Buchkritik zu »Vulkanismus verstehen und erleben«
Gerd Simper arbeitet weder als Wissenschaftler noch als Journalist, sondern verdient seinen Lebensunterhalt als Ingenieur für Motorenprüfstände. Kann so jemand ein ernst zu nehmendes Buch über Vulkane schreiben? Er kann. Seine Faszination für den Vulkanismus hat ihm geholfen, auch auf diesem Gebiet kompetent zu werden. Seit zwei Jahrzehnten ist er überall auf der Welt unterwegs und setzt sich mit dem Thema intensiv auseinander. Mit dem Ziel, den Funken der Begeisterung auf den Leser überspringen zu lassen, hat er einen umfangreichen Vulkan-Reiseführer verfasst, mit seriösen Informationen aus der Fachliteratur unterfüttert, mit eindrucksvollen Fotos bestückt und dann im Selbstverlag herausgegeben.
Wer eingängige Geschichten über Vulkanausbrüche, Geysire und Schwefelquellen erwartet, wird enttäuscht sein. Simper verpackt Fakten nicht – er vermittelt sie im Stil einer Geologievorlesung. Schließlich will er den Leser nicht unvorbereitet auf die Reise schicken. Der erste Teil befasst sich wahrhaft umfassend und in logischer Reihenfolge mit den Grundlagen des Vulkanismus. Nach einem Drittel des Buchs kennt der Leser nicht nur die verschiedensten Formen von Magma und Lava, sondern weiß auch, wo, wann, auf welch vielfältige Weise und mit welchen Folgen Vulkane ausbrechen können.
Leider fehlt den Texten selbst häufig eine klare Struktur. Die Informationsflut erschwert das Verständnis. Da hilft es wenig, wenn Teilinformationen in blauen Kästchen ausgegliedert sind und Begriffe oder Satzteile – scheinbar willkürlich – fett hervorgehoben werden. Wissenschaftliche Formulierungen wirken oft krampfhaft untergebracht: "Flachbeben entstehen in null bis 30 Kilometer Tiefe durch Sprödbruch deformierter Plattenteile." Einiges hätte sich auch einfacher sagen lassen. Trotz dieser Schwächen kommt der überdurchschnittlich interessierte Laie bereits im ersten Teil des Buchs auf seine Kosten – die Fülle spannender Fakten ist einfach bestechend.
Eine wahre Perle aber ist der Reiseteil. Kein anderes Einzelwerk beschreibt deutsche, europäische und US-amerikanische Vulkangebiete derart ausführlich. Sein Ziel, "Vulkangebiete in ihrer ganzen Vielfalt darzustellen", hat Gerd Simper zweifellos erreicht. Dabei interessieren ihn nicht nur die aktiven, sondern auch die weniger spektakulären, die ruhenden und die erloschenen Vulkane. Allerdings musste sich Simper hier beschränken, denn wer hätte gedacht, dass es allein zwischen Göttingen, Kassel und Gießen rund 2000 Vulkanbauten zu beschreiben gibt? Bei der Eifel geht er ins Detail – zu Recht, denn hier haben sich dramatische Szenen abgespielt: Als vor rund 11 000 Jahren der Vulkan ausbrach, dessen Krater heute der Laacher See füllt, förderte er sechsmal so viel Material wie der Mount St. Helens im Jahr 1980. Heute finden sich in der Eifel Basaltpfeiler, Maare und Mineralwasserquellen auf engstem Raum, und der interessierte Besucher kann seinen Wissensdurst in Museen, Besucherzentren und auf geologischen Wanderwegen stillen.
In Simpers Buch erfährt er, was sich hier lohnt. Mit genauen Wegbeschreibungen macht er auf Attraktionen aufmerksam, die dem ungeschulten Auge entgehen würden. Und wer eine Pause braucht, kann "im Vulkan-Brauhaus auf ein naturtrübes Vulkan-Bräu" einkehren. Ebenso gehaltvoll behandelt Simper die Vulkangebiete der USA. Beeindruckende Bilder verlocken dazu, sich alles in natura anzusehen. Und auch hier gibt es viel zu erklären, wurden die Feuerberge doch in kaum einem anderen Land derart gründlich studiert. Asien hingegen kommt nur am Rande vor, und die schlecht erforschten Vulkane Südamerikas spart der Reiseteil ganz aus.
Trotz des Glossars lässt das Zusammenspiel zwischen Grundlagenteil und Reiseführer Wünsche offen. Hintergrundinformationen lassen sich schwer gezielt auffinden, da hier mehr Wert auf Vollständigkeit als auf Übersichtlichkeit gelegt wurde. Kritik lässt sich also vor allem an der Struktur des Buchs üben, nicht aber am Inhalt. Denn selbst wer schon einiges über Vulkane weiß, wird mit Sicherheit noch vieles dazulernen. Blutige Laien werden sich zwar hin und wieder überfordert fühlen. Doch wer ein echter Vulkanliebhaber ist, wird sich davon nicht einschüchtern lassen und wegen der Fülle an Information die 1,7 Kilogramm willig an jeden Kraterrand schleppen.
Wer eingängige Geschichten über Vulkanausbrüche, Geysire und Schwefelquellen erwartet, wird enttäuscht sein. Simper verpackt Fakten nicht – er vermittelt sie im Stil einer Geologievorlesung. Schließlich will er den Leser nicht unvorbereitet auf die Reise schicken. Der erste Teil befasst sich wahrhaft umfassend und in logischer Reihenfolge mit den Grundlagen des Vulkanismus. Nach einem Drittel des Buchs kennt der Leser nicht nur die verschiedensten Formen von Magma und Lava, sondern weiß auch, wo, wann, auf welch vielfältige Weise und mit welchen Folgen Vulkane ausbrechen können.
Leider fehlt den Texten selbst häufig eine klare Struktur. Die Informationsflut erschwert das Verständnis. Da hilft es wenig, wenn Teilinformationen in blauen Kästchen ausgegliedert sind und Begriffe oder Satzteile – scheinbar willkürlich – fett hervorgehoben werden. Wissenschaftliche Formulierungen wirken oft krampfhaft untergebracht: "Flachbeben entstehen in null bis 30 Kilometer Tiefe durch Sprödbruch deformierter Plattenteile." Einiges hätte sich auch einfacher sagen lassen. Trotz dieser Schwächen kommt der überdurchschnittlich interessierte Laie bereits im ersten Teil des Buchs auf seine Kosten – die Fülle spannender Fakten ist einfach bestechend.
Eine wahre Perle aber ist der Reiseteil. Kein anderes Einzelwerk beschreibt deutsche, europäische und US-amerikanische Vulkangebiete derart ausführlich. Sein Ziel, "Vulkangebiete in ihrer ganzen Vielfalt darzustellen", hat Gerd Simper zweifellos erreicht. Dabei interessieren ihn nicht nur die aktiven, sondern auch die weniger spektakulären, die ruhenden und die erloschenen Vulkane. Allerdings musste sich Simper hier beschränken, denn wer hätte gedacht, dass es allein zwischen Göttingen, Kassel und Gießen rund 2000 Vulkanbauten zu beschreiben gibt? Bei der Eifel geht er ins Detail – zu Recht, denn hier haben sich dramatische Szenen abgespielt: Als vor rund 11 000 Jahren der Vulkan ausbrach, dessen Krater heute der Laacher See füllt, förderte er sechsmal so viel Material wie der Mount St. Helens im Jahr 1980. Heute finden sich in der Eifel Basaltpfeiler, Maare und Mineralwasserquellen auf engstem Raum, und der interessierte Besucher kann seinen Wissensdurst in Museen, Besucherzentren und auf geologischen Wanderwegen stillen.
In Simpers Buch erfährt er, was sich hier lohnt. Mit genauen Wegbeschreibungen macht er auf Attraktionen aufmerksam, die dem ungeschulten Auge entgehen würden. Und wer eine Pause braucht, kann "im Vulkan-Brauhaus auf ein naturtrübes Vulkan-Bräu" einkehren. Ebenso gehaltvoll behandelt Simper die Vulkangebiete der USA. Beeindruckende Bilder verlocken dazu, sich alles in natura anzusehen. Und auch hier gibt es viel zu erklären, wurden die Feuerberge doch in kaum einem anderen Land derart gründlich studiert. Asien hingegen kommt nur am Rande vor, und die schlecht erforschten Vulkane Südamerikas spart der Reiseteil ganz aus.
Trotz des Glossars lässt das Zusammenspiel zwischen Grundlagenteil und Reiseführer Wünsche offen. Hintergrundinformationen lassen sich schwer gezielt auffinden, da hier mehr Wert auf Vollständigkeit als auf Übersichtlichkeit gelegt wurde. Kritik lässt sich also vor allem an der Struktur des Buchs üben, nicht aber am Inhalt. Denn selbst wer schon einiges über Vulkane weiß, wird mit Sicherheit noch vieles dazulernen. Blutige Laien werden sich zwar hin und wieder überfordert fühlen. Doch wer ein echter Vulkanliebhaber ist, wird sich davon nicht einschüchtern lassen und wegen der Fülle an Information die 1,7 Kilogramm willig an jeden Kraterrand schleppen.
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