürte; und wie Sir Arthur Evans den Palast von Knossos freilegte. Erhellend zeigen sich auch die Passagen über schrullige, schludrige, bisweilen unlautere Ausgräber. Zu ihnen gehörten der Abenteurer Giovanni Belzoni, dem die Wissenschaft mehr zur eigenen Bereicherung als zum wissenschaftlichen Nutzen diente, oder auch die Archäologen Corrado Ricci und Giuseppe Moretti, die sich in den Dienst der faschistischen Propaganda Mussolinis stellten.

»Versunkene Welten und wie man sie findet« stellt weniger eine Geschichte über als vielmehr eine Einführung in die Archäologie dar, die kompetent und anschaulich zeigt, wie sich das Fach in den zurückliegenden beiden Jahrhunderten sukzessive zu einer der bedeutendsten Altertumswissenschaften entwickelt hat. Für interessierte Laien ist das Buch sicherlich ein Gewinn. Wer sich allerdings detailliert über einzelne Stätten, Epochen und Völker informieren möchte, sollte zu anderen Abhandlungen greifen – eine Empfehlung, die Cline im Vorwort übrigens selbst gibt.

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