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Ausflug nach Irgendwann

Was könnte die Welt in 100 Jahren von der heutigen unterscheiden? Beispielsweise, dass Menschen unter Wasser wohnen. Große Metropolen wie New York oder Honkong erstrecken sich bis auf den Grund der angrenzenden Meere, erzwungen durch Überbevölkerung und Klimawandel. Die Menschen flanieren durch Unterwasserparks und Einkaufszentren, während über ihnen Fische schwimmen.

Dieses Szenario entwirft der Astrophysiker und Wissenschaftsautor Andreas Müller im vorliegenden Buch. Er erklärt darin die physikalischen Grundlagen der Zeitreise und schildert seine Visionen für die Zukunft. Zudem versetzt er den Leser in die Gemütslage der Menschen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten, und fragt, ob diese sich eine vernünftige Vorstellung von unserer Gegenwart hätten machen können.

Ernüchterung für Sciencefictionfans

Müller ist kein Fantast. Bereits am Anfang des Buchs macht er dem Leser unmissverständlich klar: Es wird wohl niemals jemand in eine Zeitmaschine steigen. Technologien, um sich in der Zeit zu bewegen, erscheinen zwar nicht völlig unmöglich, doch die Hürden sind praktisch unüberwindbar. Um dies klarzumachen, erläutert der Astrophysiker gut verständlich, wie sich das physikalische Wissen über Licht und Zeit in den Relativitätstheorien Albert Einsteins bündelt. Müller gibt Einblicke in die Kosmologie, auf deren Größenskalen sich die meisten beobachtbaren Phänomene rund um Raumzeit und Licht abspielen. Sein Fazit: Menschen, die in einer "Raum-Turbokapsel" beinahe lichtschnell auf Schwarze Löcher oder Wurmlöcher zu steuern, um einen Zeitsprung zu wagen, hätten nicht den Hauch einer Überlebenschance. Entweder würde sie von tödlicher Strahlung erfasst oder von gigantischen Kräften zerquetscht.

Als Katapult für eine Raum-Turbokapsel böte sich ein Ringbeschleuniger an. Er könnte die Kapsel zwar im Prinzip auf 99,5 Prozent der Vakuumlichtgeschwindigkeit beschleunigen, ähnlich wie man es heute bereits mit kleinsten Teilchen praktiziert. Allerdings sind schon für letztere gigantische Energien notwendig, um sie in Fahrt zu bringen. Es mit einem tonnenschweren Gefährt zu realisieren, ist utopisch. Selbst wenn es gelänge, müsste man den riesigen Fliehkräften entgegensteuern, die in dem Ringsystem wirken würden. Und das alles für einen bescheidenen Effekt: In einer entsprechend beschleunigten Kapsel würden Zeitreisende nur um rund zehn Prozent langsamer altern, verglichen mit den Zurückbleibenden.

Guttenbergs Wiederkehr

Wenn Müller darüber schreibt, wie die Menschen im Jahr 2100 leben könnten, tut er das mit einem Augenzwinkern. So sieht er die Enkelin von Johannes Heesters als dann älteste Frau mit 134 Jahren, und in Deutschlands Regierung vermutet er die Urenkelin von Karl-Theodor zu Guttenberg. Des Deutschen liebstes Kind, schreibt er, werde nach wie vor das Auto sein. Mit solchen Späßchen lockert er seine seriös-sachlichen Prognosen dazu auf, wie sich Technik und Klimawandel, Gesellschaft und Politik entwickeln werden.

Am Schluss des Werks blickt der Autor auf die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück. Dabei wird deutlich, wie sehr sich Technik, Naturwissenschaften, aber auch Mode und Freizeitbeschäftigungen gewandelt haben. Zusammen mit Müller grübelt man als Leser darüber, ob die damaligen Menschen diese Entwicklung ahnen konnten. Dem Autor zufolge nicht. Analog dazu können auch wir uns wahrscheinlich nur einen winzigen Teil von dem vorstellen, was in 100 Jahren sein wird.

"Zeitreisen und Zeitmaschinen" lässt sich leicht und flüssig lesen, nur in den Kapiteln zur Physik wird die Lektüre mitunter fordernd. Von naturwissenschaftlichen Zusammenhängen über Sciencefiction bis hin zu Zukunftsprognosen deckt das kompakte Werk ein breites Themenspektrum ab.

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