Plädoyer für mehr Zuversicht
Drei Frösche fallen in einen Topf voller Milch. Der erste, ein pessimistischer Frosch, denkt, da könne man eh nichts machen, und ertrinkt. Der zweite Frosch, ein optimistischer, vertraut auf seine baldige Rettung – und ertrinkt ebenso. Der dritte aber, ein zuversichtlicher Frosch, kommt zu dem Ergebnis, dass wohl nur Strampeln hilft. Und er strampelt, bis die Milch fest wird und er sich retten kann. Mit diesem Gleichnis illustriert der ZEIT-Redakteur und Bestsellerautor Ulrich Schnabel den Unterschied zwischen blindem Optimismus und Zuversicht. Letztere verliert die real existierenden Probleme nicht aus dem Blick, lässt uns aber, statt uns in falscher Sicherheit zu wiegen, selbst in der Misere die Chancen sehen und mutig ergreifen.
In seinem Buch illustriert Schnabel dies an vielen lebendig erzählten Beispielen, etwa dem des Physikers und Kosmologen Stephen Hawking. Bereits als junger Mann an ALS erkrankt, legte Hawking dank seiner unbändigen Zuversicht dennoch eine steile akademische Karriere hin, wurde mehrfach Vater und Großvater und starb erst mit weit über 70 Jahren als berühmter Wissenschaftler und Buchautor.
Mediale Aufmerksamkeitsökonomie
Schnabel meint, viele Menschen habe eine allgemeine Resignation und Mutlosigkeit ergriffen. Zweifel daran sind erlaubt, denn dass sich die Deutschen auf Grund der Terrorgefahr kaum noch auf die Straße trauen oder US-Präsident Trump das Ende der Demokratie einläute, davon kann kaum die Rede sein. Vielleicht will der Autor nur die Brisanz des Themas betonen, vielleicht geht er auch der medialen Aufmerksamkeitsökonomie auf den Leim, die allzu gern den Teufel an die Wand malt. Mit düsteren Zukunftsprognosen lässt sich eben wunderbar Quote machen. Daher rücken die Medien Ängste und Resignation wohl weit häufiger in den Fokus, als die Menschen sie tatsächlich empfinden. Davon unbenommen ist die Frage, was Zuversicht sei und woraus wir sie schöpfen, so oder so spannend.
In lebendiger Sprache und klar argumentiert beschreibt der Autor, warum sich Zuversicht nicht an objektiven Fakten festmachen lässt. Zu glauben, man brauche einen guten Grund, um Zuversicht zu fassen, gehe an der Sache vorbei. Denn schon der antike Stoiker Epiktet wusste: »Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen.«
Ein zweites Missverständnis lautet, nur wer gute Erfahrungen im Leben gemacht habe, bringe Zuversicht auf. Dabei gibt es klare Belege dafür, dass es dagegen gerade die gemeisterten Krisen sind, aus denen wir Vertrauen und Zuversicht schöpfen – und die damit für seelische Stabilität sorgen. Neben aktueller Wissenschaft und vielen Beispielen hält Schnabel auch kundigen Rat für alle bereit, die sich mehr Zuversicht wünschen. Begeisterung, Liebe und Humor heißt demnach die ideale Kombination. Für eilige Leser sind am Ende die zehn besten Hoffnungsspender zusammengefasst.
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