Computerspiele - Sündenbock für gesellschaftliche Fehlleistungen?
Lässt "Counterstrike" einen jungen Menschen Amok laufen? Regt "Doom" Gewalt unter Heranwachsenden an? Fragen, die sich nicht nur Eltern angesichts des Medienkonsums ihrer Kinder stellen. Esther Köhler gibt mit "Computerspiele und Gewalt" eine psychologische Entwarnung.
In den letzten Jahren haben Veröffentlichungen und Reportagen zugenommen, die die angeblich wachsende Brutalisierung unter Jugendlichen thematisieren. Eine der Hauptursachen für dieses steigende Gewaltpotenzial stellen nach Ansicht vieler Psychologen und Pädagogen die neuen Medien dar, vor allem aber gewaltverherrlichende Computerspiele. Aber ist diese Geschichte wahr und wenn ja, welchen Anteil hat sie dann am Problem? Gibt es tatsächlich einschlägige wissenschaftliche Erkenntnisse, die diese Tatsache belegen? Kann man behaupten, dass sich der Amokläufer von Erfurt allein durch das Computerspiel "Counterstrike" veranlasst fühlte, diese Tat zu begehen oder gab es andere Gründe für diese schreckliche Tat?
Esther Köhler hat sich in ihrer Diplomarbeit mit dieser Fragestellung näher beschäftigt. Sie hat sich mit dem Problem der neuen Medien, vor allem der Computerspiele und deren Einfluss auf die Jugendlichen, auseinander gesetzt. Schlagzeilen wie "Medien sind schlecht", "Medien machen dick" oder "Medien machen dumm" sind immer wieder zu hören und zu lesen. Auch einschlägige Wissenschaftler wie etwa Manfred Spitzer hört man immer wieder sagen, wie schlecht Computer und Fernsehen für Kinder und Jugendliche und deren Entwicklung sind.
Die Darstellungen der Autorin, die sie aus vielen verschiedenen wissenschaftlichen Studien zusammenträgt, belegen aber in vieler Hinsicht nicht nur das Gegenteil – sie zeigt sogar, dass andere Gründe für die steigende Gewalt unter Jugendlichen zu nennen sind. Eine der Hauptursachen sieht sie in den heute immer stärker fehlenden sozialen Strukturen: Kindern und Jugendlichen fehlt der Halt, den es früher durch "normale" familiäre Verhältnisse gegeben hat. Der verstärkte Medienkonsum sei daher nicht nur durch die verstärkte Medienpräsenz zu erklären, sondern vielmehr auch unter den Veränderungen in den gesellschaftlichen Strukturen und der sozialen Kontexte zu betrachten, in denen die Kinder und Jugendlichen heute aufwachsen. Ein Verbot von Gewalt- und "Killerspielen", so wie es immer mehr Politiker, Pädagogen oder auch kriminologische Forschungsinstitute fordern, sei folglich nicht die Lösung für das Problem. Die wahre Problematik werde dabei immer wieder ausgeblendet – etwa dass der Erfurter Amokläufer nicht nur gerne Gewaltspiele konsumierte, sondern tatsächlich auch psychisch sehr labil war, politischem Extremismus sehr nahestand und vor allem neben seinem realen Waffenbesitz auch regelmäßig in einem Schützenverein trainierte.
Schließlich unterbreitet Köhler, dass die von ihr herangezogenen Studien eine generelle und allgemeine, vor allem negative Wirkung von Computerspielen im Einzelfall nicht ermitteln oder gar vorhersagen konnten. Dazu sei der Mensch ein zu komplexes Wesen, als dass er sich willenlos solchen Spielen ausliefern würde. Ihr umfangreiches Inhaltsverzeichnis zeigt, wie intensiv sich die Autorin mit der Belegung dieser Fakten bemüht hat. In sieben Kapiteln, die sich mit den Veränderungen der Gesellschaft, Familie und Kindheit oder der Medienpädagogik, Medienkompetenz und der Mediennutzung, der Eigenheiten von Computerspielen, der Auswirkungen von Computerspielen und der Gewaltforschung auseinandersetzen, sucht und findet sie Beweise für ihre Entwarnung.
Ein interessantes Buch, an dem es aber auch etwas zu mäkeln gibt: Die äußere Aufmachung beispielsweise erinnert sehr an die Diplomarbeit, was durch die vielen Unterkapitel und Unter-Unterkapitel noch unterstrichen wird – sie haben das Lesen nicht immer einfach gestaltet. Außerdem erschwerten die vielen Literaturangaben innerhalb des Textverlaufes das Lesen. Hier wäre eine andere Methode angebrachter gewesen, um ein flüssigeres Lesen zu ermöglichen. Es ist zudem vor allem eine reine – aber gute – Zusammenstellung der vielen wissenschaftlichen Arbeiten und Ergebnisse auf diesem Gebiet.
Auch ich als Pädagogin und Mutter sehe verallgemeinernde Studien zu Auswirkungen von Medien eher kritisch. Denn wie für alles andere gilt: Eine gesunde Mischung macht es! Ein generelles Verbot ist nicht richtig, denn wir sollen unserer Kinder auch zu Menschen erziehen, die über eine gewisse Medienkompetenz verfügen. Dass das heute früher passiert als noch vor 20 oder 30 Jahren ist klar, und wir können die Entwicklungen im Bereich der Medien nicht aufhalten. Genausowenig können wir verhindern, dass sich unsere Kinder mit diesen neuen Welten auseinandersetzen. Es liegt an uns, sie nicht abdriften zu lassen.
Esther Köhler hat sich in ihrer Diplomarbeit mit dieser Fragestellung näher beschäftigt. Sie hat sich mit dem Problem der neuen Medien, vor allem der Computerspiele und deren Einfluss auf die Jugendlichen, auseinander gesetzt. Schlagzeilen wie "Medien sind schlecht", "Medien machen dick" oder "Medien machen dumm" sind immer wieder zu hören und zu lesen. Auch einschlägige Wissenschaftler wie etwa Manfred Spitzer hört man immer wieder sagen, wie schlecht Computer und Fernsehen für Kinder und Jugendliche und deren Entwicklung sind.
Die Darstellungen der Autorin, die sie aus vielen verschiedenen wissenschaftlichen Studien zusammenträgt, belegen aber in vieler Hinsicht nicht nur das Gegenteil – sie zeigt sogar, dass andere Gründe für die steigende Gewalt unter Jugendlichen zu nennen sind. Eine der Hauptursachen sieht sie in den heute immer stärker fehlenden sozialen Strukturen: Kindern und Jugendlichen fehlt der Halt, den es früher durch "normale" familiäre Verhältnisse gegeben hat. Der verstärkte Medienkonsum sei daher nicht nur durch die verstärkte Medienpräsenz zu erklären, sondern vielmehr auch unter den Veränderungen in den gesellschaftlichen Strukturen und der sozialen Kontexte zu betrachten, in denen die Kinder und Jugendlichen heute aufwachsen. Ein Verbot von Gewalt- und "Killerspielen", so wie es immer mehr Politiker, Pädagogen oder auch kriminologische Forschungsinstitute fordern, sei folglich nicht die Lösung für das Problem. Die wahre Problematik werde dabei immer wieder ausgeblendet – etwa dass der Erfurter Amokläufer nicht nur gerne Gewaltspiele konsumierte, sondern tatsächlich auch psychisch sehr labil war, politischem Extremismus sehr nahestand und vor allem neben seinem realen Waffenbesitz auch regelmäßig in einem Schützenverein trainierte.
Schließlich unterbreitet Köhler, dass die von ihr herangezogenen Studien eine generelle und allgemeine, vor allem negative Wirkung von Computerspielen im Einzelfall nicht ermitteln oder gar vorhersagen konnten. Dazu sei der Mensch ein zu komplexes Wesen, als dass er sich willenlos solchen Spielen ausliefern würde. Ihr umfangreiches Inhaltsverzeichnis zeigt, wie intensiv sich die Autorin mit der Belegung dieser Fakten bemüht hat. In sieben Kapiteln, die sich mit den Veränderungen der Gesellschaft, Familie und Kindheit oder der Medienpädagogik, Medienkompetenz und der Mediennutzung, der Eigenheiten von Computerspielen, der Auswirkungen von Computerspielen und der Gewaltforschung auseinandersetzen, sucht und findet sie Beweise für ihre Entwarnung.
Ein interessantes Buch, an dem es aber auch etwas zu mäkeln gibt: Die äußere Aufmachung beispielsweise erinnert sehr an die Diplomarbeit, was durch die vielen Unterkapitel und Unter-Unterkapitel noch unterstrichen wird – sie haben das Lesen nicht immer einfach gestaltet. Außerdem erschwerten die vielen Literaturangaben innerhalb des Textverlaufes das Lesen. Hier wäre eine andere Methode angebrachter gewesen, um ein flüssigeres Lesen zu ermöglichen. Es ist zudem vor allem eine reine – aber gute – Zusammenstellung der vielen wissenschaftlichen Arbeiten und Ergebnisse auf diesem Gebiet.
Auch ich als Pädagogin und Mutter sehe verallgemeinernde Studien zu Auswirkungen von Medien eher kritisch. Denn wie für alles andere gilt: Eine gesunde Mischung macht es! Ein generelles Verbot ist nicht richtig, denn wir sollen unserer Kinder auch zu Menschen erziehen, die über eine gewisse Medienkompetenz verfügen. Dass das heute früher passiert als noch vor 20 oder 30 Jahren ist klar, und wir können die Entwicklungen im Bereich der Medien nicht aufhalten. Genausowenig können wir verhindern, dass sich unsere Kinder mit diesen neuen Welten auseinandersetzen. Es liegt an uns, sie nicht abdriften zu lassen.
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