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Mit Fakten Optimismus verbreiten

Warum die Welt besser ist, als sie aussieht, begründet der Journalist Gregg Easterbrook.

Das Schlechteste an diesem Buch ist sein deutscher Titel »Warum die Welt einfach nicht untergeht – Sieben Endzeitszenarien und wie wir sie abwenden können«. Der Titel des amerikanischen Originals ist nüchterner und angemessener: »It's Better Than It Looks – Reasons for Optimism in an Age of Fear«.

Erst kürzlich hat »Spektrum der Wissenschaft« zwei Bücher besprochen, die sich dem allgegenwärtigen Pessimismus in den Medien entgegenstellen (hier und hier). Es liegt wohl im Trend, einen positiveren Blick auf die Welt zu wagen – auch seitens prominenter Wissenschaftler wie des Sozialpsychologen Steven Pinker und des Anthropologen Michael Tomasello. Zu ihnen gesellt sich jetzt der Journalist und Autor Gregg Easterbrook mit seinem Postulat, die Welt sei besser, als sie aussehe. Es erinnert an den 2000 Jahre alten Satz des Stoikers Epiktet: »Nicht die Dinge machen uns Angst, sondern die Meinungen der Menschen über die Dinge«.

Bad News überall

Die etablierten Medien sind voll von negativen Schlagzeilen; in den Social Media laufen Schwarzmalerei und Alarmismus sekündlich über den Äther; und kaum jemand macht sich noch die Mühe zu prüfen, ob die lauthals bekundete Meinung den Fakten standhält. Dieser Anstrengung hat sich jedoch Easterbrook unterzogen, und herausgekommen ist ein starkes Buch mit einer enormen Faktenfülle, das historische, technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge ausleuchtet und reichlich Optimismus vermittelt.

Der Autor blickt keineswegs unkritisch auf negative Entwicklungen. Er setzt sich sehr intensiv auseinander mit Themen wie Weltbevölkerung, Demografie und Lebensalter, Natur, Wirtschaft, Gewalt, Technologie, Diktaturen. Er befasst sich mit künftigen Herausforderungen wie dem Klimawandel, gegen den er unter anderem eine CO2-Steuer propagiert; er stellt Maßnahmen gegen Ungleichheit, Alterung der Bevölkerung sowie Bildungsunterschiede zur Diskussion und plädiert ebenso für die Angleichung der Lebensverhältnisse in den Entwicklungsländern an die in der westlichen Welt. Easterbrook spart nicht mit Kritik an der gegenwärtigen US-Politik, wobei er sowohl Trump als auch die Wahlkampfslogans von Sanders und Clinton aufs Korn nimmt – seiner Meinung nach sind das alles Lügen, die politisch nur der eigenen Klientel dienen.

Mit seinem breiten historischen Wissen über die Entwicklung der verschiedenen Weltregionen belegt er, dass die Menschheit immer weiter vorangeschritten ist: »Ihre Ururgroßmutter [würde] Ihnen sagen, dass unsere Gegenwart der wahr gewordene Traum ihrer eigenen Generation sei«.

Man lernt aus dem Buch viel über Geschichte und speziell über (sozial-)politische Maßnahmen und Gesetze in den USA. Auch dass Fake News kein Privileg Trumps sind, ist zu lesen: »Nach dem Sputnik-Start hielt Lyndon B. Johnson, der bald darauf Präsident werden sollte, eine Rede vor dem Senat, in der er behauptete, Moskau habe einen geheimen Plan, um das Wetter auf der Erde aus dem Weltraum zu kontrollieren.« Und die Leser erfahren, dass sich so gut wie alle Prognosen der Vergangenheit später als Makulatur erwiesen haben. Deswegen gilt es laut dem Autor, optimistisch nach vorn zu schauen, was aber gerade nicht heiße, die Hände in den Schoß zu legen, sondern die kommenden Herausforderungen anzunehmen.

Das Buch ist allen Schwarzmalern zu empfehlen, die offen gegenüber Fakten sind, welche der eigenen Sicht entgegenstehen. Wer meint, die neoliberale Leistungsgesellschaft in den USA sei furchtbar, aber nicht weiß, dass Transferzahlungen an Bedürftige den größten Teil des US-Haushalts ausmachen, für den lohnt sich die Lektüre. Allerdings sieht der Autor durchaus noch Verbesserungspotenzial: Im Hinblick auf die mangelnde Effizienz westlicher Sozialversicherungssysteme plädiert er für ein bedingungsloses Grundeinkommen – eine in den USA vermutlich revolutionäre Haltung, die, wie er zitiert, schon Milton Friedman vertreten habe, der Urvater des Neoliberalismus.

So ergiebig und erhellend das Werk auch ist, am Ende bleibt die Frage, ob man mit Zahlen und nüchternen Analysen gegen die emotionale Sensationslust ankommt, die bei den meisten Medien an der Tagesordnung ist.

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