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Alles über unsere Untermieter

Meine erste Vorlesung Parasitologie an der Universität Bochum: Der Professor, mit einem weißen Kittel bekleidet, betritt den Hörsaal. In seinen Händen hält er ganz viel bunte Kreide. Nach einem kurzen "Guten Morgen" beginnt er mit der Vorlesung; bunte Bilder werden an die Tafel gezeichnet, Lebenszyklen von Parasiten, Dias mit Fotos von Parasiten und Lebewesen gezeigt, in denen diese Schmarotzer hausieren. Einige Studenten ekelt es vor diesen Bildern, aber alle zeichnen die Skizzen von der Tafel ab, ein Skript gab es nicht. Und der Brüller waren immer die Fragen zwischendurch: "Wer isst denn gerne Mett von Ihnen? Dann schauen Sie sich mal an, was man so im Mett findet, wenn das ne' Weile beim Metzger rumliegt!" Es waren die buntesten und lebendigsten Vorlesungen, die ich hatte. Unser damaliger Lehrmeister war Heinz Mehlhorn, Autor des Buches "Die Parasiten des Menschen".

Das Wort Parasit kommt aus dem Griechischen und bedeutet Beisitzer und bezeichnete ursprünglich so genannte Vorkoster, die die Speisen vor dem Servieren probieren mussten. In dem aktuellen Buch von Mehlhorn, Professor für Parasitologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, geht es um Parasiten des Menschen. Das etwas über 300 Seiten umfassende Lehrwerk ist in fünf große Kapitel unterteilt. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Phänomen des Parasitismus, im zweiten geht es darum, welche Arten es überhaupt gibt. Hierbei zeigt er in einer sehr übersichtlichen Tabelle, welche Parasiten, wo in den menschlichen Organen lokalisiert sind. Im dritten bis fünften Kapitel widmet er sich den verschiedenen Schmarotzern dann selbst, die Einzeller, Würmer oder giftige Arthropoden und Ektoparasiten sein können.

Die Art und Weise, wie die Parasiten im Buch vorgestellt werden, erfolgt über einen einheitlichen Steckbrief. Dabei werden zuerst allgemeine Informationen über den Parasit gegeben, etwa der Name, die geografische Verteilung oder die Biologie/Morphologie des Parasiten. Anschließend werden die Symptome und die Diagnose beschrieben. Es folgen Informationen zum Infektionsweg, der Prophylaxe, der Inkubationszeit, Präpatenz, Patenz und schließlich zur Therapie. Im letzten Kapitel werden auch noch Tipps zur Bekämpfung der Parasiten gegeben. Hier geht es unter anderem um die Hausstaubmilben, verschiedenartige Flöhe oder Läuse und Mücken.

Untermauert werden die vielen Informationen mit wunderbaren mikroskopischen Aufnahmen der Parasiten sowie schematischen Darstellungen zu deren Lebenszyklen. Gerade diesen Rhythmus finde ich so wunderbar einfach zu verstehen: Die Zeichnungen haben mich sofort wieder an meine Zeit an der Universität erinnert, denn sie wurden vom Autor selbst beziehungsweise von zwei seiner Kollegen angefertigt. Fragen zur Überprüfung des Wissens, eine Literaturliste, ein Arten- und Sachindex sowie wichtige Reiseinformationen bilden den Abschluss des Buches. Der Autor erklärt sich am Ende auch bereit, mitgebrachte oder gefundene Parasiten zu bestimmen.

Dieses Buch eignet sich hervorragend für Studenten der Biologie und Medizin. Es ist aber auch wunderbar als Bestimmungsbuch für an Parasiten interessierte Menschen geeignet. Es macht Spaß darin zu lesen, weil es spannend ist! Wem aber beim Gedanken an die Tiere bereits schlecht wird, der möge Abstand halten von diesem Buch. Denn manche Beschreibungen gehen unter die Haut – wie auch einige Parasiten!

  • Quellen
Spektrum.de

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