Der Fürst der Mathematik
Gauß – eine Biographie" von Hubert Mania ist ein gelungener Versuch, den berühmten Mathematiker noch stärker in unser Bewusstsein zu bringen – zumindest für die, die Daniel Kehlmanns Buch von der "Vermessung der Welt" nicht gelesen haben. Denn wer kann sich heute noch erinnern, wer auf dem alten 10-Mark-Schein der Bundesrepublik abgebildet war?
Dabei gäbe es viel über das Genie zu erzählen – etwa dass er die Summenformel einer (arithmetischen) Reihe bereits in jungen Jahren kannte, wie eine Anekdote aus dem Sommer 1786 verdeutlicht: Die allgemeine Schulpflicht wurde eingeführt, und der Neunjährige bekommt die klassische Aufgabe die Zahlen von 1 bis 100 zusammenzuzählen. 5050 steht schließlich auf der Tafel, die der junge Gauß zu Professor Büttner bringt.
Amüsant ist auch der Briefwechsel mit Janos Bolyai und dessen Bitte, die Veröffentlichung seines Sohnes zu Themen der nicht-euklidischen Geometrie zu begutachten. Die Antwort war kurz: "... ich kann nicht daran arbeiten, denn ich müsste mich selbst loben, da ich vor 20 Jahren diese Gedanken schon niederschrieb..." Viele Dinge aus dem Leben von Carl Friedrich Gauß werden interessant erzählt, und der Leser kennt rasch die Aufgaben und Schwierigkeiten des Rechenkünstlers.
Die Leser erfahren auch viel über die mathematischen Arbeiten wie zum Beispiel von der Gauß’schen Methode der kleinsten Quadrate, die 1807 von Legendre beansprucht wird. In den "Göttingischen gelehrten Anzeigen" vom Juni 1809 stellt Gauß seine Arbeiten zu diesem Thema vor und bemerkt, "dass diese Methode vom Verfasser schon seit 14 Jahren angewandt wird".
Das Buch ist voll solcher Details, die es lesenswert machen. Man verfolgt die Tragik der Geburt seines Sohnes, während der er seine geliebte Frau Johanne verliert. Die Beschreibung seiner ersten Jahre mit Minna, seiner zweiten Frau, und die Fortschritte in der Arbeit an der Sternwarte sind herrlich geschrieben. Der Groll gegen den Diktator Napoleon verhindert eine Reise nach Paris. Wir erfahren, dass die theoretische Astronomie seine eigentliche Berufung gewesen sei, der er zumindest räumlich etwas näher kommt: 1816 zieht Gauß mit Frau und fünf Kindern in den Wohnflügel der Göttinger Sternwarte ein. Und auch die Freundschaft zwischen Humboldt und Gauß findet ausführlich Erwähnung.
Detailliert beschrieben wird, wie Georg IV, König von England und Hannover, die Vermessung des Königreich Hannovers anordnet und verfolgt. Die Triangulationsarbeit über Hügel und Moore, durch Heide und dichte Wälder bedeutet für Gauß eine langjährige anstrengende Arbeit – zu einer Zeit, als noch der Längengrad von Paris als Nullmeridian galt.
Im Alter folgt schließlich die Zusammenarbeit mit Wilhelm Eduard Weber und das Wissen über die Wechselwirkungen von Elektrizität und Magnetismus, die Gauß völlig neue Wege einschlagen lassen. Im März 1833 wird dann von Hofrat Gauß das Magnetische Observatorium gegründet: Auf Ohms und Faradays Schultern lässt es sich gut weiterforschen. Weber und Gauß schaffen gemeinsam die Geburtsstunde der elektromagnetischen Telegrafie und übertragen den ersten Satz "Wissen vor Meinen, Sein vor Schein", der in die Geschichte eingehen sollte.
So gut das Buch auch ist, Verbesserungsvorschläge gibt es dennoch ein paar: Abgegangen sind mir vor allem Bilder zu diesen Geschichten – etwa sein Grabstein mit dem 17-Eck und vielleicht einige alte Bilder des Katharineum, wo Gauß zur Schule ging. Eine kurze Chronologie am Ende des Buches mit den wichtigsten Daten wäre ebenfalls sinnvoll. Im Buch findet sich keine einzige Formel oder Grafik (z.B. der Normalverteilung). Und manche mathematischen Methoden und Gedanken (etwa zu den nicht-euklidischen Geometrien), die oftmals seiner Zeit weit voraus waren, kommen ein wenig zu kurz.
Dennoch vermittelt diese Biographie einen guten Einblick in das abwechslungsreiche Leben des Mathematik-"Fürsten".
Dabei gäbe es viel über das Genie zu erzählen – etwa dass er die Summenformel einer (arithmetischen) Reihe bereits in jungen Jahren kannte, wie eine Anekdote aus dem Sommer 1786 verdeutlicht: Die allgemeine Schulpflicht wurde eingeführt, und der Neunjährige bekommt die klassische Aufgabe die Zahlen von 1 bis 100 zusammenzuzählen. 5050 steht schließlich auf der Tafel, die der junge Gauß zu Professor Büttner bringt.
Amüsant ist auch der Briefwechsel mit Janos Bolyai und dessen Bitte, die Veröffentlichung seines Sohnes zu Themen der nicht-euklidischen Geometrie zu begutachten. Die Antwort war kurz: "... ich kann nicht daran arbeiten, denn ich müsste mich selbst loben, da ich vor 20 Jahren diese Gedanken schon niederschrieb..." Viele Dinge aus dem Leben von Carl Friedrich Gauß werden interessant erzählt, und der Leser kennt rasch die Aufgaben und Schwierigkeiten des Rechenkünstlers.
Die Leser erfahren auch viel über die mathematischen Arbeiten wie zum Beispiel von der Gauß’schen Methode der kleinsten Quadrate, die 1807 von Legendre beansprucht wird. In den "Göttingischen gelehrten Anzeigen" vom Juni 1809 stellt Gauß seine Arbeiten zu diesem Thema vor und bemerkt, "dass diese Methode vom Verfasser schon seit 14 Jahren angewandt wird".
Das Buch ist voll solcher Details, die es lesenswert machen. Man verfolgt die Tragik der Geburt seines Sohnes, während der er seine geliebte Frau Johanne verliert. Die Beschreibung seiner ersten Jahre mit Minna, seiner zweiten Frau, und die Fortschritte in der Arbeit an der Sternwarte sind herrlich geschrieben. Der Groll gegen den Diktator Napoleon verhindert eine Reise nach Paris. Wir erfahren, dass die theoretische Astronomie seine eigentliche Berufung gewesen sei, der er zumindest räumlich etwas näher kommt: 1816 zieht Gauß mit Frau und fünf Kindern in den Wohnflügel der Göttinger Sternwarte ein. Und auch die Freundschaft zwischen Humboldt und Gauß findet ausführlich Erwähnung.
Detailliert beschrieben wird, wie Georg IV, König von England und Hannover, die Vermessung des Königreich Hannovers anordnet und verfolgt. Die Triangulationsarbeit über Hügel und Moore, durch Heide und dichte Wälder bedeutet für Gauß eine langjährige anstrengende Arbeit – zu einer Zeit, als noch der Längengrad von Paris als Nullmeridian galt.
Im Alter folgt schließlich die Zusammenarbeit mit Wilhelm Eduard Weber und das Wissen über die Wechselwirkungen von Elektrizität und Magnetismus, die Gauß völlig neue Wege einschlagen lassen. Im März 1833 wird dann von Hofrat Gauß das Magnetische Observatorium gegründet: Auf Ohms und Faradays Schultern lässt es sich gut weiterforschen. Weber und Gauß schaffen gemeinsam die Geburtsstunde der elektromagnetischen Telegrafie und übertragen den ersten Satz "Wissen vor Meinen, Sein vor Schein", der in die Geschichte eingehen sollte.
So gut das Buch auch ist, Verbesserungsvorschläge gibt es dennoch ein paar: Abgegangen sind mir vor allem Bilder zu diesen Geschichten – etwa sein Grabstein mit dem 17-Eck und vielleicht einige alte Bilder des Katharineum, wo Gauß zur Schule ging. Eine kurze Chronologie am Ende des Buches mit den wichtigsten Daten wäre ebenfalls sinnvoll. Im Buch findet sich keine einzige Formel oder Grafik (z.B. der Normalverteilung). Und manche mathematischen Methoden und Gedanken (etwa zu den nicht-euklidischen Geometrien), die oftmals seiner Zeit weit voraus waren, kommen ein wenig zu kurz.
Dennoch vermittelt diese Biographie einen guten Einblick in das abwechslungsreiche Leben des Mathematik-"Fürsten".
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