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Buchkritik zu »Zwischen Leben und Tod - Extreme Erfahrungen, letzte Abenteuer«

Extremsportler müssen mit einem inneren Widerspruch leben. Einerseits möchten sie jeden Spaß, den das Leben nur bieten kann, auch tatsächlich erleben, und unmittelbare Lebensgefahr bietet zweifellos einen sehr mächtigen Adrenalin-Kick. Andererseits ist die Gefahr – zum Beispiel beim Freihand-Klettern oder beim Wildwasserpaddeln – häufig realer, als ihnen lieb ist. Die meisten kennen Kollegen oder Freunde, die bei riskanten Rekordjagden ums Leben gekommen sind.

Peter Stark, selbst Abenteurer und Outdoor-Sportler sowie Journalist und Autor, untersucht in seinem Buch elf ungewöhnliche Arten, zu Tode zu kommen – grausam, Aufsehen erregend oder auch skurril. Jede Todesart bettet er in eine kleine Geschichte eines fiktiven Sportlers ein. So kann er seinem jeweiligen tragischen Helden noch bestimmte Charakterzüge und Umgehensweisen mit der unerwarteten Situation zuschreiben. Wie genau geht es vor sich, wenn jemand an einem Hitzschlag stirbt? Wie fühlt man sich, wenn man unter eine Lawine kommt? Was passiert beim Erfrieren? Was hat es mit der Taucherkrankheit, was mit der Höhenkrankheit auf sich?

Diesen Fragen geht der Autor äußerst detailliert nach, und bisweilen zielen die Geschichten so strebsam auf die physiologischen Erscheinungen rund um den Tod ab, dass die Charaktere und Handlungen arg konstruiert wirken. Dafür begnügt er sich aber auch nicht mit Allerweltsweisheiten, sondern geht mitwissenschaftlicher Genauigkeit an die Schilderung der letzten Momente heran.

Besonders gelungen ist ihm das bei der Beschreibung des Ertrinkens, aber es mutet schon sehr makaber an, wenn Stark dieser Todesart eine "besondere literarische Qualität" beimisst. Eine kurze Kostprobe: "54 Sekunden (noch 325 ml Sauerstoff): Während es wieder hinuntergeht, kämpft Matt mit dem Schaum in seiner Luftröhre. Sein Kehlkopf wird von einem Krampf befallen, schließt sich reflexartig vor dem Wasser und dem Schaum … Er hat das vage Gefühl, herumgerollt zu werden, als ob er in einem riesigen, warmen Whirlpool läge und dienstfertige Hände ihn massierten und bewegten." Schade, dass lange nicht jedes Kapitel auf diese Art und Weise kurzweilig, informativ und ansprechend geschrieben ist!

Eindeutig negativ fällt auf, dass der Autor die auf dem Umschlag angekündigten "sprituellen Aspekte des Sterbens und die Sicht des Todes in anderen Kulturen" nur in ein paar Absätzen ziemlich oberflächlich streift.

Insgesamt handelt es sich aber um ein durchaus ansprechendes Sachbuch, dem die Ecken und Kanten nicht weggeschliffen worden sind. Zwar scheint es wie auf Extremsportler zugeschnitten, doch wer sich für die physiologischen Vorgänge in lebensbedrohlichen Situationen interessiert, liegt bei Peter Stark richtig. Nicht zuletzt soll das Buch dem Leser auch die Gefahren beim Extremsport verdeutlichen und so sein Leben schützen helfen.

Um nicht allzu viel vom Tod zu reden: Das Buch wird seinem Titel gerecht. Rund die Hälfte der Geschichten geht für die Protagonisten glimpflich ab. Sie kommen mit einem Schreck davon, den sie ihr Leben lang nicht vergessen werden.
  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 10/2003

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