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Galaxien und Kosmologie

"Das Unanschauliche des Kosmos, seine Geschichte und Entwicklung begreifbar zu machen … soll das Anliegen dieses Buches sein." Mit diesem hohen Anspruch beschreibt der Autor im Prolog seine nicht unbescheidenen Erwartungen an die Leserschaft. Es war für den Rezensenten daher spannend, dem roten Faden zu folgen, der dieses Ziel anstrebt – ob, und mit welchen didaktischen Mitteln es erreicht wird (oder auch nicht?).

Da bei diesem Thema Galaxien die wesentliche Rolle spielen, widmet der Autor ihren Bausteinen und den diversen galaktischen Strukturen viel Raum. Eingeleitet wird dieser erste Teil mit einer kurzen Entdeckungsgeschichte der ersten »nebligen Flecken« am Himmel (die sich erst viel später als Sternsysteme entpuppten) und dem frühen (aber bis heute benutzten) Klassifikationsschema durch Edwin Hubble, bekannt als "Stimmgabel- Diagramm".

Auf diese mehr morphologischen Beschreibungen der Komponenten der Sternsysteme folgen Kapitel zur Entfernungsbestimmung und die aus den Galaxienspektren gefundenen Rotverschiebungen, die von Edwin Hubble als Fluchtgeschwindigkeit gedeutet wurden.

Folgerichtig führt die Reise zu immer größeren kosmischen Entfernungen zu den Großstrukturen wie der Lokalen Gruppe, den Galaxienhaufen und den Superhaufen. Schließlich beschreibt der Autor die Folgen der Zusammenstöße von Sternsystemen und die Vorgänge im Kern aktiver Galaxien.

Auf den ersten Blick mag das folgende Kapitel über das "Leben der Galaxien" an dieser Stelle des Textes deplatziert erscheinen (ich hätte es weiter vorne erwartet). Bei genauerem Hinsehen begreift es der Leser aber als Überleitung zum zweiten (und aufregendsten! ) Thementeil, der Kosmologie. Hier ist bereits von Gravitationslinsen, Dunkler Materie, kosmischer Hintergrundstrahlung und dem Entstehen der frühesten Sterne und Galaxien die Rede – also den wichtigen Stützen der Forschung bei der Beschreibung der Welt als Ganzes.

Für den am Thema interessierten (und möglichst vorgebildeten!) Leser war die Lektüre bis hierher – und das sind rund achtzig Prozent des gesamten Textes – leicht verständlich und gedanklich immer problemlos nachvollziehbar. Naturgemäß stellt der Schlussteil mit einem Umfang von nur 42 Seiten über das "kosmologische Gesamtbild" erheblich höhere Ansprüche an den Leser, sofern er mit der Materie nicht vertraut ist.

Aber gerade hier wird die Fähigkeit des Autors erkennbar, schwierige Sachverhalte verständlich darzustellen (der Rezensent gesteht durchaus "Aha-Erlebnisse" an einigen Stellen …). Immer wieder bemüht Feitzinger zur Veranschaulichung das Modell des sich aufblähenden Ballons als zweidimensionalem Analogon eines gekrümmten dreidimensionalen Raums – der Leser wird dafür dankbar sein.

Aber gleich, wie viel der Einzelne vom Schicksal des Universums nach der letzten Buchseite wirklich "begriffen" haben wird – diesen Satz wird er hoffentlich verinnerlichen: "Das Universum wird bei 101000 Jahren zeitlos, es wird Ewigkeit und verschwindet dabei…"

Was unterscheidet dieses Buch nun von den zahllosen anderen mit ähnlicher Thematik? Beim ersten Blättern fällt die große Zahl von (gelb unterlegten) Kästen auf: Sie erläutern im Detail im Text vorkommende Begriffe, teils auch mit Formeln, und machen ein Glossar daher überflüssig. Als Repetitorium, etwa kurz vor einer einschlägigen Prüfung, kann dieser Überblick nützlich sein.

Die durchweg farbigen und immer aktuellen Objektbilder sind mit ausführlichen Legenden versehen; sie befinden sich immer an der passenden Stelle im Text, sodass keine Nummerierung erforderlich ist und lästiges Blättern entfällt. Das Gleiche gilt auch für die vielen Zeichnungen und Diagramme. Der Verlag hat bei diesem Buch übrigens dem "Flattersatz" (gegenüber dem rechtsbündigen "Blocksatz") den Vorzug gegeben, was – meiner Meinung nach – ein entspannteres Lesen ermöglicht.

Ein paar kleinere Anmerkungen seien dem Rezensenten noch gestattet: Es fällt auf, dass der Autor bemüht ist, Anglizismen zu vermeiden. Begriffe wie "Berster" (für Burster) oder "Tiefes Feld" für (Deep Field) werden in der deutschsprachigen Literatur dennoch kaum eine Chance haben. Dagegen sind Feitzingers Wortschöpfungen wie "Jahrgangssterne", "Zwergenvielfalt" oder "galaktische Sturm- und Drangzeit" durchaus passend gewählt.

Nur weil ich an diesen Stellen etwas genauer hingesehen habe, sind mir einige (Flüchtigkeits-)Fehler aufgefallen: So auf Seite 53, im Kasten "Das Virialtheorem", liest man "Ekin halb so groß wie die Hälfte ihrer gesamten potenziellen Energie Epot" (statt "halb so groß wie ihre gesamte potenzielle Energie…"; die folgende Formel ist richtig wiedergegeben); oder auf Seite 203: Ordinate der Abbildung 10–6 (statt 10–60).

Der Text ist durchgehend flüssig geschrieben. Die treffenden und soliden Formulierungen der Sachverhalte lassen die langjährige Erfahrung des Autors in den Methoden der Popularisierung als Leiter des Bochumer Planetariums und als Professor für Astrophysik an der Ruhr-Universität Bochum erkennen. Sein Buch ist zwar seinen Studentinnen und Studenten gewidmet – die potenzielle Leserschaft sollte sich darüber hinaus aber auf viele am Thema begeisterte und interessierte Menschen erstrecken.
  • Quellen
Sterne und Weltraum 08/2007

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