Expeditionen ins Eisreich. Ein fesselnder Tatsachenroman über den Wettlauf zum Südpol
Rainer Langner schildert die Geschichte der Entdeckung des Südpols durch zwei sehr unterschiedliche Männer: den Norweger Roald Amundsen und den Briten Robert Scott, die Anfang des letzten Jahrhunderts gleichzeitig, aber unabhängig voneinander aufbrachen, um als erste Menschen den Südpol zu erreichen. Nachdem der Nordpol kurz zuvor „genommen“ worden war, stellte die Eroberung des Südpols zu diesem Zeitpunkt die letzte große Herausforderung der geographischen Entdeckungsgeschichte dar. Bereits der Titel „Duell im Eis“ macht deutlich, dass es dem Autor nicht ausschließlich um die schlichte Dokumentation zweier parallel verlaufener Polarexpeditionen geht. Vielmehr interessieren ihn die Beweggründe und Charaktere der beiden Expeditionsleiter, die sich nie begegneten und deren ehrgeiziger Wettlauf zum Pol schon bald zu einem Kampf um das nackte Überleben wurde. Langner verfolgt die Lebenslinien der beiden Kontrahenten von den Kinderschuhen bis zu dem Zeitpunkt, an dem die norwegische „Fram“ und die britische „Terra Nova“ jeweils mit Kurs gen Süden in See stechen. Besonders beeindruckend ist Langners Schilderung der harten, entbehrungsreichen Überwinterung in den Basislagern „Franheim“ und „Cape Evans“. Den Höhepunkt findet sein Buch aber in der Beschreibung des eigentlichen Wettlaufs: der dramatischen Bewältigung der etwa 3000 Kilometer langen Wegstrecke zum Pol und zurück. Am 14. Dezember 1912 erreicht Amundsen den Pol als Erster. Scott und seine Mannschaft finden 4 Wochen darauf enttäuscht die Spuren des Siegers vor. Auf ihrem Rückweg zum Basislager erfrieren sie qualvoll. Das Buch ist spannend geschrieben und verzichtet auf eine unnötige pathetische Verklärung der Tatsachen. Sowohl das seinerzeit umstrittene und undiplomatische Vorgehen Amundsens als auch die tragischen Fehlentscheidungen Scotts, die letztlich zum Scheitern der britischen Expedition führten, werden beleuchtet. Anhand von Zitaten aus Briefen, Zeitungen und Logbüchern dokumentiert Langner die Geschehnisse originalgetreu. Erwähnenswert ist außerdem das gelungene Design des Buches, das viele Karten und Originalfotos enthält. Alles in allem ein durchweg empfehlenswertes Buch, das Liebhaber von Entdeckergeschichten mit Sicherheit in einem Rutsch verschlingen werden.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben