Wege aus der Energiekrise
Unsere Energieversorgung und der gegenwärtige Klimawandel auf unserem Planeten sind untrennbar miteinander verknüpft, und Fragen zur Energiesituation endlos – viele davon versucht das hervorragend bebilderte Buch "Die Zukunft der Energie" von Peter Gruss und Ferdi Schüth zu beantworten. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem unsere zukünftige Versorgung mit Strom, Wärme und Antriebskraft: Ist die maximale Fördermenge an Öl (Schlagwort "Peak Oil") schon überschritten? Funktioniert der Energiemarkt nach den Regeln von Angebot und Nachfrage wirklich? Was können alternative Energiequellen leisten? Die Internationale Energie-Agentur (IEA) – dieses Prognoseinstitut von Weltrang – veröffentlichte 2007 den World Energy Outlook: Eines der Szenarien ergibt einen Zuwachs des Energiebedarfs von 150 Prozent bis zum Jahre 2030 – fast die Hälfte davon entfällt auf die Staaten China und Indien! Wo soll dies herkommen?
"Die Zukunft der Energie" führt in den ersten Seiten sehr gut in die heutige Situation mit Erdöl und Erdgas ein. Hier wird der Unterschied zwischen Reserven (genau untersuchte und in der Höhe abgeschätzte Vorkommen) und Ressourcen (vermutete Vorkommen, deren Nutzung durch die gegenwärtigen Förderkosten im Augenblick unrentabel erscheinen lassen) erklärt, doch in Anbetracht sich rasant entwickelnder Fördertechnologien und dem volatilen Marktpreis für Erdöl und Erdgas ist die Trennung dauerhaft schwer durchzuhalten. Die heute nachgewiesenen Reserven sind jedenfalls höher als je in der Geschichte des Erdöls, obwohl die Menschheit seit 1859 mehr als 1000 Milliarden Barrel verbraucht hat.
Die bei der Verbrennung dieser fossilen Brennstoffe ausgestoßenen Treibhausgase haben jedoch die Zusammensetzung der Erdatmosphäre bereits fundamental verändert. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – der Weltklimarat der Vereinten Nationen – hat daher von Wissenschaftlern erstellte Projektionen zum Klimawandel weltweit zur Verfügung gestellt und dafür 2007 den Friedensnobelpreis erhalten. Zu fundamental erscheinen die negativen Folgen des prognostizierten Klimawandels, als dass die Menschheit einfach so weiter fossile Brennstoffe verfeuern könnte.
Als Konsequenz handelte die Staatengemeinschaft das Kyoto-Abkommen zur Reduzierung der Emissionen aus. Wie eine kurze Darstellung des Abkommens von 1997 durch die Autoren aber zeigt, besitzt es fast keine Bedeutung: Es umfasst nur ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen, und die Minderungspflicht liegt in der Größenordnung von einem Zehntel verglichen mit den Ausgangswerten von 1990. Die unterzeichneten Staaten – vorwiegend solche mit wirtschaftlich relativ geringem Wachstum wie Deutschland oder Großbritannien, erwirtschaften also 20 Prozent Einsparung von 30 Prozent der Kohlendioxidfreisetzung: Das sind nur sechs Prozent der Emissionen von 1990! Und wichtige Staaten wie die USA, China oder Indien sind nicht zu Einsparungen verpflichtet oder nehmen an Kyoto noch nicht teil.
Die Natur stellt uns allerdings natürliche und damit erneuerbare Energiequellen zur Verfügung: das Licht der Sonne, Wind-, Wasser- und geothermale Energie oder Einsparmöglichkeiten. Die Sorge um die Erschöpfung der weltweiten Vorräte an fossilen Brennstoffen hat dazu beigetragen, dass die Aufmerksamkeit von Politik, Wissenschaft, Industrie und Öffentlichkeit diesen neuen Technologien gegenüber geöffnet wurde. So wird die Forschung in vielen Bereichen vorangetrieben – etwa Polymere und deren Beitrag zur Energieffizienz und energiesparenden Transport, neue Lichtquellen, erneuerbare Energien aus Mikroorganismen, die fast schon klassische Brennstoffzelltechnologie oder Wasserstoff als umweltfreundlichen Energieträger. Er könnte bis 2050 zu einem wettbewerbsfähigen Preis verfügbar sein
Breiteren Raum nimmt auch die Kernfusion ein, in dem zum Beispiel über die Fortschritte der Hochtemperatur-Plasmaphysik gesprochen wird. Das ITER-Experiment, das einzige momentan in dieser Richtung physikalisch und technologisch Machbare, findet Erwähnung, und die Stolpersteine dieser Technologie werden aufgezeigt. So wäre die Kernfusion wohl erst 2100 eine attraktive Option.
Vielfach redet die Politik diesen Projekten auch ein Wort mit – nicht immer nur zum Guten: Einsparungsmaßnahmen werden heute meist sehr dirigistisch verbreitet und sind deshalb zum Teil auch kontraproduktiv wie der mittlerweile stark kritisierte Agrarsprit. Planwirtschaftlich ist die Klimapolitik ohnehin nicht durchzusetzen!
Eine hervorragende Sammlung weiterführender Literatur und wertvolle Kurzbiographien aller Autoren runden das Buch ab. Man wird es nicht so leicht aus der Hand legen – es macht die Systemzusammenhänge der heutigen Zeit und unsere Unbeholfenheit, mit dieser Nicht-Linearität umzugehen, deutlich. Ein Paradigmenwechsel muss deshalb stattfinden. Ein Klimaabkommen aller OECD-Staaten sowie China, Indien und Russland – und eine Verpflichtung zu massiven Emissionsreduzierungen – sollte deshalb oberste Priorität haben: Nur dies kann uns aus der gegenwärtigen Energiekrise langfristig retten.
"Die Zukunft der Energie" führt in den ersten Seiten sehr gut in die heutige Situation mit Erdöl und Erdgas ein. Hier wird der Unterschied zwischen Reserven (genau untersuchte und in der Höhe abgeschätzte Vorkommen) und Ressourcen (vermutete Vorkommen, deren Nutzung durch die gegenwärtigen Förderkosten im Augenblick unrentabel erscheinen lassen) erklärt, doch in Anbetracht sich rasant entwickelnder Fördertechnologien und dem volatilen Marktpreis für Erdöl und Erdgas ist die Trennung dauerhaft schwer durchzuhalten. Die heute nachgewiesenen Reserven sind jedenfalls höher als je in der Geschichte des Erdöls, obwohl die Menschheit seit 1859 mehr als 1000 Milliarden Barrel verbraucht hat.
Die bei der Verbrennung dieser fossilen Brennstoffe ausgestoßenen Treibhausgase haben jedoch die Zusammensetzung der Erdatmosphäre bereits fundamental verändert. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – der Weltklimarat der Vereinten Nationen – hat daher von Wissenschaftlern erstellte Projektionen zum Klimawandel weltweit zur Verfügung gestellt und dafür 2007 den Friedensnobelpreis erhalten. Zu fundamental erscheinen die negativen Folgen des prognostizierten Klimawandels, als dass die Menschheit einfach so weiter fossile Brennstoffe verfeuern könnte.
Als Konsequenz handelte die Staatengemeinschaft das Kyoto-Abkommen zur Reduzierung der Emissionen aus. Wie eine kurze Darstellung des Abkommens von 1997 durch die Autoren aber zeigt, besitzt es fast keine Bedeutung: Es umfasst nur ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen, und die Minderungspflicht liegt in der Größenordnung von einem Zehntel verglichen mit den Ausgangswerten von 1990. Die unterzeichneten Staaten – vorwiegend solche mit wirtschaftlich relativ geringem Wachstum wie Deutschland oder Großbritannien, erwirtschaften also 20 Prozent Einsparung von 30 Prozent der Kohlendioxidfreisetzung: Das sind nur sechs Prozent der Emissionen von 1990! Und wichtige Staaten wie die USA, China oder Indien sind nicht zu Einsparungen verpflichtet oder nehmen an Kyoto noch nicht teil.
Die Natur stellt uns allerdings natürliche und damit erneuerbare Energiequellen zur Verfügung: das Licht der Sonne, Wind-, Wasser- und geothermale Energie oder Einsparmöglichkeiten. Die Sorge um die Erschöpfung der weltweiten Vorräte an fossilen Brennstoffen hat dazu beigetragen, dass die Aufmerksamkeit von Politik, Wissenschaft, Industrie und Öffentlichkeit diesen neuen Technologien gegenüber geöffnet wurde. So wird die Forschung in vielen Bereichen vorangetrieben – etwa Polymere und deren Beitrag zur Energieffizienz und energiesparenden Transport, neue Lichtquellen, erneuerbare Energien aus Mikroorganismen, die fast schon klassische Brennstoffzelltechnologie oder Wasserstoff als umweltfreundlichen Energieträger. Er könnte bis 2050 zu einem wettbewerbsfähigen Preis verfügbar sein
Breiteren Raum nimmt auch die Kernfusion ein, in dem zum Beispiel über die Fortschritte der Hochtemperatur-Plasmaphysik gesprochen wird. Das ITER-Experiment, das einzige momentan in dieser Richtung physikalisch und technologisch Machbare, findet Erwähnung, und die Stolpersteine dieser Technologie werden aufgezeigt. So wäre die Kernfusion wohl erst 2100 eine attraktive Option.
Vielfach redet die Politik diesen Projekten auch ein Wort mit – nicht immer nur zum Guten: Einsparungsmaßnahmen werden heute meist sehr dirigistisch verbreitet und sind deshalb zum Teil auch kontraproduktiv wie der mittlerweile stark kritisierte Agrarsprit. Planwirtschaftlich ist die Klimapolitik ohnehin nicht durchzusetzen!
Eine hervorragende Sammlung weiterführender Literatur und wertvolle Kurzbiographien aller Autoren runden das Buch ab. Man wird es nicht so leicht aus der Hand legen – es macht die Systemzusammenhänge der heutigen Zeit und unsere Unbeholfenheit, mit dieser Nicht-Linearität umzugehen, deutlich. Ein Paradigmenwechsel muss deshalb stattfinden. Ein Klimaabkommen aller OECD-Staaten sowie China, Indien und Russland – und eine Verpflichtung zu massiven Emissionsreduzierungen – sollte deshalb oberste Priorität haben: Nur dies kann uns aus der gegenwärtigen Energiekrise langfristig retten.
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