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»Zukunftswelten«: Eine wissenschaftliche Abenteuerreise

Zu einer faszinierenden Reise durch die deutsche Spitzenforschung lädt Patrick Cramer ein. Sein Buch ist eine Schule des Staunens und der Neugier.
Eine abstrakte Kristallstruktur in bunten Farben

»Es verschlägt mir die Sprache, als ich die hohe Experimentierhalle betrete. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Überall Vakuumkammern, silberne Röhren und bunte Kabel. Eine derart komplizierte Maschine könne man nicht bauen, soll ein Gutachter geäußert haben, damals, als der Vorschlag aufkam, eine Plasmaeinschlussanlage vom Typ Stellarator zu errichten. Der Gutachter täuschte sich …«

In diesem Fall staunte der Autor im Kontext von Kernfusion und Supraleitung, aber ähnliche Äußerungen finden sich in vielen Kapiteln des Buchs von Patrick Cramer. Der renommierte Wissenschaftler hatte 2022/23, vor seinem Amtsantritt als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), all ihre 84 Institute besucht und sich vor Ort jeweils über die aktuelle Forschungslage informiert. Daraus ist dieses Buch entstanden, das seinen Titel »Zukunftswelten« zu Recht trägt. Denn der Autor lässt seine Leser teilhaben an seiner »Reise zur Wissenschaft von morgen« – einer ebenso spannenden wie erhellenden Reise.

Von der Astronomie bis zur einzelnen Zelle

Diese Reise beginnt im Weltraum, nämlich in den Instituten der Astronomie und Astrophysik, führt zurück zu unserem Planeten und dessen bedrohten Ökosystemen und setzt sich fort mit Themen rund um Mensch und Evolution. Dabei geht es um das Kleinste des Lebens, die Zellen, seinen Ursprung und die moderne Medizin. Aber auch artifizielle Welten wie die von Robotik und künstlicher Intelligenz besucht der Autor. Quanten und modernen Materialien widmet sich Cramer ebenso wie Stoffkreisläufen und der Energie sowie vielen Aspekten des Menschseins: den Regeln des Zusammenlebens, unseren Gehirnen, dem Funktionieren von Gedächtnis und Erinnerung, der Sprache, dem Lernen und der Bildung. Schließlich stellt er noch Überlegungen zur Zeit sowie zur Schönheit in der Kunst an.

»Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; Und jeder geht zufrieden aus dem Haus«, heißt es in Goethes »Faust«; das Stück handelt bekanntlich von einem Wissenschaftler, der erkennen wollte, was die Welt im Innersten zusammenhält. Einen Einblick in die Welt des Wissens von Morgen bietet Cramers besondere Bildungsreise. Er vermittelt eine Fülle von Erkenntnissen und teilt seine Begeisterung für das Forschen und Entdecken. Angesichts der ungeheuren Themenfülle ist Detailtiefe auf den 300 Seiten des Buchs natürlich nicht erreichbar – aber um sie geht es dem Autor auch gar nicht. Er will neugierig machen; und wer dann für eines der Themen »Feuer gefangen« hat, kann seinen Wissensdurst auf den Websites der entsprechenden Max-Planck-Institute löschen. Schließlich ist die MPG die wichtigste deutsche Wissenschaftsgesellschaft. Ihre Institute widmen sich der Grundlagenforschung, sie gilt als die deutsche »Nobelpreis-Schmiede«.

Das Buch ist jedem zu empfehlen, der sich einen Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft und ihre Perspektiven verschaffen möchte. Es ist sehr gut, spannend und verständlich geschrieben; und selbst wenn man einmal etwas nicht sofort versteht, wirkt die Faszination des Autors für seine Themen immer ansteckend. Wenn man überhaupt etwas vermisst, so ist es eine Bebilderung dieser Wissensreise.

Und: »Zukunftswelten« kommt zur rechten Zeit. Wissenschaft ist zuletzt in die Krise, ja, zum Teil sogar in Verruf geraten und zu einem sehr umkämpften Feld geworden. Cramer verkennt nicht die Probleme moderner Forschung. Aber er weiß zu vermitteln, was in all der öffentlichen Aufregung und Empörung unterzugehen droht: Wissenschaft fußt vor allem auf der Neugier, dem Wissensdurst und der Abenteuerlust des Menschen.

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