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Dieses Kribbeln im Bauch. Neurologische Einblicke in die Welt unserer Empfindungen

Die medizinische Forschung bedient sich immer komplizierterer und aufwendigerer Methoden. Das ist einerseits unvermeidlich — andererseits führt es aber auch dazu, dass interessierte Laien die wissenschaftlichen Sachverhalte nur noch schwer nachvollziehen können. Der bekannte Neurowissenschaftler V. S. Ramachandran legt nun einen Versuch vor, die schon heute klaffende Lücke zu schließen. Sein Buch “Die blinde Frau, die sehen kann” wendet sich an interessierte, aber nicht notwendigerweise medizinisch vorgebildete Leser und wagt das schwierige Unterfangen, neurologische Phänomene zu beschreiben und zu untersuchen. Ramachandrans Mittel sind einfach — Spiegel und Wattetupfer, vor allem aber Einfühlungsvermögen und ein unverbildeter Blick auf den Patienten —, führen aber zu erstaunlichen Ergebnissen, die dem Leser leicht verständlich und unterhaltsam präsentiert werden. So wird u.a. der “Phantomschmerz” behandelt, eine Fehlempfindung, die nach Amputationen auftreten kann. Eindrucksvoll beschreibt der Autor, wie es ihm gelingt, Patienten von ihren Qualen zu befreien, und spricht nicht ohne Humor von der “ersten erfolgreichen Amputation eines Phantomgliedes”. Außerdem widmet er sich den Phänomenen der Anosognosie (des Verleugnens einer Körperseite), dem Lachen und dem Traurigsein. Ganz nebenbei erwirbt der oft staunende Leser neurologisches Wissen, unterstützt durch einige schematische Darstellungen. Besonders wichtig aber wird für ihn die Erkenntnis sein, dass in unserem Zeitalter der hochspezialisierten Technologien auch einfache Methoden zur Klärung seltsamer Phänomene des Bewusstseins beitragen können.

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