Buchkritik zu »What’s Cooking in Chemistry«
L. F. Tietze, Göttingen, ist den Organikern durch seine Kunst der präpararativen Dominosynthesen und den Pharmazeuten durch zielsuchende Prodrogen bekannt. Er hat sich dadurch einen großen in- und ausländischen Freundeskreis geschaffen und wurde kürzlich unversehens sechzig. Dieser muss es aber gewusst haben. Denn seine Kollegen und Gäste haben ihm ein Kochbuch aus eigner und anderer Erfahrung geschenkt, das sie und ihre Interessen zugleich alphabetisch vorstellt und begründet, weshalb sie dies und nicht anderes dem Dominus des Domino herbeigetragen haben. Und der Verlag hat es gebunden und auf den Markt gebracht.
Bekanntlich ist Chemie höhere Kochkunst, und so wird man hier besondere kulinarische präparative Synthesen auf physikalisch-chemischer Grundlage erwarten. Das ist aber nicht ganz so. Die meisten Gratulanten geben Rezepte, die sie oder ihre weiblichen Hälften ausprobiert, von Vortragsreise oder Gastaufenthalten mitgebracht und keineswegs für das Labor adaptiert haben. Es sind etwa fünfzig Auserwählte, und das Repertoire reicht von der Roterüben-Kaltschale bis zum Glühwein für Drei (wenn noch etwas übrig bleibt), von Fish-an'-chips-Erinnerung aus studentischen Tagen zum elaboraten Orientalismus (wenn man die Zutaten bekommt), vom Heimattreuen zum Internationalen (das vor allem in variablen Namen widerspiegelt). Die Mahlzeiten sind mit viel Würz und wenig Witz, mit viel Behagen und wenig Rücksicht auf die medizinischen Affiliationen des Gratulierten zusammengestellt; die Begleittexte ernst und gravitätisch, mit einigen Ausnahmen, in denen der Schalk oder Chemiker durchscheint.
Wer ein Gelegenheitsgeschenk für einen kochenden Kollegen sucht, findet es hier; ebenso, wer ein Who is Who des weiten und erlauchten Tietzeschen Arbeitskreises samt Themen und Ehren in der Küche stehen haben will, auf säurefreiem Papier und küchendunststabil.
Bekanntlich ist Chemie höhere Kochkunst, und so wird man hier besondere kulinarische präparative Synthesen auf physikalisch-chemischer Grundlage erwarten. Das ist aber nicht ganz so. Die meisten Gratulanten geben Rezepte, die sie oder ihre weiblichen Hälften ausprobiert, von Vortragsreise oder Gastaufenthalten mitgebracht und keineswegs für das Labor adaptiert haben. Es sind etwa fünfzig Auserwählte, und das Repertoire reicht von der Roterüben-Kaltschale bis zum Glühwein für Drei (wenn noch etwas übrig bleibt), von Fish-an'-chips-Erinnerung aus studentischen Tagen zum elaboraten Orientalismus (wenn man die Zutaten bekommt), vom Heimattreuen zum Internationalen (das vor allem in variablen Namen widerspiegelt). Die Mahlzeiten sind mit viel Würz und wenig Witz, mit viel Behagen und wenig Rücksicht auf die medizinischen Affiliationen des Gratulierten zusammengestellt; die Begleittexte ernst und gravitätisch, mit einigen Ausnahmen, in denen der Schalk oder Chemiker durchscheint.
Wer ein Gelegenheitsgeschenk für einen kochenden Kollegen sucht, findet es hier; ebenso, wer ein Who is Who des weiten und erlauchten Tietzeschen Arbeitskreises samt Themen und Ehren in der Küche stehen haben will, auf säurefreiem Papier und küchendunststabil.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben