Mythos Normkind
Hat Ihr Kind schon einmal auf einen Hund gedeutet und dabei voller Überzeugung »Katze« gesagt? Oder eine Wassermelone als »Mond« bezeichnet? Keine Sorge: Beides ist dem Phänomen der Überdehnung geschuldet, der im Verlauf jeder normalen Sprachentwicklung auftritt. Kinder kennen zunächst nicht alle, sondern nur einige sehr unspezifische Bedeutungsmerkmale eines Worts. Im Fall der Katze könnte diese Eigenschaft zum Beispiel »vier Beine« lauten, und da auch der Hund vier Beine hat, wird er kurzerhand zur Katze erklärt. Wie es zu solchen Fehlern im Spracherwerb kommt und warum sie keinen Anlass zur Sorge bieten, schildert die renommierte Spracherwerbsforscherin Gisela Szagun.
Kinder bauen in den ersten drei Lebensjahren nicht nur einen Grundwortschatz ihrer Muttersprache auf, sondern erlernen auch deren grundlegende Grammatik. Wie das geschieht, erläutert Szagun allgemeinverständlich und anhand vieler Beispiele. Der Leser erfährt, wie schon die Kleinsten Sprache zunächst an Rhythmus und Melodie erkennen, wie sie daraufhin nach und nach den Wortschatz erwerben und wie sich schließlich die Grammatik ausbildet.
Ausführlich widmet sich Szagun vor allem einer Frage, die viele besorgte Eltern beschäftigt: Wie verläuft eine "gesunde" Sprachentwicklung? Woran erkennt man, ob sich der Nachwuchs sprachlich nach Plan entwickelt?
Die Medien würden in dieser Hinsicht viel Unsinn verbreiten, der den Eltern unnötig Sorgen bereite, warnt Szagun. Auch seien große Unterschiede im Spracherwerb ganz normal: Bis zu zwölf Monate könne ein Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt hinter der Entwicklung eines Altersgenossen zurückliegen, ohne dass dies auf eine Spracherwerbsstörung schließen lasse. Eltern täten entsprechend gut daran, der Sprachentwicklung freien Lauf zu lassen und das eigene Kind nicht ständig mit anderen zu vergleichen.
Szagun schätzt, dass rund fünf bis zehn Prozent der Kinder tatsächlich an Sprachentwicklungsstörungen leiden. Woran diese festzumachen sind und wann Hilfe geboten ist, erklärt sie in einem eigenen Kapitel.
Wer sich aber einen detaillierten Leitfaden erhofft, wie Eltern ihr Kind beim Spracherwerb optimal fördern können, wird wahrscheinlich enttäuscht sein: Die Rolle der Eltern versteht Szagun als die von "sensiblen Statisten". Dies bedeute nicht, dass sie keinen Einfluss auf die Sprachentwicklung hätten, doch die wesentlichen Mechanismen liefen ohne bewusstes Zutun ab: Erwachsene passen intuitiv Stimmlage, Wortwahl und Rhythmik ihrer Sprache an, wenn sie mit kleinen Kindern sprechen. Deshalb, so ihr Fazit, sei es für das Kind am förderlichsten, wenn die Eltern natürlich bleiben und eine »akzeptierende Grundhaltung« an den Tag legen, die eher der eines interessierten Zuschauers gleichkomme als der eines Lehrmeisters.
Kinder bauen in den ersten drei Lebensjahren nicht nur einen Grundwortschatz ihrer Muttersprache auf, sondern erlernen auch deren grundlegende Grammatik. Wie das geschieht, erläutert Szagun allgemeinverständlich und anhand vieler Beispiele. Der Leser erfährt, wie schon die Kleinsten Sprache zunächst an Rhythmus und Melodie erkennen, wie sie daraufhin nach und nach den Wortschatz erwerben und wie sich schließlich die Grammatik ausbildet.
Ausführlich widmet sich Szagun vor allem einer Frage, die viele besorgte Eltern beschäftigt: Wie verläuft eine "gesunde" Sprachentwicklung? Woran erkennt man, ob sich der Nachwuchs sprachlich nach Plan entwickelt?
Die Medien würden in dieser Hinsicht viel Unsinn verbreiten, der den Eltern unnötig Sorgen bereite, warnt Szagun. Auch seien große Unterschiede im Spracherwerb ganz normal: Bis zu zwölf Monate könne ein Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt hinter der Entwicklung eines Altersgenossen zurückliegen, ohne dass dies auf eine Spracherwerbsstörung schließen lasse. Eltern täten entsprechend gut daran, der Sprachentwicklung freien Lauf zu lassen und das eigene Kind nicht ständig mit anderen zu vergleichen.
Szagun schätzt, dass rund fünf bis zehn Prozent der Kinder tatsächlich an Sprachentwicklungsstörungen leiden. Woran diese festzumachen sind und wann Hilfe geboten ist, erklärt sie in einem eigenen Kapitel.
Wer sich aber einen detaillierten Leitfaden erhofft, wie Eltern ihr Kind beim Spracherwerb optimal fördern können, wird wahrscheinlich enttäuscht sein: Die Rolle der Eltern versteht Szagun als die von "sensiblen Statisten". Dies bedeute nicht, dass sie keinen Einfluss auf die Sprachentwicklung hätten, doch die wesentlichen Mechanismen liefen ohne bewusstes Zutun ab: Erwachsene passen intuitiv Stimmlage, Wortwahl und Rhythmik ihrer Sprache an, wenn sie mit kleinen Kindern sprechen. Deshalb, so ihr Fazit, sei es für das Kind am förderlichsten, wenn die Eltern natürlich bleiben und eine »akzeptierende Grundhaltung« an den Tag legen, die eher der eines interessierten Zuschauers gleichkomme als der eines Lehrmeisters.
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