Gute Ideen, leider 2000 Jahre zu früh
Es ist schon abenteuerlich, sich in die Tiefen der griechischen Antike zu begeben. Das eine ist das Abenteuer des Geistes, da von den Vorsokratikern über Aristoteles bis zu Ptolemäus viele der grundlegenden Ideen in die Welt gesetzt wurden, von denen wir noch heute zehren. Das andere ist das belletristische Abenteuer einer Zeitreise in eine Gesellschaft, die uns 23 Jahrhunderte später nur schwer zugänglich ist und vor allem nur fremd sein kann.
Gerade über Aristarch von Samos, der von 310 bis 230 v. Chr. lebte, ist reichlich wenig bekannt. Allein sein Buch "Über die Größen und Entfernungen der Sonne und des Mondes" ist in einer Abschrift überliefert. Archimedes schreibt ihm in seinem Buch "Der Sandzähler" den Gedanken einer beweglichen und sich drehenden Erde in einer heliozentrierten Planetenwelt zu (Spektrum der Wissenschaft 2/2009, S. 42) – ein Sakrileg für alle Geozentristen und damit für den Rest der damaligen Welt.
Dabei war neu, dass Aristarch als Erster sein Himmelsmodell astronomisch begründete. Kopernikus erwähnte sein Werk in frühen Fassungen seines Opus summum "De Revolutionibus", ließ aber den Hinweis in späteren Versionen wieder fallen – warum auch immer.
Thomas Bührke, selbst ausgebildeter Astronom und Fachjournalist, hat sich in seinem Wissenschaftsroman in beide Abenteuer gestürzt. Was das Buch so lesenswert macht, ist natürlich die Debatte um die frühen naturphilosophischen oder naturwissenschaftlichen Ideen. Da gerät etwa der Lehrer von Aristarch ins Bild: Straton von Lampsakos. Der Philosoph, auch "der Physiker" genannt, der einige Korrekturen an den Lehren des Aristoteles anbrachte, weilte zeitweise am Hof in Alexandria, als Erzieher des späteren Königs Ptolemaios II. Dort waren unter den Ptolemäern die weltgrößte Bibliothek und das Museion entstanden, eine Art Forschungsinstitut, das Wissenschaftler und Künstler versammelte, darunter Euklid.
Wie der Autor selbst erläutert, ist unbekannt, wo Aristarch lebte und forschte. Gesichert ist, dass er die sphärische Sonnenuhr erfand und als erster Mensch die Entfernungen und Größen von Sonne und Mond mit einer astronomischen Messung am Halbmond bestimmte. Diese Beobachtung lieferte ihm die Grundlage für die Abschätzung, dass die Sonne wesentlich größer sein müsse als die Erde. Diese Erkenntnis könnte der Anlass für seine These des heliozentrischen Weltbilds gewesen sein.
Höhepunkt des Buchs ist aber zweifellos das fiktive Streitgespräch zwischen Aristarch und Kleanthes, einem stoischen Philosophen aus Athen. Verbürgt daran ist die Notiz von Plutarch, dass Kleanthes gefordert habe, Aristarch wegen Gottlosigkeit anzuklagen; und zwar "dafür, dass er den Herd des Universums (die Erde) in Bewegung versetzt habe unter der Annahme, der Himmel befände sich in Ruhe und die Erde drehe sich in einem schiefen Kreis und rotiere dabei um ihre eigene Achse".
Der historische Streifzug durch das antike Alexandria liest sich angenehm – und führt einen kundig durch die physikalische und astronomische Gedankenwelt, die in manchem bereits so modern war wie vieles, was noch heute über die Natur gedacht wird.
Gerade über Aristarch von Samos, der von 310 bis 230 v. Chr. lebte, ist reichlich wenig bekannt. Allein sein Buch "Über die Größen und Entfernungen der Sonne und des Mondes" ist in einer Abschrift überliefert. Archimedes schreibt ihm in seinem Buch "Der Sandzähler" den Gedanken einer beweglichen und sich drehenden Erde in einer heliozentrierten Planetenwelt zu (Spektrum der Wissenschaft 2/2009, S. 42) – ein Sakrileg für alle Geozentristen und damit für den Rest der damaligen Welt.
Dabei war neu, dass Aristarch als Erster sein Himmelsmodell astronomisch begründete. Kopernikus erwähnte sein Werk in frühen Fassungen seines Opus summum "De Revolutionibus", ließ aber den Hinweis in späteren Versionen wieder fallen – warum auch immer.
Thomas Bührke, selbst ausgebildeter Astronom und Fachjournalist, hat sich in seinem Wissenschaftsroman in beide Abenteuer gestürzt. Was das Buch so lesenswert macht, ist natürlich die Debatte um die frühen naturphilosophischen oder naturwissenschaftlichen Ideen. Da gerät etwa der Lehrer von Aristarch ins Bild: Straton von Lampsakos. Der Philosoph, auch "der Physiker" genannt, der einige Korrekturen an den Lehren des Aristoteles anbrachte, weilte zeitweise am Hof in Alexandria, als Erzieher des späteren Königs Ptolemaios II. Dort waren unter den Ptolemäern die weltgrößte Bibliothek und das Museion entstanden, eine Art Forschungsinstitut, das Wissenschaftler und Künstler versammelte, darunter Euklid.
Wie der Autor selbst erläutert, ist unbekannt, wo Aristarch lebte und forschte. Gesichert ist, dass er die sphärische Sonnenuhr erfand und als erster Mensch die Entfernungen und Größen von Sonne und Mond mit einer astronomischen Messung am Halbmond bestimmte. Diese Beobachtung lieferte ihm die Grundlage für die Abschätzung, dass die Sonne wesentlich größer sein müsse als die Erde. Diese Erkenntnis könnte der Anlass für seine These des heliozentrischen Weltbilds gewesen sein.
Höhepunkt des Buchs ist aber zweifellos das fiktive Streitgespräch zwischen Aristarch und Kleanthes, einem stoischen Philosophen aus Athen. Verbürgt daran ist die Notiz von Plutarch, dass Kleanthes gefordert habe, Aristarch wegen Gottlosigkeit anzuklagen; und zwar "dafür, dass er den Herd des Universums (die Erde) in Bewegung versetzt habe unter der Annahme, der Himmel befände sich in Ruhe und die Erde drehe sich in einem schiefen Kreis und rotiere dabei um ihre eigene Achse".
Der historische Streifzug durch das antike Alexandria liest sich angenehm – und führt einen kundig durch die physikalische und astronomische Gedankenwelt, die in manchem bereits so modern war wie vieles, was noch heute über die Natur gedacht wird.
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