Die Lieblingstiere des Präsidenten
Ein toter sibirischer Tiger bringt auf dem Schwarzmarkt mehr als zwanzigtausend US-Dollar. Denn in der chinesischen Medizin werden beispielsweise die Tigerknochen gegen Rheumatismus und Schwächezustände verwendet, und die Barthaare sollen bei Zahnschmerzen helfen. Der Orang-Utan ist vom Aussterben bedroht, weil sein Lebensraum durch das Abholzen der letzten intakten Regenwälder in Borneo und Sumatra immer kleiner wird. Und auch die Zahl der Fledermäuse in Deutschland nimmt ständig ab, weil sie immer weniger Baumhöhlen oder Hohlräume im Dachgebälk finden, in denen sie schlafen und überwintern können. Das Buch „Tierwelten“ von Carl-Albrecht von Treuenfels, dem langjährigen Präsidenten des World Wide Fund for Nature (WWF), versammelt 76 Reportagen, die einerseits auf eigenen Beobachtungen des Autors fußen und andererseits die reichhaltige Literatur auswerten. In den meisten Kapiteln finden sich nicht nur zoologischen Grunddaten und die aktuellen Lebensumstände, sondern auch Informationen über die Art der Gefährdung, über den Schutz und das Verhältnis der vorgestellten Art zum Menschen. Dabei spannt der Autor den Bogen vom Spitzmaulnashorn zur Goldammer sowie vom afrikanischen Waldelefanten zur Schneegans. Er hat sich bei der Auswahl der Tiere auf Säugetiere und Vögel beschränkt, die bei den meisten Menschen auf Zuneigung und Interesse stoßen. Aber der Autor schreibt nicht nur über die großen bekannten Stars, die „Flaggschiff“ — Arten, die stellvertretend für ganze Ökosysteme stehen, und die Probleme, die es bereitet diese Arten zu schützen. Auch Haussperling oder Buchfink werden liebevoll porträtiert. Ziel des Buches soll es sein, für den Schutz der Natur mit ihrer frei lebenden Tier- und Pflanzenwelt zu werben. Das über zwei Kilogramm schwere und knapp 100 Mark teure Buch bietet sich gut als repräsentatives Geschenk an. Mit großformatigen Fotografien und informativen, wenn auch etwas trockenen Texten porträtiert Carl-Albrecht von Treuenfels Wildtiere in ihren Lebensräumen und schärft unseren Blick für das Verschwinden der Vielfalt.
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