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»Das unterschätzte Tier«: Für einen neuen Umgang mit Tieren

Heute ist viel mehr über die Gefühle und Fähigkeiten von Tieren bekannt als noch vor 100 Jahren. Was sich dadurch geändert hat und wo Nachholbedarf besteht, zeigt »Das unterschätzte Tier«. Eine Rezension.
Es ist allgemein bekannt, dass Elefanten vom Aussterben bedroht sind, aber das Schicksal der Giraffen ist es nicht: Heute gibt es viermal mehr Elefanten als Giraffen.

Zum Spaß auf eine Jagdsafari gehen? Für viele Menschen ist das heute undenkbar und sogar abstoßend. Dabei war es noch Mitte des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Statussymbol für Staatsmänner und den Hochadel. Mit erlegten Tigern, Löwen und anderen majestätischen Tieren posierten sie stolz für die Kamera.

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie grundlegend sich das Verhältnis zu nicht menschlichen Erdbewohnern innerhalb weniger Jahrzehnte gewandelt hat. Dass auch die Medien, die Popkultur und viele andere Gesellschaftsbereiche inzwischen ein anderes Tierbild vertreten, zeigen die Autorinnen und Autoren des Buchs »Das unterschätzte Tier« in kurzen Aufsätzen.

Wissen heißt nicht automatisch handeln

Diese sind interessant und flüssig geschrieben und vermitteln einen guten Eindruck davon, wie die Wissenschaft durch die zunehmende Erforschung der Fähigkeiten und der Gefühlswelt von Tieren zu dieser veränderten Wahrnehmung beigetragen hat. Spannend ist daran vor allem, wie unterschiedlich dieses Wissen in der Gesellschaft verteilt ist.

Das führt zu teils großen Widersprüchen im Umgang mit Haus-, Nutz- und Wildtieren: Auf der einen Seite halten 95 Prozent der Deutschen Tierschutz in der Landwirtschaft für wichtig, auf der anderen Seite stagniert der Marktanteil für Bio-Fleisch seit Jahren bei unter vier Prozent. Schimpansen werden wegen ihrer Fähigkeit, Gemälde zu malen, von manchen inzwischen als begabte Künstler gesehen, während andere weiter illegal mit ihnen Handel treiben.

Aus diesen Gegensätzen heraus muss man es schaffen, eine Beziehung zu Tieren aufzubauen, welche die Lebewesen weder unterschätzt noch überhöht. Doch dafür ist noch einiges an Arbeit nötig, wie das Buch eindrucksvoll verdeutlicht. Die comichaften Illustrationen, die nicht wirklich etwas zum Inhalt beitragen, hätte es nicht gebraucht.

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