Klassische Stadtrundfahrt
Wer stand nicht schon mindestens einmal vor einer Ruine und wunderte sich nicht nur, wie der komplette Bau einmal ausgesehen haben mag, sondern auch, wer hier gelebt, gearbeitet oder sich vergnügt hat. Im Falle Athens wurde diesbezüglich Abhilfe geschaffen: Wer mehr über die antike Stadt, das kunst- und kulturgeschichtliche Zentrum der Antike, erfahren möchte, sollte sich den literarischen Stadtführer "Das antike Athen" anschaffen. Wohl gemerkt "literarisch", denn Hans Goette und Jürgen Hammerstaedt haben anhand ausgewählter, übersetzter Texte antiker Autoren und mit Hilfe zahlreicher Abbildungen und Karten die Ruinen zum Sprechen gebracht: Man lernt den Kultbetrieb in den Heiligtümern auf der Akropolis ebenso kennen wie das Marktgetümmel auf der Agora, die Aufführungen im Dionysostheater, den Schulbetrieb der Philosophen in der Akademie oder die Sitzungen des alten Athener Adelsrats auf dem Areopag.
Nach einer allgemeinen Charakterisierung der Stadt muss es natürlich zuerst um die Akropolis gehen, ein in der antiken Literatur – von Homer über Herodot und Thukydides bis hin zu Plinius oder Pausanias – besonders viel beachtetes Monument. Mindestens ebenso wichtig waren die diversen Agorai – Markplätze – der Stadt, auch hier fungiert der Periheget (Reiseführer) Pausanias wieder als maßgebliche Quelle. Sie werden als Orte des Handels und Gewerbes, aber auch als Plätze zum Philosophieren und Klatschen, Treff der Intellektuellen und der Jünglinge, als Vergnügungs- und nicht zuletzt als politische Zentren vorgestellt.
Von der hohen Politik zum puren Vergnügen: Im Theater des Dionysos wird der Leser nicht nur mit Aufführungspraxis und Architektur, sondern auch mit Tragödie und Komödie oder mit dem zugehörigen Heiligtum und Kult vertraut gemacht. Von Hadrians Olympieon geht es zu den Stätten der Philosophie und des Geisteslebens, zu Akademie, Stoa und Bibliotheken. Besonders Cicero berichtet Interessantes über Bildung und Ausbildung, über Platons Akademie, Aristoteles Peripatos, über Epikur und einen Lehrer namens Chrysipp, der im Odeion lehrte und einen Schwips vom Genuss von zu viel unvermischten süßen Weines bekam. Dem Kerameikos ist ebenfalls ein eigenes Kapitel gewidmet, war er doch nicht nur Friedhof, sondern zugleich Töpfer- und Rotlichtviertel.
Zugegeben, es ist schwierig eine so vielseitige und geschichtsträchtige Stadt literarisch in den Griff zu bekommen, zumal nicht alles gleich fundiert durch antike Quellen belegt ist. Einerseits galt es, einzelne Heiligtümer, Plätze und Sights in ihren geografischen Zusammenhängen abzuhandeln, andererseits sollten thematische Aspekte wie Kulte, Staatsleben, Stätten der Philosophie und des Geisteslebens nicht zu kurz kommen. Kein Wunder, dass Überschneidungen unvermeidlich waren.
In den thematischen Kapiteln fällt auf, dass ein Schwergewicht auf Geisteswelt, Handel, Gerichtswesen, Kulte gelegt wurde, Aspekte wie Körperertüchtigung und Sport oder Knabenliebe und Hetärentum jedoch etwas zu kurz kommen. Das Kapitel über "Athen unter dem Einfluss von Attizismus und zweiter Sophistik" – wobei einem "normal gebildeten" Leser allein die Überschrift schwer verständlich sein dürfte – passt nicht so recht ins Konzept. Es geht darin um die Bauten des Herodes Attikus, und dessen Stadion oder Odeion hätten eigentlich besser in Rubriken wie "Sport" oder "Unterhaltung" gepasst. Beim Kapitel über das Wohnen denkt man zuerst an die bestens überlieferten Wohnverhältnisse im antiken Pompeji oder in Ostia. Die athenischen Stadthäuser waren herrschaftlicher, doch sonst scheinen die Quellen nicht sehr ergiebig zu sein. Und wie sieht es eigentlich mit Athens unmittelbarer Umgebung, mit Pentelikon, Parnassus oder Hymettos aus? Immerhin widmet sich ein eigenes Kapitel dem sozialen Schmelztiegel Piräus und seiner Bedeutung als Athens Hafen und Standpunkt der Flotte.
Ebenso lobenswert wie die handliche Aufmachung des Buches ist der umfangreiche Anhang mit Abkürzungen und Anmerkungen, ausführlicher Bibliografie, Exkursen zu Geld und Monatsnamen, Zeitabriss, Glossar, Bildnachweis und Indices. Die Abbildungen sind schwarz-weiß, es handelt sich vor allem um Karten und Rekonstruktionszeichnungen, dazu kommen einige Fotos von Fundstücken, Statuen und Bauten. Trotz kleinerer Mängel ist das Buch eine "Liebeserklärung" an eine historische Stadt, die unter Mitwirkung von Aristophanes, Herodot, Pausanias & Co zu neuem Leben erwacht und nicht nur Athen-Besucher fesseln dürfte.
Nach einer allgemeinen Charakterisierung der Stadt muss es natürlich zuerst um die Akropolis gehen, ein in der antiken Literatur – von Homer über Herodot und Thukydides bis hin zu Plinius oder Pausanias – besonders viel beachtetes Monument. Mindestens ebenso wichtig waren die diversen Agorai – Markplätze – der Stadt, auch hier fungiert der Periheget (Reiseführer) Pausanias wieder als maßgebliche Quelle. Sie werden als Orte des Handels und Gewerbes, aber auch als Plätze zum Philosophieren und Klatschen, Treff der Intellektuellen und der Jünglinge, als Vergnügungs- und nicht zuletzt als politische Zentren vorgestellt.
Von der hohen Politik zum puren Vergnügen: Im Theater des Dionysos wird der Leser nicht nur mit Aufführungspraxis und Architektur, sondern auch mit Tragödie und Komödie oder mit dem zugehörigen Heiligtum und Kult vertraut gemacht. Von Hadrians Olympieon geht es zu den Stätten der Philosophie und des Geisteslebens, zu Akademie, Stoa und Bibliotheken. Besonders Cicero berichtet Interessantes über Bildung und Ausbildung, über Platons Akademie, Aristoteles Peripatos, über Epikur und einen Lehrer namens Chrysipp, der im Odeion lehrte und einen Schwips vom Genuss von zu viel unvermischten süßen Weines bekam. Dem Kerameikos ist ebenfalls ein eigenes Kapitel gewidmet, war er doch nicht nur Friedhof, sondern zugleich Töpfer- und Rotlichtviertel.
Zugegeben, es ist schwierig eine so vielseitige und geschichtsträchtige Stadt literarisch in den Griff zu bekommen, zumal nicht alles gleich fundiert durch antike Quellen belegt ist. Einerseits galt es, einzelne Heiligtümer, Plätze und Sights in ihren geografischen Zusammenhängen abzuhandeln, andererseits sollten thematische Aspekte wie Kulte, Staatsleben, Stätten der Philosophie und des Geisteslebens nicht zu kurz kommen. Kein Wunder, dass Überschneidungen unvermeidlich waren.
In den thematischen Kapiteln fällt auf, dass ein Schwergewicht auf Geisteswelt, Handel, Gerichtswesen, Kulte gelegt wurde, Aspekte wie Körperertüchtigung und Sport oder Knabenliebe und Hetärentum jedoch etwas zu kurz kommen. Das Kapitel über "Athen unter dem Einfluss von Attizismus und zweiter Sophistik" – wobei einem "normal gebildeten" Leser allein die Überschrift schwer verständlich sein dürfte – passt nicht so recht ins Konzept. Es geht darin um die Bauten des Herodes Attikus, und dessen Stadion oder Odeion hätten eigentlich besser in Rubriken wie "Sport" oder "Unterhaltung" gepasst. Beim Kapitel über das Wohnen denkt man zuerst an die bestens überlieferten Wohnverhältnisse im antiken Pompeji oder in Ostia. Die athenischen Stadthäuser waren herrschaftlicher, doch sonst scheinen die Quellen nicht sehr ergiebig zu sein. Und wie sieht es eigentlich mit Athens unmittelbarer Umgebung, mit Pentelikon, Parnassus oder Hymettos aus? Immerhin widmet sich ein eigenes Kapitel dem sozialen Schmelztiegel Piräus und seiner Bedeutung als Athens Hafen und Standpunkt der Flotte.
Ebenso lobenswert wie die handliche Aufmachung des Buches ist der umfangreiche Anhang mit Abkürzungen und Anmerkungen, ausführlicher Bibliografie, Exkursen zu Geld und Monatsnamen, Zeitabriss, Glossar, Bildnachweis und Indices. Die Abbildungen sind schwarz-weiß, es handelt sich vor allem um Karten und Rekonstruktionszeichnungen, dazu kommen einige Fotos von Fundstücken, Statuen und Bauten. Trotz kleinerer Mängel ist das Buch eine "Liebeserklärung" an eine historische Stadt, die unter Mitwirkung von Aristophanes, Herodot, Pausanias & Co zu neuem Leben erwacht und nicht nur Athen-Besucher fesseln dürfte.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben