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Fortsetzung einer großen Tradition

Der fotografische Himmelsatlas hat, insbesondere in Deutschland, eine große Tradition. Man denke nur an Hans Vehrenbergs "Falkauer Atlas" (1963) oder dessen Nachfolger, der dreibändige "Atlas Stellarum" (1970) mit insgesamt 450 Kartenblättern. Letzterer war über viele Jahre die einzige Möglichkeit den realen Himmel bis circa 15. Größe auf einer Karte zu inspizieren, denn wer war schon im Besitz des legendären "Palomar Observatory Sky Atlas"? Andere Vertreter den Genres sind der "Sonneberger Photographische Himmelsatlas" (1991) und in jüngerer Zeit der "Atlas der Sternbilder" (2004) von Eckhard Slawik, dessen farbige Sterne legendär sind. Auch Axel Mellinger hat bereits mit "Der Große Kosmos Himmelsatlas" (2002) auf sich aufmerksam gemacht. Sein neuestes Werk ist nun im Oculum-Verlag erschienen. Das großformatige Buch besticht durch seine hohe grafische Qualität.

In einer kurzen Einleitung werden Aufnahme, Bildbearbeitung und Kartendarstellung erläutert. Die Standorte für die Fotografie des Nord- und Südhimmels lagen in den USA beziehungsweise Südafrika. Axel Mellinger verwendete eine CCD-Kamera mit 50-mm-Objektiv. Einige Bilder illustrieren dies. Ronald Stoyan, Inhaber des Oculum-Verlags, hat sich die Mühe gemacht, die auf den Aufnahmen sichtbaren Deep-Sky Objekte mit der hauseigenen Software "Eye & Telescope" zu identifizieren. Bezeichnet sind Sternhaufen, Galaxien, Planetarische Nebel, Emissions-, Reflexions- und Dunkelnebel sowie Veränderliche Sterne und Doppelsterne.

Nun zum Ergebnis: den 82 Kartenblättern. Sie machen einen professionellen Eindruck. Die Himmelsausschnitte überlappen sich, und jede Karte wird durch eine Kopie mit eingetragenen Objekten, Sternbildlinien und -grenzen ergänzt. Beide sind auf einer Doppelseite gegenübergestellt, was die Identifikation erleichtern soll. Leider ist der Maßstab so gering (1 Grad pro Zentimeter), dass die Lokalisierung oft mühsam ist – insbesondere bei kleinen Objekten wie Planetarischen Nebeln oder Galaxien. Hier ist eine Art "Desktop-Starhopping" angesagt (man verzeihe mir diese englische Wortkreation). Mit Stereoblick muss man sich von helleren Sternen über Sternmuster zum Objekt vortasten. Oft ist am Ziel nur ein winziger Punkt oder schwacher Fleck zu erahnen, wie etwa beim Planetarischen Nebel Jones-Emberson 1 und dem benachbarten Galaxienpaar NGC 2474/75 auf Karte 7. Auch die verzeichneten Doppelsterne sind bei diesem Maßstab grenzwertig. Leichter zu finden sind dagegen Sternhaufen und Emissionsnebel. Letztere zeigen sich aber oft recht kontrastarm. Gut zu sehen ist zum Beispiel der Nordamerikanebel im Schwan (Karte 31). Im Anhang sind 1593 Deep-Sky Objekte aufgelistet, darunter auch viele neu entdeckte Sternhaufen und -muster wie etwa Juchert 5 (Karte 6).

Insgesamt ist die Präsentation schnörkellos und zweckmäßig. Das ist positiv. Man kann natürlich fragen, ob ein gedruckter fotografischer Sternatlas in unserer digitalen Welt noch zeitgemäß ist. Ich denke schon. Zum Einen wegen der modernen Aufnahmetechnik und Darstellung sowie den vielen Objekten. Zum Andern hat das Werk von Mellinger und Stoyan auch einen ästhetischen Wert. Der Betrachter wird inspiriert, den realen Himmel mit dem Feldstecher oder kleinen Teleskop zu erkunden. Bei einer stellaren Grenzgröße von etwa 13 mag bieten sich hier viele Ausflüge in den Nachthimmel an – gleich ob in Europa oder auf der Südhalbkugel.

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