Im Zauberreich der Gedanken
Wenn Sie irgendwo lesen: "Denken Sie jetzt nicht an einen blauen Elefanten!", dann denken Sie natürlich genau daran. Der Grund: Gedanken, die man eigentlich unterdrücken möchte, drängen sich besonders vehement auf – ein psychologisches Phänomen, das unter anderem hartnäckige Zwangsgedanken erklärt. Nicht zuletzt dank des anschaulichen Titels ist Thorsten Haveners zweites Buch schon jetzt ein Bestseller. Der "Mentalmagier" und sein Koautor, der Mediziner Michael Spitzbart, wollen darin lehren, wie wir die Macht unserer Gedanken nutzen können.
Ihre Überlegungen stützen die Autoren auf klassische Befunde der psychologischen Grundlagenforschung, die sie mit viel Mut zur Vereinfachung darstellen. Doch das geht zwangsläufig zu Lasten einer präzisen und differenzierten Betrachtung: Der leicht verständliche Plauderton wird der Vielschichtigkeit psychologischer Phänomene oft nicht gerecht. Im Umgang mit Fachbegriffen bleiben Havener und Spitzbart ebenfalls ungenau, so etwa bei der Unterscheidung der von Freud maßgeblich geprägten Konzepte des "Unbewussten" und des "Unterbewusstseins". Unklar bleibt auch, warum sie das Kapitel zum Unterbewusstsein mit der Millerschen Zahl einleiten – diese beschreibt das Phänomen, dass das menschliche Kurzzeitgedächtnis im Schnitt sieben Informationseinheiten speichern kann.
Havener erläutere "erstaunliche Tricks und Methoden, unsere Gedanken zu befreien", verspricht seine Webseite vollmundig. Die von ihm empfohlenen Entspannungsmethoden sind allerdings hinlänglich bekannt: sowohl die progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson als auch das autogene Training, das im Übrigen nicht von Jacobson entwickelt wurde, wie die Autoren fälschlicherweise schreiben.
Aus Haveners autobiografischen Anekdoten erfährt man viel Persönliches über den Zauberkünstler. Das bringt ihn einerseits als Mensch näher, führt aber andererseits oft vom Thema weg. Interessant wird es, wenn er erläutert, wie er psychologisches Grundlagenwissen und Beobachtungsgabe in verblüffende Showeinlagen übersetzt.
Es sind vor allem diese eingestreuten Beispiele, die die Lektüre anregend machen. Das Buch bietet Menschen mit psychologischen Vorkenntnissen allerdings wenig Neues. Mehr Bedacht in der Auswahl der Beispiele hätte dem Text gutgetan, ebenso mehr Liebe zum Detail, wenn es um wissenschaftliche Grundlagen geht. Immerhin: Showtalent Havener, angeblich der "bekannteste Gedankenleser Deutschlands", weiß sein Publikum zu unterhalten. Nur lohnt sich ein Besuch seiner Livedarbietungen womöglich mehr als die Lektüre dieses Buchs.
Ihre Überlegungen stützen die Autoren auf klassische Befunde der psychologischen Grundlagenforschung, die sie mit viel Mut zur Vereinfachung darstellen. Doch das geht zwangsläufig zu Lasten einer präzisen und differenzierten Betrachtung: Der leicht verständliche Plauderton wird der Vielschichtigkeit psychologischer Phänomene oft nicht gerecht. Im Umgang mit Fachbegriffen bleiben Havener und Spitzbart ebenfalls ungenau, so etwa bei der Unterscheidung der von Freud maßgeblich geprägten Konzepte des "Unbewussten" und des "Unterbewusstseins". Unklar bleibt auch, warum sie das Kapitel zum Unterbewusstsein mit der Millerschen Zahl einleiten – diese beschreibt das Phänomen, dass das menschliche Kurzzeitgedächtnis im Schnitt sieben Informationseinheiten speichern kann.
Havener erläutere "erstaunliche Tricks und Methoden, unsere Gedanken zu befreien", verspricht seine Webseite vollmundig. Die von ihm empfohlenen Entspannungsmethoden sind allerdings hinlänglich bekannt: sowohl die progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson als auch das autogene Training, das im Übrigen nicht von Jacobson entwickelt wurde, wie die Autoren fälschlicherweise schreiben.
Aus Haveners autobiografischen Anekdoten erfährt man viel Persönliches über den Zauberkünstler. Das bringt ihn einerseits als Mensch näher, führt aber andererseits oft vom Thema weg. Interessant wird es, wenn er erläutert, wie er psychologisches Grundlagenwissen und Beobachtungsgabe in verblüffende Showeinlagen übersetzt.
Es sind vor allem diese eingestreuten Beispiele, die die Lektüre anregend machen. Das Buch bietet Menschen mit psychologischen Vorkenntnissen allerdings wenig Neues. Mehr Bedacht in der Auswahl der Beispiele hätte dem Text gutgetan, ebenso mehr Liebe zum Detail, wenn es um wissenschaftliche Grundlagen geht. Immerhin: Showtalent Havener, angeblich der "bekannteste Gedankenleser Deutschlands", weiß sein Publikum zu unterhalten. Nur lohnt sich ein Besuch seiner Livedarbietungen womöglich mehr als die Lektüre dieses Buchs.
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