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Aus dem Leben des wichtigsten Schafes der Welt

Die Aufregung im Februar 1997 war groß, nachdem in der Fachzeitschrift Nature ein Artikel erschienen war, der die Klonierung eines Schafes beschrieb — handelte es sich doch um die weltweit erste Klonierung eines Säugetieres aus einer erwachsenen Zelle. Wildeste Fantasien über die Auswüchse der Technik entzündeten sich daran, und Laien fragten die Experten, wann wohl der erste Mensch geklont werde. Spätestens am 25. November 2001 haben sie von der US-amerikanischen Firma Advanced Cell Technology darauf die Antwort erhalten. Ian Wilmut und Keith Campbell, die intellektuellen Väter von „Dolly“, finden die Vorstellung geklonter Menschen jedoch „widerwärtig“. Eine endlose Kette identischer Wesen zu schaffen, war auch nie ihre Absicht. In ihrem Buch, das in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Colin Tudge entstanden ist, erzählen die Wissenschaftler nun „die ganze Geschichte“ ihres die Welt bewegenden Schafes. Die Ausführungen basieren auf tonbandprotokollierten Interviews, die Tudge mit den zwei Forschern geführt hat. Abwechselnd breiten die Kapitel die Erinnerungen und Erklärungen von Wilmut oder Campbell aus, oder von ihnen beiden zusammen. Eingeteilt ist „Dolly — der Aufbruch ins biotechnische Zeitalter“ in vier Teile. In dem ersten nennen die Autoren die Absichten, die die umfassenden Experimente mit landwirtschaftlichen Nutztieren begründeten. Denn Dolly wurde im Rahmen eines Projektes erzeugt, das die Produktion und Ausscheidung von therapeutisch nutzbaren Substanzen mit der Milch von Tieren untersuchte. Im zweiten, bei populärwissenschaftlichen Büchern unvermeidbaren Teil, schicken die Autoren ihre Leser auf die Schulbank. Hier vermitteln sie ihnen genetisches und embryologisches Grundlagenwissen. Danach sind die Schüler gerüstet für den dritten Teil, in dem sie lernen, wie aus einer totipotenten Zelle und dem Erbmaterial eines ausgewachsenen Tieres Dolly werden konnte. Schließlich zeigt der vierte Abschnitt die Anwendungsbreite derartiger Techniken in Medizin, Landwirtschaft und Biologie. Naturgemäß sind Bücher bereits veraltet, bevor sie in den Buchhandlungen stehen. So ist auch „Dolly“ von der gegenwärtigen Diskussion um Stammzellen und ihre möglichen Einsatzzwecke abgekoppelt. Einen Mangel erleidet der Band dadurch nicht. Zum einen haben sich die Forscher ohnehin unmissverständlich gegen das Klonen von Menschen ausgesprochen, zum anderen wird der Leser nach der Lektüre in jeder Hinsicht klüger sein — nicht zuletzt, weil er das Wissen aus erster Hand erhalten hat.

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