Rebellin auf zwei Königsthronen
Mit 13 Jahren heiratete sie ihren ersten König, Ludwig VII. von Frankreich. Mit 28 dann den zweiten, Heinrich II. von England. Ihm gebar sie acht Kinder, darunter zwei der berühmtesten Könige Englands: Richard Löwenherz und Johann Ohneland. Als sie mit ihren Söhnen gegen den eigenen Mann rebellierte, ließ der sie jahrelang einsperren. Und noch in hohem Alter, nach dem Tod Heinrichs, hielt sie als Regentin das riesige Reich ihres Sohns Richard zusammen, während er im Heiligen Land kämpfte und später als Gefangener des deutschen Kaisers auf dem Trifels festsaß.
Das Leben der Eleonore von Aquitanien (um 1124–1204) bietet viel Stoff für schillernde Romane. Es mutet an wie ein moderner Gegenentwurf zum Frauenbild ihrer Zeit – einer Zeit, in der adlige Töchter vor allem Heiratsware waren, mit der politische Bündnisse besiegelt wurden. Als Herzogin von Aquitanien eine der mächtigsten Grundherrinnen jener Epoche, versuchte Eleonore vor allem in ihren Erblanden eine eigene Politik zu betreiben, die nicht immer mit den Zielen ihrer königlichen Ehegatten übereinstimmte. Dass dies vor allem bei einem machtbewussten Herrscher wie Heinrich II. nicht ungefährlich war, musste sie leidvoll erfahren.
Ralph V. Turner hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben dieser starken Frau abseits all der Mythen und Legenden zu erzählen, die im Lauf der Jahrhunderte die historische Gestalt überwucherten. Eine Herkulesaufgabe, die der Mediävist aber souverän zu bewältigen weiß. Kenntnisreich wertet er die Quellen aus und widersteht allen Versuchen, Eleonore aus ihrem historischen Kontext zu lösen und zur Protofeministin zu stilisieren.
Wir erleben Eleonore als junge Königin an der Seite des noch jugendlichen Herrschers von Frankreich und begleiten das Paar auf seinem desaströsen Kreuzzug, bei dem die Saat für die spätere Scheidung gelegt wird. Wir sehen die kaum 30-Jährige an der Seite des aufstrebenden Heinrich Plantagenet, dem sie eine wahre Löwenbrut an Söhnen schenkt, und als selbstständige Regentin in ihrem Herzogtum, das sie eigentlich für ihren königlichen Gemahl nur verwalten soll. Schließlich erfahren wir von einer betagten Eleonore, die trotz ihres hohen Alters aktiv die Herrschaft ihrer beiden letzten überlebenden Söhne zu sichern versucht.
All das ist mit großem erzählerischem Talent geschildert und mit ausführlichen Anmerkungen untermauert. Wer sich einer der faszinierendsten Gestalten des hohen Mittelalters nähern möchte, ist mit dieser Biografie gut gerüstet.
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