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Digitales Fotografieren leicht gemacht?

Scott Kelby ist in der Profifoto-Szene kein unbeschriebenes Blatt, hatte er sich doch als Computerbuch-Verfasser und vor allem als Autor praxisnaher Titel zur Bildbearbeitung mit Photoshop und Herausgeber der Zeitschrift Photoshop User einen Namen gemacht. Sein in den USA 2006 erschienenes "The Digital Photography Book" liegt seit Kurzem auch in deutscher Übersetzung vor.

Praxisnah verrät der Autor auf kurzweilige Weise auf rund 200 Seiten Tricks und Techniken der Digitalfotografie. Sein Ziel ist nach eigener Auskunft, jedermann nahezubringen, was man wissen muss, um wie ein Profi zu arbeiten. Er gibt Infos über Kameras und Ausrüstung sowie über die Grundlagen der (digitalen) Fotografie – Belichtung, Verschlusszeit, Blende, Schärfentiefe und Auflösung –, und schließlich geht es um spezielle fotografischen Sujets.

Den Anfang machen "Profitipps für richtig scharfe Fotos". Es geht um Zubehör wie Kabelauslöser und Stativ, um richtige Blende und ISO-Werte, Scharfzeichnen in Photoshop und "wackelfreie" Fotos aus der Hand. Die folgenden fünf Kapitel widmen sich speziellen Motiven: Blumen, Hochzeiten, Landschaften, Sportfotos und Menschen, wobei das Thema "Hochzeiten" schon ein sehr Spezielles ist.

Seltsamerweise geht es im 7. und 8. Kapitel dann wieder um allgemeine Themen: Um Problemvermeidung, um Sonnenblende, Backups und Stromsparen sowie das Eliminieren des Phänomens "rote Augen", ehe man im nächsten Abschnitt in "Die Vorteile der digitalen Welt" eingeführt und zum Experimentieren aufgerufen wird.

Danach kehrt der Autor wieder zu Motiven zurück: "Urlaubs- und Stadtfotos" – eher ein Variakapitel – befasst sich mit verschiedenen Aspekten, die teils besser in vorherigen Kapiteln aufgehoben gewesen wären. Im vorletzten Kapitel "Drucken wie ein Profi und andere coole Tipps" steht Photoshop im Vordergrund, allerdings gibt es auch Hinweise zu Megapixeln, über Drucker und Ausdrucke, Fotopapier und Ausrüstung.

Dann geht es zur Sache: Anhand von 14 eigenen Bildern fasst der Autor seine Tipps zusammen und beschreibt anhand bestimmter Motive Entstehung, Technik und Gestaltungsmittel – vielleicht das nützlichste Kapitel im ganzen Buch.

Der Band ist leicht verdaulich, ganz in Farbe und in übersichtlichem Layout. Ein Foto zum jeweiligen Thema, ein paar Zeilen Text, eventuell noch ein "Merkkasten", allerdings insgesamt recht wenig Lesestoff und somit eher ein Buch zum Blättern. Die Sprache ist leider manchmal sehr flapsig, was allerdings wohl in erster Linie an der Übersetzung aus dem Amerikanischen (und der Mentalität des amerikanischen Autors) liegt. Sätze wie "Tipp: Reden Sie im Fotogeschäft von Glas statt Objektiv", "Achten Sie darauf, ob der Verkäufer dieses 'Sie gehören zum Club'-Lächeln auf den Lippen hat" oder "Es gibt wichtige Gründe, beim Fotografieren ein Basecap (korrekt wäre "Baseball-Cap"; Anm. d. Rez.) zu tragen: 1. Es schützt Sie vor der Sonne und 2. es sieht ziemlich cool aus" muten irgendwie peinlich an.

Manche Termini wie "Blende" und "Blendenwert" oder "Abblend-" und "Verdunklungsfilter" werden irreführend beziehungsweise falsch benutzt (dieser heißt korrekt "Neutral-Graufilter"), und Megapixel-Auflösungen werden nicht wie üblich in Zentimetern, sondern in Zoll angegeben. Neben den sprachlichen Ausrutschern scheint auch die Themenwahl etwas willkürlich. So fehlen beispielsweise die Stichworte Architektur-, Nacht-, Tieraufnahmen oder Stillleben oder eben das ganz normale Familien- oder Kinderfoto. Und überdies wären einige Informationen zum Thema der Archivierung sinnvoll gewesen.

Der Untertitel des Buches lautet "Für digitale Spiegelreflexkameras" – was auch überwiegend zutrifft, allerdings schien man allen Anforderungen gerecht werden zu wollen und fügte in der unteren Ecke hinzu: "Auch hervorragend geeignet für Kompaktkameras". Ein zweischneidiges Schwert, denn mögen die allgemeinen Tipps teilweise auch Kompaktkamera-Besitzern nützen, geht der Autor bei seinen Anleitungen doch prinzipiell davon aus, dass Objektive gewechselt, Linsen aufgeschraubt und diverse Blenden, Zeiten und ISO-Werte beliebig eingestellt werden können. Dabei dürfte die Mehrheit der fotografierenden Bevölkerung kaum eine der teuren Zigtausend-Pixel-Megakameras mit Wechselobjektiven besitzen. Andererseits sind viele der Tipps für erfahrene Fotografen mit derartigen Hightech-Gerätschaften wenig nützlich. Sie wissen Bescheid über Programme, Zeiten und Blenden, Licht und Motivwahl: Auch sie sind damit nicht das richtige Zielpublikum.

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