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Einmal Kind, immer Kind

Ursula Nuber betont, wie die Kindheit spätere Beziehungen prägt – vernachlässigt aber das Veränderungspotenzial

Die Autorin Ursula Nuber hat zweifelsohne ein großes Repertoire an Geschichten über Beziehungen parat. Anhand von Fallbeispielen aus ihrer Praxis veranschaulicht die Psychologin und Paartherapeutin, wie sich die vier von ihr vorgestellten Bindungstypen im Alltag verhalten. Diese basieren auf den Theorien und Erkenntnissen der Bindungsforscher John Bowlby und Mary Ainsworth.

Während Vermeider zu viel Nähe des Partners nur schlecht ertragen, bedrängen Ängstliche ihren Liebsten und ringen um seine Aufmerksamkeit. Ambivalente stoßen den Partner weg, um ihn kurz darauf zu beknien, zurückzukommen. Wer hingegen eine sichere Bindung hat, kann sich ganz der Beziehung öffnen.

Nuber pocht darauf, dass jene Verhaltens- und Denkweisen, die in Beziehungen wiederholt zu Konflikten führen, allesamt in der Kindheit begründet sind. Wer als Kind einen Mangel an Liebe, Zuneigung oder Verlässlichkeit der Eltern erfahren musste, hat auch im Erwachsenenalter in der Regel eher mit Beziehungsproblemen zu kämpfen. Ein (etwas zu) einfacher Ankreuztest soll dabei helfen, den eigenen Bindungsstil herauszufinden. Zwar werden nach der detaillierten Beschreibung der vier Typen auch einige Lösungsansätze präsentiert; sie belaufen sich aber vor allem darauf, sich des inneren Kindes sowie dessen Ängsten und Wünschen – etwa nach Nähe – bewusst zu werden und diese zu thematisieren.

Die Kindheit ist nicht alles

Das Buch gibt einen Einblick in mögliche negative Beziehungsdynamiken und ihre Hintergründe. Allerdings mutet die Argumentation recht fatalistisch an: Die Versäumnisse der Eltern werden einen lebenslang verfolgen; Glück in Beziehungen zu erfahren, ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, selbst nach einer Paartherapie. Doch die Kindheit ist eben nicht alles. So hält etwa die Psychologieprofessorin Jule Specht von der Humboldt-Universität zu Berlin den Einfluss der Kindheit für überschätzt. Auch Personen, die einen schwierigen Start ins Leben haben, könnten später glückliche Erwachsene werden. Und natürlich auch glückliche Beziehungen führen. Schließlich sind wir Menschen in der Lage, ein Leben lang zu lernen. Fangen wir also damit an!

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