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Klimaforschung auf einen Blick

Gleich im Titel seines Buchs stellt Rüdiger Schacht eine provokante Frage, die wohl kaum ein Forscher mit einer konkreten Jahreszahl beantworten kann. Tatsächlich lässt sie sich nicht mit einem Satz erledigen, weshalb der Buchtitel etwas unglücklich gewählt ist – denn auch der Autor selbst bleibt die Antwort schuldig. Trotzdem lohnt es sich, bis zum letzten Kapitel durchzuhalten, in dem Schacht diese Frage angeht. Denn das Buch stellt die Methoden der Klimaforscher gekonnt zusammen und hilft, die gegenwärtige Klimadebatte besser zu verstehen.

Das Werk ist in acht Kapitel untergliedert, die gut strukturiert aufeinander aufbauen. Zunächst führt es in die Grundlagen von Wetter und Klima ein. Fesselnd und nah am Arbeitsalltag der Forscher erklärt Schacht, mit welchen Methoden sich die Klimavergangenheit unseres Planeten rekonstruieren lässt. Der Autor, der die beschriebenen Verfahren als Wissenschaftler zum Teil selbst angewendet hat, präsentiert ein breites Spektrum an Klimaarchiven, das die Forscher nutzen. Indem sie etwa Sedimente, Tropfsteine und Eisbohrkerne untersuchen, finden sie Hinweise auf weit zurückliegende Klimaschwankungen. Alte Schiffstagebücher wiederum erlauben ihnen einen Blick in die jüngere Vergangenheit. Der Autor erklärt die neuen Entwicklungen in der Forschung und umreißt, welche modernen Observationsmethoden das Methodenspektrum heute ergänzen. Neben Satellitenaufnahmen sind das beispielsweise tausende Bojen, die durch die Weltmeere treiben und wertvolle Messdaten zu Temperatur und Salzgehalt der Ozeane übermitteln (siehe Spektrum der Wissenschaft 5/2013, S. 66).

Gut vorbereitet in die Erderwärmung

Sodann erklärt Schacht, wie die Messdaten in Klimamodelle eingehen, wie die Modelle funktionieren und welche Prognosen sie erlauben. Besonders spannend ist dabei das Kapitel zu "Klimaservices", in dem der Leser erfährt, was Menschen bereits heute unternehmen, um sich vor den Folgen des Klimawandels zu schützen und lokale Gegenstrategien zu entwickeln.

Eine wesentliche Frage bleibt: An wen richtet sich das Buch? Der Autor selbst gibt als Zielgruppe interessierte Laien und Studierende der Geowissenschaften an. Doch während das Werk am Anfang des Studiums sicher noch gut geeignet ist, um sich einen ersten Überblick über das sehr breite Forschungsfeld zu verschaffen, reicht es später zur fachlichen Recherche und zur Klausurvorbereitung nicht mehr aus. Für interessierte Laien eignet sich der Band schon eher. Aber auch bei ihnen gilt: Was Schacht in seinem Buch – solide und im Überblick – darstellt, könnte dem einen oder anderen Leser aus Zeitungen und Zeitschriften durchaus bekannt sein.

Bei Interesse kann man sich die folgenden Fragen stellen, um abzuschätzen, ob die Lektüre lohnt. Kann ich den Unterschied zwischen Wetter und Klima definieren? Weiß ich, dass aus Sauerstoffisotopen des Wassers Klimaschwankungen rekonstruiert werden können? Ist mir klar, wie das Klima Meeresströmungen antreibt und wie diese ihrerseits aufs Klima rückwirken? Lautet die Antwort stets "ja", wird man in dem Buch eher eine gelungene Zusammenstellung von Bekanntem vorfinden als neue Erkenntnisse. Andernfalls darf man eine gute Einführung ins Thema erwarten.

Mangelnde Sorgfalt

Leider wurde das Werk erkennbar "mit heißer Nadel gestrickt", wobei das Lektorat zu kurz kam. Das äußert sich in vielen nicht weiter störenden Tippfehlern, aber auch in sachlich irritierenden Patzern. Etwa, wenn im Text von "Tagesmitteltemperaturen" die Rede ist, in der dazugehörigen Abbildung aber von "Jahresmitteltemperaturen". Da ist dann Mitdenken gefragt. Nichtsdestoweniger liefert Schacht eine umfassende, verständliche und gut zu lesende Sammlung des aktuellen Wissensstands. QR-Codes am Ende jedes Kapitels verweisen auf Internetseiten, wo der Leser sich weiter informieren kann, und Zitate ausgewiesener Experten lockern die Lektüre angenehm auf.

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