Mathematik für jedermann
Das Buch »Zauberhafte Mathematik« teilt sich in Rätsel und Zaubertricks. Die Knobeleien sind bunt gemischt und verbinden Textaufgaben (Wie lange braucht ein Zug, um einen Tunnel in New York zu durchqueren?) mit unterhaltsamen Einsprengseln (Wie viele Ostereier sind versteckt?). Insgesamt vereinigt Eder Fragestellungen über Wahrscheinlichkeiten, Kombinatorik, Zahlentheorie, Logik, und Geometrie.
Zwischen Rätseln und Zauberei
Dabei wechseln sich komplizierte Konzepte, wie man beispielsweise eine PIN-Nummer anhand eines Geburtstags herleiten kann, mit schnell zu erahnenden Fragen ab. So wird gefragt, wie viele Spiele in einer Bundesligasaison unentschieden ausgegangen sind, oder man muss die Höhe in einem Dreieck berechnen. Die Schwierigkeit der Aufgaben ist leider nicht erkennbar, ihre Anordnung im Buch scheint willkürlich. Manche Konzepte wiederholen sich an unterschiedlichen Stellen, wodurch einige Aufgaben redundant wirken. Es fehlt eine äußere Struktur, welcher der Leser folgen kann.
Der Teil des Buchs, der sich der »Zauberei« widmet, besteht aus Rechentricks: Münzen in Händen werden blind gezählt, große Zahlen schnell aufaddiert, oder unendliche Ziffernfolgen hergeleitet. Das soll das Publikum in Staunen versetzen – was allerdings nicht immer funktioniert. Hat man sich durch die Rätsel zu Beginn des Buchs gearbeitet, fällt die vermeintliche Zauberei blass aus. Man nimmt dem Autor nicht ab, dass die Tricks auf der nächsten Gartenparty für Begeisterung sorgen werden. Eder reichert die Rätsel mit pointierten Beobachtungen an, etwa wie wahrscheinlich es ist, einen Doppelgeburtstag in einer Gruppe von Menschen zu finden, oder dass eine beliebige dreistellige Zahl zweimal hintereinander geschrieben stets durch 7, 11 und 13 teilbar ist. Manche dieser Randnotizen wirken aber bezugslos.
Besonders gelungen sind dagegen die teilweise überraschenden zusätzlichen Inhalte. Zu jedem Rätsel gibt es einen QR-Code, über den man zu einem dazugehörigen Video gelangt. Zudem diskutiert der Autor alle Aufgaben samt Lösung und ergänzt das Material mit zahlreichen Illustrationen. An manchen Stellen ist die Betrachtung des Videos allerdings notwendig, weil die Auflösungen unklar formuliert sind. Bei der ein oder anderen Antwort wäre mehr mathematischer Formalismus hilfreich.
Zum Mangel an Struktur kommt eine stilistische Lässigkeit in vielen Beiträgen: Eder nennt zwar interessante Aspekte, aber bettet sie nicht in den Kontext ein. So taucht die berühmte Fibonacci-Folge an mehreren Stellen auf, jedes Mal ähnlich unscharf definiert. Außerdem gibt es Passagen, bei denen die Aufgabe nicht klar ist. Trotz mehrfachen Lesens weiß ich beispielsweise immer noch nicht, wie viele Äpfel Herr Fichtner von seiner Nachbarin kauft.
Eder versucht mit seiner Sprache ein breites Publikum anzusprechen. Ihm gelingt es dabei, spannende höhere Mathematik auf ein leicht verständliches Niveau herunterzubrechen. So können sich interessierte Leser aller Altersgruppen ohne besondere Vorbildung kurzweilig mit Rätseln beschäftigen. Wer weiter reichende Informationen zu den Konzepten sucht, wird allerdings enttäuscht.
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