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Buchkritik zu »Warum ist der Eisbär weiß?«

Der niederländische Originaltitel "Käse und die Evolutionstheorie" trifft die Sache besser als der deutsche. Denn was Bas Haring da anhäuft, ist ein Berg von kleinen Käseecken, die Appetit machen auf mehr.

Bas Haring, Jahrgang 1968, studierte in Utrecht Informationstechnologie, promovierte über Künstliche Intelligenz und arbeitet an der Universität Leiden. Gleich zweimal wurde der vorliegende Titel – Harings Debut – in den Niederlanden ausgezeichnet: mit der "Goldenen Eule" für Jugendliteratur und dem "Eureka!-Preis" für Sachbücher.

Das Buch beginnt ganz harmlos. Im ersten Teil, bescheiden "Die Evolutionstheorie" genannt, erklärt Haring in einer Sprache, die auch Neunjährige verstehen, "wie es kommt, dass es überall verschiedene Tier- und Pflanzenarten gibt, und was Gene sind". Fantasievoll hangelt er sich dazu von Beispiel zu Beispiel. Die verwandten Sportarten Rugby und American Football müssen herhalten, um das Prinzip der Artentstehung zu verdeutlichen. Fachlich korrekt orientiert er sich an den neueren wissenschaftlichen Theorien, ohne dabei einen Absolutheitsanspruch zu stellen: "Mein Buch soll nicht als tiefgründige und wissenschaftliche Abhandlung begriffen werden. Vieles habe ich vermutlich vergessen aufzuschreiben, und vielleicht liege ich ab und zu sogar ganz falsch."

Im zweiten Teil "Die Evolutionstheorie und weiter ..." beschäftigt sich Haring mit spannenden philosophischen Fragen, die jeden interessieren. Ist Homosexualität natürlich? Existieren Gut und Böse? Warum sterben wir? Haring ist von Vergleichen nahezu besessen. Dazu bedient er sich der wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Neben Käse sind das zum Beispiel Fußballmannschaften, Feuerwehrautos, Flugzeuge und die Evolution von Microsoft Windows.

Diese Unverkrampftheit ist es, die für Entspannung und Unterhaltsamkeit bis zur letzten Seite sorgt. Der Untertitel des Buches geht allerdings am Inhalt vorbei. Vielmehr reißt der Autor bedeutsame Themen an, die zum Nach- und Weiterdenken inspirieren, ohne zwanghaft einer pädagogischen oder chronologischen Linie zu folgen.

Nebenbei stürzen schon einmal Weltbilder vom Sockel, egal ob es ums Kinderkriegen oder den Wert der Moral geht. Wenn der Leser schließlich im letzten Kapitel und Haring bei Gott angekommen ist, braucht der Autor gar nicht mehr viel zu argumentieren, um dem Leser zu zeigen: Mit oder ohne Gott, das Leben, der Zufall und die Menschheit sind unheimlich bunt und spannend. Nach Haring übrigens eher ohne oder nur mit einem "Mini-Gott".

Manchmal schreibt Haring mehr für die erwachsenen Kinder: "Wen wundert es, dass es in der Natur nur so wimmelt von lüsternen Tieren? Und dass der Papst die Empfängnisverhütung verbieten möchte? Schließlich möchte er, dass die Gläubigen möglichst viele katholische Kinder in die Welt setzen!"

"Warum ist der Eisbär weiß?" ist ein Aufklärungsbuch über die Evolution, das Leben und den Rest. Eltern, die ihren Kindern raue Wahrheiten ersparen wollen, sollten die Finger davon lassen. Denn die Wirklichkeit ist manchmal bitter: "Wir sind alle nur Kopierer und Sklaven unserer Gene." Haring versteht es jedoch, Bitteres mit viel Humor zu vermitteln, sodass es nicht weh tut. Natürlich können aufgeschlossene Kinder das Buch auch allein lesen. Aber wie bei allen Aufklärungsbüchern wäre es am schönsten, wenn sie zusammen gelesen – und besprochen würden.
  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 12/2003

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