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Die Genetik der Ursünde

Christian de Duve ist der große alte Mann der Zellbiologie. Wir verdanken ihm eine ganze Anzahl durchdachter und eindrucksvoller Bücher über die Grundstrukturen des Lebens und ihren Ursprung. So auch "Die Genetik der Ursünde", das von den Diskussionen über die Zukunft allen Lebens auf der Erde bedrückt ist – und deshalb die erschreckte Generalfrage stellt: "Liegt die Entwicklung etwa in unserer natürlichen Natur?" Ist sie, die doch so passendst zum Lebenszweck ausselektionierte Urnatur selbst unsere Erbsünde, nicht Evas produktive Neugier?

Der gordische Knoten aus menschlichen Urgefühlen, starren Gewohnheiten und entgrenzter Bemächtigung des "Bios" haben den Zustand herbeigeführt, dessen sich durch die Krisen in aller Welt eine aufgeschreckte Allgemeinheit bewusst wird. Wir müssten dem blinden Naturgesetz entgegenarbeiten, um dem finalen Versintern zu entgehen. Es kommt aber nicht auf einen autoritären Schwerthieb, sondern auf rationales Handeln an! Dieses Buch soll dazu helfen.

Damit ein breites Publikum getroffen wird, ist die Darstellung bewusst "unfachmännisch" geschrieben. In einem Panoramablick überschaut Christian de Duve mit uns die 3,5 Gigajahre Geschichte des Lebens. Synerg und autokatalytisch, exponentiell verzweigend und darin dreidimensional vernetzend lief die Entwicklung. Es ist wichtig, über Wesen und Geschichte des Lebendigen Bescheid zu wissen, denn es hat die erschreckende Zwangslogik, ungezügelt wachsen zu wollen, wo immer Zufall und Möglichkeit sich geben.

Christian René de Duves Buch ist ein sehr weises, erfahrungsgesättigtes Alterswerk. Mit der Torschlusssorge des Alterns wird alles zusammengetragen, das das refrainartige Argument fördert: Macht keine Dummheiten – noch ist Zeit zu einer Umkehr von nicht nur törichter, sondern tödlicher Vergeudung der natürlichen Ressourcen an Stoff und Regelmöglichkeiten. Was sollen wir tun? Auf die Epigenese der Hirnbahnungen hoffen? Aktiv, durch Eugenik oder andere Kontrolle in den Teufelskreis der Evolution eingreifen? Überirdisch oder irdisch die Fortpflanzungsrate drastisch verringern? Ob dieses klein-formatierte Warnschild reichen wird, die richtige Option zu treffen?

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  • Quellen
BIOspektrum 3/2011

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