Wie Hefepilze schnüffeln lernen
Dass Liebe durch den Magen geht, wollen uns zwar zahlreiche Fernsehköche weismachen. Doch eigentlich hat die Liebe ihren Ursprung in der Nase. Die Duftmoleküle, die ein anderer Mensch ausströmt, können uns bezaubern oder auch abstoßen – dann können wir sie oder ihn "nicht riechen". Diesem Mechanismus verdanken wir sogar unser Leben: Die weibliche Eizelle sendet einen Maiglöckchenduft aus, woraufhin die Spermien mit dem richtigen Riecher in Richtung Duftquelle schwimmen, um die Eizelle zu befruchten.
Der Geruchsforscher Hanns Hatt von der Universität Bochum war vor einigen Jahren maßgeblich daran beteiligt, diesen Spermienlockstoff zu identifizieren. Zusammen mit der Journalistin Regine Dee hat er der Nase nun ein Buch gewidmet. Zwischen Spermien und Nase fand der Zellphysiologe sogar noch weitere Parallelen: Rund ein Zehntel der 350 Riechrezeptoren der Nasenschleimhaut lassen sich auch bei Samenzellen nachweisen.
Je nachdem, wie und welche Moleküle sich an den Rezeptoren in der Nase anheften, schicken die Zellen Signale ins Gehirn – und wir empfinden Ekel oder Entzücken. Schnappen wir zum ersten Mal nach Jahren wieder einen Geruch auf, löst dieser zuweilen eine ganze Flut von Erinnerungen aus. Bekannt ist, wie eine Madeleine (ein französisches Gebäck) eine Romanfigur von Marcel Proust in die Kindheit zurückversetzt.
Trotz oder gerade wegen seiner ätherischen Natur kann uns das Riechen die sinnlichsten Momente bescheren. Hatt und Dee glauben, dass der Mensch ebenso wie andere Säugetiere an der Nasenscheidewand ein so genanntes vomeronasales Organ besitzt, das auf Sexuallockstoffe reagiert. Doch dessen Existenz gilt in Fachkreisen als umstritten.
Die Fähigkeit zum Riechen lässt sich heute schon künstlich herstellen. Wissenschaftler können selbst aus Hefepilzen potenziell wertvolle Schnüffelnasen machen. Dazu schleusen sie ein Gen für einen Riechrezeptor in eine Hefzelle ein. Koppeln die Wissenschafter den Rezeptor zusätzlich an einen fluoreszierenden Farbstoff, dann leuchtet die Zelle, sobald sich der entsprechende Duftstoff daran bindet – und das könnte zum Beispiel das Molekül einer hochexplosiven Substanz sein. So ist es denkbar, dass Hefezellen eines Tages vor Sprengstoff oder Landminen warnen.
Über Kuriositäten dieser Art berichten Hatt und Dee in einer gelungenen Koautorenschaft: Der Forscher verfügt über profundes Fachwissen, das die Journalistin vergnüglich aufbereitet. So stehen exakte naturwissenschaftliche Daten neben persönlichen Anekdoten. Die acht Kapitel bieten unter anderem eine Einführung in die Biologie des Riechens und der Duftstoffe sowie jede Menge Tierisches, Menschliches und Allzumenschliches in Sachen Nase.
Dabei verzichten die Autoren darauf, Lexikonwissen systematisch abzuhandeln, und unterhalten stattdessen mit skurrilen Phänomenen und Geschichten, als befänden sie sich in einer lockeren Plauderrunde. Ob Hatt und Dee tatsächlich "alles über das Riechen" präsentieren, wie der Untertitel verspricht, mag man bezweifeln. Doch es beeindruckt, auf welch vielfältige und oft unmerkliche Weise unsere Nase tagaus, tagein gekitzelt wird.
Der Geruchsforscher Hanns Hatt von der Universität Bochum war vor einigen Jahren maßgeblich daran beteiligt, diesen Spermienlockstoff zu identifizieren. Zusammen mit der Journalistin Regine Dee hat er der Nase nun ein Buch gewidmet. Zwischen Spermien und Nase fand der Zellphysiologe sogar noch weitere Parallelen: Rund ein Zehntel der 350 Riechrezeptoren der Nasenschleimhaut lassen sich auch bei Samenzellen nachweisen.
Je nachdem, wie und welche Moleküle sich an den Rezeptoren in der Nase anheften, schicken die Zellen Signale ins Gehirn – und wir empfinden Ekel oder Entzücken. Schnappen wir zum ersten Mal nach Jahren wieder einen Geruch auf, löst dieser zuweilen eine ganze Flut von Erinnerungen aus. Bekannt ist, wie eine Madeleine (ein französisches Gebäck) eine Romanfigur von Marcel Proust in die Kindheit zurückversetzt.
Trotz oder gerade wegen seiner ätherischen Natur kann uns das Riechen die sinnlichsten Momente bescheren. Hatt und Dee glauben, dass der Mensch ebenso wie andere Säugetiere an der Nasenscheidewand ein so genanntes vomeronasales Organ besitzt, das auf Sexuallockstoffe reagiert. Doch dessen Existenz gilt in Fachkreisen als umstritten.
Die Fähigkeit zum Riechen lässt sich heute schon künstlich herstellen. Wissenschaftler können selbst aus Hefepilzen potenziell wertvolle Schnüffelnasen machen. Dazu schleusen sie ein Gen für einen Riechrezeptor in eine Hefzelle ein. Koppeln die Wissenschafter den Rezeptor zusätzlich an einen fluoreszierenden Farbstoff, dann leuchtet die Zelle, sobald sich der entsprechende Duftstoff daran bindet – und das könnte zum Beispiel das Molekül einer hochexplosiven Substanz sein. So ist es denkbar, dass Hefezellen eines Tages vor Sprengstoff oder Landminen warnen.
Über Kuriositäten dieser Art berichten Hatt und Dee in einer gelungenen Koautorenschaft: Der Forscher verfügt über profundes Fachwissen, das die Journalistin vergnüglich aufbereitet. So stehen exakte naturwissenschaftliche Daten neben persönlichen Anekdoten. Die acht Kapitel bieten unter anderem eine Einführung in die Biologie des Riechens und der Duftstoffe sowie jede Menge Tierisches, Menschliches und Allzumenschliches in Sachen Nase.
Dabei verzichten die Autoren darauf, Lexikonwissen systematisch abzuhandeln, und unterhalten stattdessen mit skurrilen Phänomenen und Geschichten, als befänden sie sich in einer lockeren Plauderrunde. Ob Hatt und Dee tatsächlich "alles über das Riechen" präsentieren, wie der Untertitel verspricht, mag man bezweifeln. Doch es beeindruckt, auf welch vielfältige und oft unmerkliche Weise unsere Nase tagaus, tagein gekitzelt wird.
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