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Parforceritt durch die Menschheitsgeschichte

Einige der spektakulärsten Erkenntnisse über die Geschichte der Menschheit sind nicht schriftlichen Überlieferungen zu verdanken, sondern archäologischen Funden. Kein Wunder, dass wiederum Schriften, die von ungewöhnlichen Funden und Fundstätten berichten, meist viele Leser finden. Der britische Dokumentarfilmer und Sachbuchautor Justin Pollard, Cambridge-Absolvent in den Fächern Archäologie und Anthropologie, versucht mit seinem Buch "Die Geschichte der Archäologie in 50 bedeutenden Entdeckungen" nachzuerzählen.

Damit erweckt er das Goldenen Zeitalter der Archäologie, das 19. und frühe 20. Jahrhundert zu neuem Leben. Es werden berühmte Grabungen und Fundorte sowie deren Geschichte und Forscher vorgestellt: Orte wie Petra, Pompeji, Olympia, Ninive, Troja, Knossos, Machu Picchu oder das Grab des Tutanchamun sind ein Begriff, und man wird als Leser schnell gefesselt. Pollard vergisst aber auch andere Epochen nicht – etwa die im 17. Jahrhundert versunkenen Stadt Port Royal auf Jamaika, die verblüffend gut erhaltenen Moorleichen der nordeuropäischen Antike, der so genannte Kennewick-Mann im Nordwesten der USA, das Schlachtfeld im Teutoburger Wald – wo die Römer durch die germanischen Stämme vernichtend geschlagen wurden – oder der Mann aus dem Eis, besser bekannt als "Ötzi", werden ausführlich beschrieben.

Der Autor bemüht sich, nicht nur unterschiedliche Kulturkreise aus aller Welt zu präsentieren, sondern gibt einleitend auch einen zeitlichen Überblick über die Menschheitsentwicklung von der Urzeit bis ins 20. Jahrhundert. Dazu gehören auch eine Übersichtskarte mit allen Fundorten sowie eine Zeittafel zur historischen Einordnung der Ereignisse und Fundorte. Die 50 wichtigsten Entdeckungen werden anschließend in chronologischer Ordnung vorgestellt: Von der zufälligen Entdeckung der Khmer-Tempelstadt Angkor Wat durch den portugiesischen Kapuzinermönch Antonio da Magdalena im Jahr 1586 reicht das Spektrum bis zur Ausgrabung des Bogenschützen von Amesbury in Wiltshire im Jahr 2002. Letzteres ist eine prachtvoll ausgestattete kupferzeitliche Begräbnisstätte im Süden Englands. In dem reich bebilderten Sachbuch verschmelzen die Bedeutung archäologischer Funde und ihre historische Einordnung zu einem fundierten Werk über die Geschichte der Archäologie.

Der über 250 Seiten umfassende Band gehört zur Reihe "National Geographic History", in der historische Themen anschaulich und lebendig vermittelt werden. Die bisher erschienen Titel beschäftigen sich neben der Archäologie mit den Themen Medizin (Seuchen), Astronomie, römische Kaiser, Pharaonen, bedeutende Frauen, magische Orten oder den Völkerwanderungen. Unterhaltsam, aber wissenschaftlich versiert und informativ, dazu in ansprechender Präsentation möchte die neue Buchreihe das Interesse an historischen Themen wecken.

So ist auch Pollards Band aufwändig mit Fotos, Abbildungen, Karten und Illustrationen bebildert, längere Exkurse und Infokästen über Grabungsmethoden, Kulturen oder den Alltag der Forscher sowie "Zeitachsen" liefern Hintergrund und bieten einen schnellen Überblick. Es gelingt dem Autor anschaulich und mit Liebe zum Detail den alten Fundstätten neues Leben einzuhauchen. Die Beschränkung auf 50 Fundorte ist keineswegs ein Manko, geht es doch in erster Linie nicht um Vollständigkeit, sondern darum, für die Archäologie zu begeistern und zu weiterer Beschäftigung anzuregen.

Doch leider wird gerade diesbezüglich der interessierte Leser allein gelassen: Möchte man über einen der Fundorte oder Forscherpersönlichkeiten mehr wissen, findet man keinerlei Literaturhinweise oder Webadressen. Dem Anspruch der National-Geographic-Reihe, es dem Leser zu ermöglichen, sein geschichtliches Wissen zu vertiefen, genügt dieser Band daher nicht ganz.

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