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T. rex aus dem Hühnerei

Weltweit arbeiten Forscher daran, ausgestorbene Tierarten wiederzuerwecken. Aber ist das wirklich eine gute Idee?

In dem Film »Jurassic Park« (1993) schufen Forscher aus Mücken-Überresten, die in Bernstein eingeschlossen waren, einen ganzen Dinosaurier-Zoo. Spätestens seit diesem Kinoereignis ist den Menschen vage bewusst, was sich – zumindest theoretisch – mit molekularbiologischen Techniken alles erreichen lässt. Aber können Experten tatsächlich einfach so ausgestorbene Tierarten wiedererwecken? Und wer forscht darüber? Solche Fragen versucht die Wissenschaftsjournalistin Torill Kornfeldt in diesem Buch zu beantworten. Dazu ist sie um die ganze Welt gereist – von Sibirien über Spanien bis nach Australien – und hat mit Wissenschaftlern gesprochen, die genau das versuchen.

Sergej Zimov und sein Sohn Nikita aus Sibirien beispielsweise träumen von dem Tag, an dem Mammutherden wieder die sibirischen Steppen bewohnen. Dafür möchten sie aus Mammut-DNA-Fragmenten, die die zurückliegenden Jahrtausende im Permafrost überstanden haben, und dem Erbgut eines noch lebenden Mammut-Verwandten, etwa des Asiatischen Elefanten, lebensfähige Tiere erschaffen. Zimov und sein Sohn haben hochgesteckte Pläne. Als große Weidetiere sollen die von ihnen wiedererweckten Mammuts die Ausdehnung der Wälder begrenzen und helfen, das Ökosystem Steppenlandschaft nach Ostsibirien zurückzubringen.

Vogel mit Vorderbeinen

Und selbst Dinosaurier sollen eine zweite Chance bekommen, geht es nach Jack Horner, einem passionierten Dino-Fan seit frühester Kindheit und wissenschaftlichen Berater der »Jurassic-Park«-Filme. Aus konservierten Insekten lässt sich zwar heute, 65 Millionen Jahre später, keine Dinosaurier-DNA mehr gewinnen. Aber immerhin stammen die heute lebenden Vögel von den Dinosauriern ab. Also versucht Horner, die Fetalentwicklung von Vögeln dahingehend zu verändern, dass diese wieder typische Dinosauriermerkmale – etwa lange Schwänze und Vorderbeine – ausprägen. So kann vielleicht eines Tages ein kleiner Theropode ausgebrütet werden.

Das Buch ist mit seinen 220 Seiten inklusive Quellenangaben nicht übermäßig dick geraten; dennoch gelingt es Kornfeldt, ihren Lesern ein Bild davon zu vermitteln, was die Forscher auf diesem Gebiet antreibt, was derzeit schon möglich ist und was vielleicht in absehbarer Zeit möglich sein könnte. In lockerer Sprache vermittelt sie Grundlagenwissen zu Molekularbiologie, Genetik und komplexen Ökosystemen – ohne ihr Publikum mit Fachinformationen zu erschlagen.

Bei allem wissenschaftlichen Enthusiasmus stellt Kornfeldt auch moralisch-philosophische Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind und bei denen unter den Wissenschaftler auch keine Einigkeit besteht: Ist ein gentechnisch erschaffenes Mammut wirklich ein »richtiges« Mammut oder nicht doch nur ein bepelzter Elefant, der in der Kälte überleben kann? Macht eine Art neben ihrer DNA nicht auch ihr arttypisches Verhalten aus, und wenn ja, wer soll den wiedererweckten Tieren dieses Verhalten beibringen? Ist es der richtige Weg, ausgestorbene Tierarten zurückzuholen, oder sollte man nicht lieber verstärkt dafür sorgen, dass sie gar nicht erst aussterben?

Wie drängend das Problem ist, zeigt unter anderem das Beispiel des hawaiianischen Po'ouli. Die Vogelart ist 2004 ausgestorben – buchstäblich, während Wissenschaftler noch darüber debattierten, wie sie zu retten sei. Eine DNA-Probe lagert tiefgekühlt in einem Labor. Was soll man damit tun?

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