Die etwas andere Einführung
"Noch eine Einführung?", fragt Rainer Schönhammer zu Beginn seines Lehrbuchs "Einführung in die Wahrnehmungspsychologie" gleich selbst. Doch er macht schnell klar, dass der Leser hier keine der gängigen Einweisungen in der Hand hält. Entsprechend seiner eigenen Profession – Schönhammer unterrichtet Studenten von Kunst und Design in der Psychologie der Gestaltung – setzt er einen anderen Schwerpunkt: Wie erleben wir Natur, Technik und Materialien über die Sinne ist die leitende Fragestellung und nicht wie funktionieren unsere Sinne. Zudem betont er die wichtige Rolle, die die Bewegungen und Aktionen des Körpers beim Wahrnehmen spielen.
Anders als klassische Einführungen wie etwa von E. Bruce Goldstein beginnt Schönhammer nicht mit dem Sehsystem, sondern geht vom Wahrnehmen und Spüren des eigenen Körpers aus. Bereits dieses erste Kapitel gibt die Marschroute für das restliche Buch vor: Bewusst geizt Schönhammer mit Wissen über die Physiologie des Wahrnehmens. Nur knapp schildert er die an der Empfindung des eigenen Köpers beteiligten Hirnregionen. Danach verlässt er immer wieder ausgetretene Pfade mit Fragen wie: Welches ästhetische Erleben verbindet sich mit dem Spüren des eigenen Körpers?
Auch im weiteren Verlauf, wenn er sich den "niederen" Sinnen, dem Tasten, Schmecken und Riechen widmet, liefert er einen bunten und detailreichen Mix: Er lädt den Leser zu Kulturvergleichen ein – die Massai sind von Fäkalgeruch nicht abgestoßen, sondern schmücken ihr Haar mit Kuhdung –, führt ihn in die Eat-Art (die "Ess-Kunst, von dem Künstler Daniel Spoerri für eine Richtung der zeitgenössischen Kunst geprägt, Anm. d. Red.) ein und geht mit ihm ins Riechkino. Philosophen lässt er darüber reflektieren, was schön und was hässlich für das Fühlen ist. Auch Kulturwissenschaftler, Soziologen und Psychoanalytiker kommen zu Wort.
Einem sechsten Sinn, dem Sinn für Gleichgewicht und Eigenbewegung, widmet Schönhammer ein eigenes Kapitel. Dem Sehen räumt er – ähnlich den anderen Einführungen – den breitesten Raum ein. An dieser Stelle geraten auch die physiologischen und psychologischen Erklärungen ausführlicher. Im letzten Kapitel macht Schönhammer deutlich, was zu den zentralen Anliegen seines Lehrbuchs gehört: Die einzelnen Sinneskanäle sind nicht getrennt voneinander zu betrachten, sie bilden eine Einheit. So beeinflussen etwa die Lippenbewegungen, die man sieht, welche Laute man hört.
Für Studenten der heutzutage eher naturwissenschaftlich ausgerichteten Psychologie taugt diese Einführung als Lehrbuch kaum. Erfährt man doch wenig darüber, mit welchen Methoden und Experimenten die Psychologie der Wahrnehmung auf den Grund geht. Schönhammer selbst sieht sein nur mit wenigen Handzeichnungen bebildertes Werk eher als "lohnenden Ausflug" für Studenten der Psychologie und der Neuro- und Kognitionswissenschaften. Den Studierenden der gestalterischen Fächer so wie den angehenden Studenten der Sozial- und Kulturwissenschaften solle das Buch hingegen als Wegweiser dienen. Diese ungewöhnliche Ausrichtung braucht man dem Autor wohl nicht anlasten. Was man ihm schon eher vorwerfen kann: Seine Einführung wirkt oft wie eine (beliebige) Aneinanderreihung von Aspekten.
Anders als klassische Einführungen wie etwa von E. Bruce Goldstein beginnt Schönhammer nicht mit dem Sehsystem, sondern geht vom Wahrnehmen und Spüren des eigenen Körpers aus. Bereits dieses erste Kapitel gibt die Marschroute für das restliche Buch vor: Bewusst geizt Schönhammer mit Wissen über die Physiologie des Wahrnehmens. Nur knapp schildert er die an der Empfindung des eigenen Köpers beteiligten Hirnregionen. Danach verlässt er immer wieder ausgetretene Pfade mit Fragen wie: Welches ästhetische Erleben verbindet sich mit dem Spüren des eigenen Körpers?
Auch im weiteren Verlauf, wenn er sich den "niederen" Sinnen, dem Tasten, Schmecken und Riechen widmet, liefert er einen bunten und detailreichen Mix: Er lädt den Leser zu Kulturvergleichen ein – die Massai sind von Fäkalgeruch nicht abgestoßen, sondern schmücken ihr Haar mit Kuhdung –, führt ihn in die Eat-Art (die "Ess-Kunst, von dem Künstler Daniel Spoerri für eine Richtung der zeitgenössischen Kunst geprägt, Anm. d. Red.) ein und geht mit ihm ins Riechkino. Philosophen lässt er darüber reflektieren, was schön und was hässlich für das Fühlen ist. Auch Kulturwissenschaftler, Soziologen und Psychoanalytiker kommen zu Wort.
Einem sechsten Sinn, dem Sinn für Gleichgewicht und Eigenbewegung, widmet Schönhammer ein eigenes Kapitel. Dem Sehen räumt er – ähnlich den anderen Einführungen – den breitesten Raum ein. An dieser Stelle geraten auch die physiologischen und psychologischen Erklärungen ausführlicher. Im letzten Kapitel macht Schönhammer deutlich, was zu den zentralen Anliegen seines Lehrbuchs gehört: Die einzelnen Sinneskanäle sind nicht getrennt voneinander zu betrachten, sie bilden eine Einheit. So beeinflussen etwa die Lippenbewegungen, die man sieht, welche Laute man hört.
Für Studenten der heutzutage eher naturwissenschaftlich ausgerichteten Psychologie taugt diese Einführung als Lehrbuch kaum. Erfährt man doch wenig darüber, mit welchen Methoden und Experimenten die Psychologie der Wahrnehmung auf den Grund geht. Schönhammer selbst sieht sein nur mit wenigen Handzeichnungen bebildertes Werk eher als "lohnenden Ausflug" für Studenten der Psychologie und der Neuro- und Kognitionswissenschaften. Den Studierenden der gestalterischen Fächer so wie den angehenden Studenten der Sozial- und Kulturwissenschaften solle das Buch hingegen als Wegweiser dienen. Diese ungewöhnliche Ausrichtung braucht man dem Autor wohl nicht anlasten. Was man ihm schon eher vorwerfen kann: Seine Einführung wirkt oft wie eine (beliebige) Aneinanderreihung von Aspekten.
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