Das Dilemma der roten Primaten
Der kleine Bali liegt auf dem Operationstisch. Sein Körper ist ausgetrocknet und sein Gesicht sieht matt aus. Ein Team von Ärzten hat ihm gerade eine Schrotkugel aus den Bronchien entfernt. Die Munition hatte eigentlich seiner Mutter gegolten, denn illegale Tierhändler wollten das Kind rauben. Doch da eine Orang-Utan-Mutter ihr Kleines um Nichts in der Welt hergeben würde, musste sie sterben und das Jungtier wurde lebensbedrohlich verletzt.
Dies ist eines von zahlreichen Affenschicksalen, die in dem Bildband "Die Denker des Dschungels" in schonungslosem Detail geschildert werden. Der Gründer der Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) Willie Smits und der Journalist Gerd Schuster berichten in ihrem Buch über Leben und Leid der vom Aussterben bedrohten roten Primaten.
Das Buch beginnt mit der tragischen Geschichte des kleinen Bali. Zahlreiche Fotos, die das Affenbaby auf dem Operationstisch, im Krankenbett und Jahre nach der Operation lachend auf einem Ast sitzend zeigen, stimmen den Leser emotional ein auf das Paradoxon zwischen dem liebenswerten Charakter der Orang-Utans und der Grausamkeit, mit der die Menschen ihnen nachstellen.
Es folgt ein Kapitel über die Geschichte dieser Primatengattung, über deren Entdeckung im 17. Jahrhundert und die erste Forschung an eingesperrten Tieren. Anschließend erfährt der Leser so ziemlich alles, was über die Orang-Utans bekannt ist: Was gibt es für Arten und Unterarten? Worin unterscheiden sie sich? Wie leben die Tiere? Wie bewegen sie sich fort? Wie ernähren sie sich, und so weiter?
Sie werden als Botaniker beschrieben, die zehntausend Grüntöne unterscheiden können und genau wissen, welche Urwaldpflanze gegen Migräne hilft. Der Leser lernt sie als fürsorgliche Eltern kennen sowie als Tiere mit Verstand und Kultur. Unzählige Fotos veranschaulichen die Ausdrucksstärke der Gesichter und die Geschicklichkeit, mit der die Menschenaffen agieren.
Wie im ersten Kapitel angedeutet und in den folgenden Abschnitten immer wieder durch Beispiele untermauert, gibt es nicht nur Niedliches und Faszinierendes über die Tiere zu berichten. Die Autoren schildern, wie die Orang-Utans ausgerottet werden, was bei vielen Naturschutzprojekten schief läuft und wie die Primaten in den Stationen der Borneo Orangutan Survival Foundation rehabilitiert werden.
Der Bildband ist informativ und rührend. Der Leser wird hin- und hergerissen zwischen Faszination, Bewunderung, Wut und Hoffnung. Nicht nur die Fotos erregen, auch die Sprache des Textes ist äußerst feurig – und genau das ist meiner Meinung nach eine Schwäche des Buches. Ein nüchternerer Stil würde die Schilderungen seriöser, aber nicht minder skandalös erscheinen lassen. So klingt das Buch stellenweise wie ein überspitztes Plädoyer für Orang-Utans – nicht nur Menschen, sogar Schimpansen schneiden hier schlecht ab gegen den Intellekt und die Sanftmut der roten Primaten.
Ein weiteres Defizit des Buches ist dessen Struktur: Zum Teil werden Geschichten, die später ausführlich erzählt werden, schon in frühen Kapiteln vorweggenommen. So tauchen insgesamt relativ viele Wiederholungen auf, die die Botschaft nicht eindringlicher machen, den Text aber unnötig in die Länge ziehen.
Doch trotz der stilistischen und strukturellen Schwächen ist das Buch schon allein wegen der ausgezeichneten Fotos ein emotionales Erlebnis und daher sehr lesens- und betrachtenswert.
Dies ist eines von zahlreichen Affenschicksalen, die in dem Bildband "Die Denker des Dschungels" in schonungslosem Detail geschildert werden. Der Gründer der Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) Willie Smits und der Journalist Gerd Schuster berichten in ihrem Buch über Leben und Leid der vom Aussterben bedrohten roten Primaten.
Das Buch beginnt mit der tragischen Geschichte des kleinen Bali. Zahlreiche Fotos, die das Affenbaby auf dem Operationstisch, im Krankenbett und Jahre nach der Operation lachend auf einem Ast sitzend zeigen, stimmen den Leser emotional ein auf das Paradoxon zwischen dem liebenswerten Charakter der Orang-Utans und der Grausamkeit, mit der die Menschen ihnen nachstellen.
Es folgt ein Kapitel über die Geschichte dieser Primatengattung, über deren Entdeckung im 17. Jahrhundert und die erste Forschung an eingesperrten Tieren. Anschließend erfährt der Leser so ziemlich alles, was über die Orang-Utans bekannt ist: Was gibt es für Arten und Unterarten? Worin unterscheiden sie sich? Wie leben die Tiere? Wie bewegen sie sich fort? Wie ernähren sie sich, und so weiter?
Sie werden als Botaniker beschrieben, die zehntausend Grüntöne unterscheiden können und genau wissen, welche Urwaldpflanze gegen Migräne hilft. Der Leser lernt sie als fürsorgliche Eltern kennen sowie als Tiere mit Verstand und Kultur. Unzählige Fotos veranschaulichen die Ausdrucksstärke der Gesichter und die Geschicklichkeit, mit der die Menschenaffen agieren.
Wie im ersten Kapitel angedeutet und in den folgenden Abschnitten immer wieder durch Beispiele untermauert, gibt es nicht nur Niedliches und Faszinierendes über die Tiere zu berichten. Die Autoren schildern, wie die Orang-Utans ausgerottet werden, was bei vielen Naturschutzprojekten schief läuft und wie die Primaten in den Stationen der Borneo Orangutan Survival Foundation rehabilitiert werden.
Der Bildband ist informativ und rührend. Der Leser wird hin- und hergerissen zwischen Faszination, Bewunderung, Wut und Hoffnung. Nicht nur die Fotos erregen, auch die Sprache des Textes ist äußerst feurig – und genau das ist meiner Meinung nach eine Schwäche des Buches. Ein nüchternerer Stil würde die Schilderungen seriöser, aber nicht minder skandalös erscheinen lassen. So klingt das Buch stellenweise wie ein überspitztes Plädoyer für Orang-Utans – nicht nur Menschen, sogar Schimpansen schneiden hier schlecht ab gegen den Intellekt und die Sanftmut der roten Primaten.
Ein weiteres Defizit des Buches ist dessen Struktur: Zum Teil werden Geschichten, die später ausführlich erzählt werden, schon in frühen Kapiteln vorweggenommen. So tauchen insgesamt relativ viele Wiederholungen auf, die die Botschaft nicht eindringlicher machen, den Text aber unnötig in die Länge ziehen.
Doch trotz der stilistischen und strukturellen Schwächen ist das Buch schon allein wegen der ausgezeichneten Fotos ein emotionales Erlebnis und daher sehr lesens- und betrachtenswert.
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