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Die Frau hinter den Zellen

Am 4.Oktober 1951 verlor eine junge schwarze Frau ihren Kampf gegen den Krebs – und wurde unsterblich. Diese Frau hieß Henrietta Lacks und ihre Krebszellen teilen sich noch heute – 60 Jahre später – in zahlreichen Labors auf der ganzen Welt als HeLa-Zellen. Sie selbst erfuhr davon nie und ihre Familie erst lange Zeit nach ihrem Tod.

Wer war Henrietta und was machte ihre Zellen so wertvoll für die Wissenschaft? Das Buch "Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks" der Wissenschaftsjournalistin Rebecca Skloot ist eine Zeitreise, die mit einem kleinen Häufchen Zellen in einer Kulturschale beginnt. Bis heute haben Henriettas Zellen die Medizin revolutioniert: Sie ermöglichten neue Impfungen und Therapien, und zahlreiche Forscher verdanken ihnen wissenschaftliche Erfolge. Die Autorin hat mit einigen dieser bedeutenden Köpfe gesprochen und lässt die Vergangenheit der HeLa-Zellen wiederaufleben.

Doch Skloots Erstlingswerk ist kein typisches Sachbuch über Zellkultur. Vielmehr beleuchtet es das Schicksal der Familie Lacks, das unfreiwillig, aber untrennbar mit den weltbekannten Zellen verknüpft ist. Dieses schockierende, gleichzeitig berührende Bild der ärmlichen, ungebildeten Familie steht häufig in krassem Gegensatz zum Elfenbeinturm der Wissenschaft und den Millionen, die Firmen mit den Zellen verdient haben.

Vor allem die enge Freundschaft der Autorin zu Henriettas Tochter Deborah macht das Buch trotz sachlicher Thematik sehr persönlich und lesenswert. Im Kapitel "Das ist alles meine Mutter" sieht Deborah das erste Mal die Zellen ihrer Mutter durch das Mikroskop. Diesen emotionalen Moment fängt Skloot lebendig und anschaulich ein. Man spürt zwischen den Zeilen nicht nur, dass die Autorin zehn Jahre lang Akten gewälzt hat, sondern vor allem ihre zahllosen Gespräche mit den Angehörigen und ihre Intention die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Bei ihren Recherchen dringt die Autorin in die dunklen Kapitel der Medizingeschichte ein, die in den 1950er Jahren von Rassismus und Ignoranz geprägt war. Als Opfer dieser Zeit steht die junge Henrietta für die vielen Patienten, die unaufgeklärt und unwissend von Ärzten zurückgelassen wurden. Obwohl die unangenehme Wahrheit für den Leser nicht immer leicht zu verkraften ist, konfrontiert das Buch mit wichtigen ethisch und rechtlichen Fragen. Hierbei ist vor allem das Nachwort zu empfehlen, das aktuell die Rechtslage von Gewebeproben in den Vereinigten Staaten diskutiert.

Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks ist sowohl Sachbuch, Medizingeschichte als auch Familienbiografie in einem und meistens gelingt der Autorin dieser Spagat zwischen den Genres auf unterhaltsame Weise. Manchmal allerdings verliert man sich als Leser in den vielen zeitlichen und thematischen Wechseln, was sicherlich einer von wenigen Kritikpunkten ist.

"Immer geht´s nur um die Zellen, und niemand kümmert sich um ihren Namen und dass HeLa sogar´n Mensch war. Also Halleluja! So´n Buch wäre sicher toll", sagt Deborah Lacks. Rebecca Skloot hat nun ein solches Buch geschrieben und damit aus anonymen Zellen wieder einen Menschen gemacht.

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