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Ich will mich ändern!

Anlass zu diesem Buch war für Autor Jens-Uwe Martens ein "Erweckungserlebnis": Der Diplompsychologe ärgerte sich wie so oft darüber, dass das Spielzeug seiner Kinder noch in der Garageneinfahrt lag. Doch diesmal brachte ihn ein Nachbar mit einer beiläufigen Äußerung dazu, die verstreuten Spielsachen als Ausdruck der unbeschwerten Zeit zu betrachten, die er mit dem eigenen Nachwuchs genießen könne.

Zu einem solchen Perspektivwechsel möchte der Autor nun auch anderen Menschen verhelfen, indem er sie dazu anleitet, ihre Einstellungen sich selbst und ihrem Leben gegenüber sorgfältig zu analysieren und gegebenenfalls zu verändern. Außerdem richtet er sich an Studierende der Psychologie und an Trainer sowie Führungskräfte, welche die Einstellung anderer Menschen beeinflussen wollen.

Im ersten Teil stellt Martens anschaulich dar, was Einstellungen sind und wie sie unser Leben bestimmen. Neben zahlreichen Zitaten untermalen Geschichten und Anekdoten die graue Theorie. Im weiteren Verlauf erläutert er verwandte Konstrukte wie Ich-Stärke, Glück, Visionen oder die Bedeutung des Selbstbilds.

Der Bezug zum Thema Einstellungen wird dabei allerdings nicht immer deutlich, und Empfehlungen zur weiterführenden Lektüre fehlen ebenso wie manche Quellenangabe – zum Beispiel zu jenen Untersuchungen, die gezeigt haben sollen, dass die rechte, mit dem Unbewussten eng verbundene Gehirnhälfte der linken, vernunftorientierten Hälfte bei komplexen Entscheidungen überlegen ist.

Erst im letzten Drittel kommt der Psychologe dann "zum Kern der Überlegungen": Wie lassen sich Einstellungen verändern? Anhand von 21 Regeln legt er dar, was dabei zu beachten ist. Zum Beispiel, warum man dazu den Verstand und die Gefühle ansprechen sollte und welche Rolle Belohnungen, Gewohnheiten und der Freundeskreis spielen. Schade nur, dass der Autor oft nicht zwischen solchen Lesern unterscheidet, die sich selbst ändern möchten, und jenen, die Einstellungen bei anderen beeinflussen wollen.

Dass Martens keine Geheimtipps geben kann, ist ihm nicht vorzuwerfen – im Gegenteil, es spricht für seine Seriosität. Wegen der Vielzahl an Regeln bleibt für jede einzelne aber oft nur eine knappe Seite und somit kein Raum für konkrete Anweisungen oder Übungen. Und wie lassen sich überhaupt die passenden Tipps finden und auf die eigene Situation übertragen?

Fazit: Für Studierende, die einen wissenschaftlichen Einstieg in das Thema suchen, bleibt das Buch zu oberflächlich. Und wer konkrete Methoden sucht, mit denen er seinen Mitmenschen zum Beispiel in Sachen Gesundheitsvorsorge auf die Sprünge helfen kann, wird hier ebenfalls nicht fündig. Stattdessen fordert der Autor dazu auf, zunächst die eigenen Einstellungen ins Visier zu nehmen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf die Arbeit mit anderen zu übertragen.

Geeignet ist das Buch für Menschen, die aktiv an sich arbeiten möchten. Als Leitfaden taugt es aber nur bedingt, denn der Leser kommt nicht umhin, sich selbstständig zu analysieren und eigene Strategien zu entwickeln. Wie bei Büchern zur Raucherentwöhnung hängt der langfristige Erfolg wohl auch hier hauptsächlich davon ab, wie groß der eigene Leidensdruck tatsächlich ist.
  • Quellen
Gehirn und Geist 9/2009

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