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Ohne Überraschungen

Einen Planeten voller Überraschungen, das kündigt dieses Buch von Reinhard Hüttle an. Leider scheint mir bereits der Titel etwas fantasielos, auch wenn die Übersetzung des englischen Titels ("our surprising planet") wohl formal so korrekt ist. Allerdings hätte man mit "Unser erstaunlicher Planet" sicher einen besseren und auch nicht unbedingt falschen Titel gefunden. Überraschend und zu erst auch etwas irritierend ist auch das parallele Verwenden deutscher und englischer Texte. Auf der anderen Seite hilft es vielleicht, die Hemmungen vor dem Fachenglischen zu überwinden und den eigenen Wortschatz in dieser für die Kommunikation in der Wissenschaft so wichtigen Sprache zu erweitern.

Insgesamt stellt "Ein Planet voller Überraschungen" eine gute Einführung in die Welt der modernen Geowissenschaften dar. Denn für den Rest der Menschheit gilt der Geowissenschaftler meist als jemand, der in Indiana-Jones-Manier mit Hut und Hammer über die Felder läuft und mit der Lupe jedes Steinchen anschaut. Doch schon das erste Kapitel räumt mit derartigen Vorstellungen ziemlich restlos auf.

Das ganze Buch ist ein Plädoyer für die Geowissenschaften und ihre Bedeutung für unsere moderne Zivilisation – von der Suche nach Energierohstoffen bis zum Klimawandel. Es zeigt sehr schön, mit welchen modernen Mitteln Geologen und Co den Geheimnissen unseres Planeten auf die Spur kommen. Der Leser erhält dabei einen sehr schönen Überblick über der Stand einer modernen Wissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Beiträge deutscher Forschung, denn gerade die deutschen Geowissenschaftler müssen sich nicht verstecken – allen voran das GeoForschungsZentrum Potsdam, das weltweit in der ersten Liga spielt; Ein Umstand, der es leider nur sehr selten bis in die Medien schafft. Das vom GFZ entwickelte Tsunami-Warnsystem im Indischen Ozean ist ein gutes Beispiel hierfür und nimmt auch ein ganzes Kapitel ein: Klappern gehört schließlich zum Handwerk.

Das Buch ist leicht verständlich geschrieben und macht neugierig auf mehr, viele Abbildungen sollen helfen, die Themen zu verdeutlichen. Doch hier fällt leider schon der erste Schatten auf das Werk: Es fehlt eine Literaturliste oder auch nur ein Hinweis auf weiterführende Literatur. Bei wem also das Interesse durch das Buch geweckt wurde, der wird am Schluss alleine gelassen. Die Zahl der Abbildungen ist ebenfalls erfreulich, doch meistens sind sie auch verwirrend oder verwirrt. Denn auch wenn man eine ungewöhnliche Perspektive in der Darstellung sucht, beispielsweise eine, in der Norden unten und Süden oben liegen, dann befinden sich die Alpen immer noch geografisch im Süden Deutschlands und die Ostsee im Norden (S. 37). Interessanterweise stimmt dies im englischen Text, wurde aber in der deutschen Fassung vertauscht.

Oft sind die Darstellungen überfrachtet oder es fehlen Legenden, andere sehen aus wie aus einem Lehrgang für Grafiksoftware vor 20 Jahren. Die Beschreibungen enthalten teilweise Fachwörter, die nicht erklärt werden, so dass einem ein Glossar durchaus hätte helfen können (welches jedoch fehlt). So kann man aus den Grafiken keine wirkliche Information ziehen: Sie stellen dann oft einfach nur bunte Bildchen dar. Der Versuch, für die modernen Geowissenschaften zu werben, ist absolut zu loben. Aber der Verlag hätte sicher mehr daraus machen können.

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