Mensch, bleib flexibel!
"Wer geglaubt hat, die Wirtschaft könne alles besser, wenn man sie nur lässt, der muss jetzt einsehen: Das ist falsch!" Es waren Worte wie die von SPD-Chef Franz Müntefering, welche im April 2005 die so genannte Kapitalismusdebatte lostraten. Passend zur Diskussion über Billiglöhne oder die Macht skrupelloser Geschäftemacher taucht jetzt in den Läden ein Titel auf, der sich mit der "Kultur des neuen Kapitalismus" beschäftigt.
Das Werk des britischen Soziologen Richard Sennett analysiert Struktur, Bedingungen und Auswirkungen des kapitalistischen Wirtschaftsprinzips, so wie es uns momentan in den USA und Europa begegnet. Um moderne gesellschaftliche und psychologische Entwicklungen zu erklären, verweist Sennett zunächst auf kapitalistische Unternehmungen vergangener Zeiten, beispielsweise Bismarcks "sozialen Kapitalismus". Dieses stahlharte Konstrukt aus Bürokratie und Unternehmenskultur forderte die Menschen, bot ihnen aber auch einen gewissen Schutz. Im Gegenzug identifizierten sich die Arbeitnehmer mit "ihrem" Unternehmen und erbrachten großen persönlichen Einsatz.
Heute haben sich nach Meinung des Autors die Marktanforderungen und in der Folge die Unternehmensstrukturen völlig gewandelt. Die gegenwärtige Wirtschaftskultur sei bestimmt durch kurzfristige Erfolge sowie automatisierte und zentral gesteuerte Prozesse. Unterm Strich fordere eine solche Entwicklung den absolut flexiblen Bürger – und dessen Arbeit als eine Art handelbare Ware: Kräfte würden eingestellt, versetzt und entlassen, so wie es die aktuelle Lage erfordere. Lebenslange Arbeitsplatzsicherheit, erklärt Sennett, gebe es kaum noch und folgerichtig auch nur noch kurzfristiges Engagement für den jeweiligen Arbeitgeber. Die Loyalität zum Unternehmen schwinde ebenso wie ein Zugehörigkeitsgefühl. Den Menschen fehle es an Stabilität und emotionalem Halt. Eine Leere breite sich aus – die Kultur des neuen Kapitalismus eben.
Die Auswirkungen auf den Sozialstaat wiederum sind nach Meinung des Autors fatal: Älteren Menschen liege der schnelle Erfolg ohne Nachhaltigkeit gar nicht. Sie zögen den Kürzeren, da sie zwar erfahren, aber eben auch unflexibel seien. Obwohl Sennett die Mechanismen der Veränderungen ausführlich beschreibt, liefern seine Texte Lebendigkeit und Praxisnähe. Diese Stärke des Buchs liegt vor allem darin, dass der Autor seine Forschung nach der "ethnografischen Methode" durchführte: Er sprach persönlich mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Arbeitswelt. Als Schwäche könnte man dagegen die eher bescheidenen Lösungsvorschläge für die aufgezeigten Probleme ansehen. So rät der Brite, gewisse Prinzipien wie die Nützlichkeit der eigenen Tätigkeit oder eine positive Einstellung zum Job in den Mittelpunkt zu rücken, und erläutert zaghafte Maßnahmen, wie man diese Leitlinien mehr und mehr verwirklichen kann.
Auch wenn es nicht unbedingt Aufgabe eines analysierenden Werks ist, Lösungen und Visionen aufzuzeigen: Ob solche Ideen alleine reichen, die "Kultur des Kapitalismus" ins Positive zu wenden, kann nur die künftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung zeigen.
Das Werk des britischen Soziologen Richard Sennett analysiert Struktur, Bedingungen und Auswirkungen des kapitalistischen Wirtschaftsprinzips, so wie es uns momentan in den USA und Europa begegnet. Um moderne gesellschaftliche und psychologische Entwicklungen zu erklären, verweist Sennett zunächst auf kapitalistische Unternehmungen vergangener Zeiten, beispielsweise Bismarcks "sozialen Kapitalismus". Dieses stahlharte Konstrukt aus Bürokratie und Unternehmenskultur forderte die Menschen, bot ihnen aber auch einen gewissen Schutz. Im Gegenzug identifizierten sich die Arbeitnehmer mit "ihrem" Unternehmen und erbrachten großen persönlichen Einsatz.
Heute haben sich nach Meinung des Autors die Marktanforderungen und in der Folge die Unternehmensstrukturen völlig gewandelt. Die gegenwärtige Wirtschaftskultur sei bestimmt durch kurzfristige Erfolge sowie automatisierte und zentral gesteuerte Prozesse. Unterm Strich fordere eine solche Entwicklung den absolut flexiblen Bürger – und dessen Arbeit als eine Art handelbare Ware: Kräfte würden eingestellt, versetzt und entlassen, so wie es die aktuelle Lage erfordere. Lebenslange Arbeitsplatzsicherheit, erklärt Sennett, gebe es kaum noch und folgerichtig auch nur noch kurzfristiges Engagement für den jeweiligen Arbeitgeber. Die Loyalität zum Unternehmen schwinde ebenso wie ein Zugehörigkeitsgefühl. Den Menschen fehle es an Stabilität und emotionalem Halt. Eine Leere breite sich aus – die Kultur des neuen Kapitalismus eben.
Die Auswirkungen auf den Sozialstaat wiederum sind nach Meinung des Autors fatal: Älteren Menschen liege der schnelle Erfolg ohne Nachhaltigkeit gar nicht. Sie zögen den Kürzeren, da sie zwar erfahren, aber eben auch unflexibel seien. Obwohl Sennett die Mechanismen der Veränderungen ausführlich beschreibt, liefern seine Texte Lebendigkeit und Praxisnähe. Diese Stärke des Buchs liegt vor allem darin, dass der Autor seine Forschung nach der "ethnografischen Methode" durchführte: Er sprach persönlich mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Arbeitswelt. Als Schwäche könnte man dagegen die eher bescheidenen Lösungsvorschläge für die aufgezeigten Probleme ansehen. So rät der Brite, gewisse Prinzipien wie die Nützlichkeit der eigenen Tätigkeit oder eine positive Einstellung zum Job in den Mittelpunkt zu rücken, und erläutert zaghafte Maßnahmen, wie man diese Leitlinien mehr und mehr verwirklichen kann.
Auch wenn es nicht unbedingt Aufgabe eines analysierenden Werks ist, Lösungen und Visionen aufzuzeigen: Ob solche Ideen alleine reichen, die "Kultur des Kapitalismus" ins Positive zu wenden, kann nur die künftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung zeigen.
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