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»Vom Glück, allein zu sein«: Vom Aufbrechen und Ankommen

Marie Luise Ritter präsentiert ihre Gedanken und Gefühle zum Thema Alleinsein. Ihr Buch ist abwechslungsreich, aber auch ein wenig unentschieden.
Freude

Marie Luise Ritter präsentiert ihrer Leserschaft ein eigenwilliges Potpourri der Gedanken und Gefühle zum Thema Alleinsein. Schonungslos ehrlich berichtet sie davon, wie herausfordernd es für sie ist, ihre Komfortzone zu verlassen, ohne Begleitung etwas zu unternehmen oder auch zu reisen. Sie versteht es, ein sehr menschliches Bild der Höhen und Tiefen zu zeichnen, die sie dabei durchlebt. Ihr Ziel ist es, unabhängiger von ihren Mitmenschen zu werden und die stillen Momente genießen zu lernen. Eigentlich. Denn das Buch vermittelt über weite Strecken dann doch nicht den Eindruck, dass Ritter sich selbst genug ist und niemand anderen zum Glücklichsein braucht. Vielmehr sind die einprägsamsten, ausführlich geschilderten Erlebnisse diejenigen, bei denen sie mit anderen Menschen in Kontakt kommt.

Die Autorin möchte ein Vorbild sein. Sie möchte zeigen, dass es gut und wichtig ist, auch einmal ohne Gesellschaft loszuziehen, um fernab der Heimat neue Bekanntschaften zu machen, die den Charakter formen. Ritter ist eindeutig auf der Suche – nach sich selbst und dem Glück. Für andere Suchende kann das Buch daher durchaus ermutigend sein.

Kein vollständig souveräner Auftritt

Wer allerdings bereits eine etwas genauere Vorstellung davon hat, wohin der eigene Weg führen könnte, hat womöglich Schwierigkeiten mit dem Wankelmut der Autorin. Mal will sie um jeden Preis allein sein – doch nach kurzer Zeit weiß sie nichts mehr mit sich anzufangen und sucht den Kontakt zu anderen, die ihr dann bald schon wieder auf die Nerven gehen. So mag sie zwar ihrem Anspruch gerecht werden, ehrlich von ihrer Reise zu berichten. Dieser ständige Richtungswechsel macht die Lektüre aber auch etwas anstrengend.

Zudem ist es schade, dass Ritter ihre eigene Position, etwa zu Themen wie Beziehung oder Familie, oft nicht souverän vertritt, sondern sich in Rechtfertigungen verstrickt. So sagt sie, dass sie vermutlich eher keine Kinder haben möchte, und fragt in diesem Zusammenhang, ob es nicht gleichsam egoistisch sei, in unserer krisengebeutelten Gegenwart Kinder in die Welt zu setzen. Es wirkt mitunter so, als wolle sie möglicher Kritik an ihren Alleingängen präventiv begegnen. Überzeugender wäre es, die Autorin stünde hinter ihren Aussagen, ohne gleichzeitig andere Lebensmodelle zu hinterfragen.

Stilistisch weiß Ritter aber zu überzeugen. Sie schreibt mitreißend, erzählt höchst lebendig. Ein inhaltlich gestraffter Text mit weniger Seitenhieben auf etwaige Kritiker hätte das ersehnte Glück, allein zu sein, noch etwas attraktiver erscheinen lassen.

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