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Errungenschaften der Menschheit

Von Gänsen über Dinosaurier bis hin zur QWERTY-Tastatur – ein Buch über Erfindungen, Empfindungen und Trugschlüsse im Menschenzeitalter.

Das Anthropozän ist das Zeitalter des Menschen, dem der Schriftsteller John Green sein neuestes Buch gewidmet hat. In kleinen Essays beschreibt er verschiedene Errungenschaften, die aus seiner Sicht exemplarisch für das »Menschenzeitalter« stehen. In Anlehnung an Rating-Systeme mit Sterne-Bewertungen wertet Green jeden dieser Aspekte.

Falsche Vorstellung

So bekommen die Kanada-Gänse nur zwei Sterne, dafür dass sie sich wie der Mensch unaufhaltsam vermehren und fremde Gärten bevölkern, auch wenn sie dafür nichts können. Velociraptoren bewertet Green mit drei Sternen. Diese finden vor allem den Weg ins Buch, weil die meisten Menschen beim Gedanken an einen Velociraptor ein vom Film »Jurassic Park« geprägtes Bild vor Augen haben. Entgegen dieser Vorstellung zeigen archäologische Funde, dass sie Aas fressende, gefiederte, aber flugunfähige Dinosaurier waren, die weniger als 15 Kilogramm auf die Waage brachten.

Erzählerisch großartig findet John Green aberwitzig anmutende Parallelen zwischen der Hall of Presidents in Disney World und den zwei »wichtigsten Institutionen des Anthropozäns«, den Nationalstaaten und der GmbH. Allen drei ist gemeinsam, dass sie eine Idee sind, an die wir glauben.

Aber auch sehr ernste persönliche Erfahrungen wie seine Depressionen beschreibt Green in seinem ersten Sachbuch, vor allem im Kapitel über den Film »Mein Freund Harvey«. Im Essay zur Erfindung der QWERTY-Tastatur offenbart der Autor unter anderem, dass ihn die Systeme, die in Zusammenarbeit geschaffen werden, am meisten an der Menschheit interessieren. Nicht nur an dieser Stelle schafft er es, den Leserinnen und Lesern interessante Fakten zu vermitteln, ohne dass man das Gefühl bekommt, ein Sachbuch in der Hand zu haben.

Die 320 Seiten lesen sich leicht, beinahe wie eine nette Unterhaltung mit dem Autor über verschiedene Themen. Auch die Corona-Pandemie spart Green nicht aus, da sie sich bereits ausgebreitet hatte, als er Teile des Buchs schrieb. Jedoch macht sie nur einen kleinen Teil davon aus, sie wird nicht extra hervorgehoben. Die kurzen, in sich geschlossenen Kapitel ermöglichen es, an unterschiedlichen Stellen einzusteigen. Auch die Anmerkungen zu jedem Essay am Ende sind sehr lesenswert.

Für jeden, der wissenschaftliche Fakten, aber auch philosophische Überlegungen auf kurzweilige Art konsumieren möchte, ist das eine ideale Lektüre. Alles in allem gebe ich dem Buch viereinhalb von fünf Sternen, und es bleibt die Frage: »Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?«

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