Plädoyer fürs Un-Normale
Das Schreiben dieses Buchs war für den amerikanischen Psychiater Andrew Solomon eine Herzensangelegenheit – davon zeugt jede einzelne der mehr als 1000 Seiten. Als Homosexueller hat er selbst erfahren, was es bedeutet, wenn die Gesellschaft das Anderssein eines Menschen nicht akzeptiert. Daher versucht Solomon, Außenstehenden die Gedanken- und Gefühlswelt von Kindern und Jugendlichen näherzubringen, die aus dem Raster des "Normalen" fallen. Die Palette der Besonderheiten reicht von Homosexualität über Gehörlosigkeit, Kleinwuchs, Down-Syndrom, Autismus, Schizophrenie bis hin zu körperlicher Behinderung; von Hochbegabten über Kinder, die bei einer Vergewaltigung gezeugt wurden, bis hin zu transsexuellen Menschen.
Jeder Gruppe widmet Solomon ein langes, eigenes Kapitel. Er vertritt dabei nicht nur die Perspektive der unmittelbar Betroffenen, sondern ebenso jene der Eltern, die mit solchen Kindern immer besonders gefordert sind, manchmal an ihnen wachsen und besonders glücklich werden, oft Unglaubliches leisten, mitunter aber auch verzweifeln. Obwohl Solomon nichts beschönigt und mit seinen schonungslosen Schilderungen sogar schockiert, können betroffene Menschen hier Ermutigung finden. Außenstehende profitieren von einem einzigartigen Einblick in das Leben der "Andersartigen" sowie von ausführlichen und fundierten Sachinformationen.
Der Autor hat mit mehr als 300 Familien gesprochen, und man bekommt beim Lesen das Gefühl, er wolle jede einzelne zu Wort kommen lassen. Wer das Mammutwerk vollständig lesen möchte, braucht daher – trotz der ergreifenden Schilderungen – einen langen Atem. Doch diese Aufgabe muss man sich nicht unbedingt auferlegen: Jedes Kapitel ist für sich allein schon wertvoll.
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