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»Zusammen«: Loblied auf die Gemeinschaft

Ronja von Wurmb-Seibel hat gelernt, Gesten von Gemeinsamkeit zu lieben. Sie beschreibt und reflektiert mit Humor und Fachwissen praktische Wege aus der Einsamkeit.

Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich einsam oder isoliert von Familie, Freunden oder der Gesellschaft insgesamt. Auch Ronja von Wurmb-Seibel kennt das. Die Journalistin, Autorin und Filmemacherin hat es sich zur Aufgabe gemacht, etwas dagegen zu unternehmen. In ihrem Buch berichtet sie davon, wie Einsamkeit entsteht, was dagegen helfen kann und wie schon kleine Gesten einen großen Unterschied machen können.

In acht Kapiteln beschreibt die Autorin zahlreiche Facetten rund um das Zwischenmenschliche; etwa, was Verbündete für das Wohlbefinden bedeuten und wie viele Menschen sich einsam fühlen; was das soziale Umfeld mit dem Altern zu tun hat und warum es so schwierig sein kann, neue Beziehungen zu knüpfen. Die letzten drei Kapitel bieten einen konstruktiven Blick darauf, wie wir uns miteinander verbinden und dadurch stärker werden können.

Entspanntes Lesen mit vielen Erkenntnissen

Trotz der vielen wissenschaftlichen Fakten, die das Buch vermittelt, ist die Lektüre eine leichte Kost. Ronja von Wurmb-Seibel versteht es, ihre persönlichen Geschichten auf angenehme Weise mit den Erkenntnissen aus der Forschung zu verbinden. Ihre anschaulichen Beispiele sprechen sicher vielen Leserinnen und Lesern aus der Seele – auch wenn ihr Leben bisher nicht gerade durchschnittlich verlaufen ist. Mit ihrer Arbeit als Reporterin in Afghanistan, dem Umzug aus Hamburg in ein bayerisches 470-Seelen-Dorf und einer ziemlich plötzlich begonnenen sechsmonatigen Auszeit erlebte sie doch eher außergewöhnliche Situationen. Trotzdem sind ihre Erzählungen nahbar und nachvollziehbar – und lassen Raum, den man bei der Lektüre mit eigenen Erfahrungen füllen kann. Zudem zitiert die Autorin immer wieder andere Stimmen aus Literatur und Forschung und bietet so vielfältige Einblicke in die komplexen Themen Zusammensein und Einsamkeit.

Fast alle Kapitel schließen mit drei Experimenten für den Alltag ab. Natürlich muss man nicht penibel alle Aufgaben abarbeiten. Vielmehr liefern sie Denkanstöße, die gute Gedanken ins Rollen bringen können, auch wenn man die Tipps der Autorin nicht exakt befolgt.

Vom Kleinen zum Großen

Vor allem vermeintliche Kleinigkeiten bleiben im Kopf: wie schon ein freundliches Lächeln oder eine öffentliche Bank vor der Haustür einen Unterschied machen; wie Nachbarn sich gegenseitig ohne viel Aufwand unterstützen können; oder wie ein Brief eine ganze Beziehung verändern kann.

Im letzten Teil wird Ronja von Wurmb-Seibel deutlich politischer. Das ist der Moment, in dem klar wird, dass wir zwar im Kleinen schnell etwas verbessern können, aber für eine Veränderung der Welt im Großen noch mehr Gemeinschaft nötig ist. Die Autorin erzählt von ihrer Zeit in Afghanistan im Herbst 2021, nachdem die Taliban die Macht übernommen hatten. Während ihrer Arbeit in Kabul hat sie Menschen kennengelernt, um die sie sich dann zu sorgen begann. Sie und ihr Mann versuchten, so viele Menschen wie möglich zu retten, wenn auch auf eine etwas unkoordinierte Weise, wie sie selbst schreibt: »Wir gingen los, stolperten los und entschieden Schritt für Schritt, was wir als Nächstes tun – wollen oder können.«

Gemeinsam die Probleme der Welt anpacken

Ihr Punkt bei diesem Bericht: Zu zweit wären sie niemals vorangekommen. Stattdessen sprachen sie unaufhörlich mit Kontakten vor Ort und in Deutschland. Immer mehr Leute schlossen sich ihnen an und halfen, wo sie konnten. Aus der verzweifelten Handlung zweier Menschen entstand eine Bewegung, die Menschenleben rettete und anderen das Entkommen nach Deutschland zumindest erleichterte.

Genau einen solchen Zusammenhalt brauche unsere Gesellschaft bei vielen großen Aufgaben, findet Ronja Wurmb-Seibel, etwa in Bezug auf die Klimakrise oder beim Umgang mit der AfD. Sie geht gezielt der Frage nach, wie wir eine bessere Welt schaffen können, wenn wir zusammenarbeiten. So endet das Buch mit einer hoffnungsvollen Botschaft. Es macht Lust auf Veränderung, und zwar unabhängig davon, ob man sich selbst oft einsam fühlt. Denn es zeigt, was gemeinsam alles möglich ist.

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