Vom Erbsenzählen zur Gentechnik
Nicht erst seit Februar 2001, als die Sequenz des menschlichen Genoms der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, schwelt eine intensiv geführte Debatte um die Chancen und Risiken, die dieses Wissens verspricht. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass wir das „Buch des Lebens“ heute vor uns liegen haben — auch wenn wir es noch nicht vollständig verstehen? Was für Erkenntnisse und Entwicklungen stehen hinter der Vollendung dieses gigantischen Projekts, dessen Realisierung noch vor 25 Jahren wohl kein Experte für überhaupt möglich gehalten hätte? In seinem Buch „Das Geheimnis der Gene“ erzählt Hans Melderis die lange Geschichte von der Wiederentdeckung der Mendelschen Vererbungsgesetze bis zur vollständigen Sequenzierung des menschlichen Genoms — und sogar noch darüber hinaus. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf den reinen wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt, der uns geholfen hat, dem „Geheimnis der Gene“ auf die Spur zu kommen, sondern stellt auch die Menschen, die hinter dieser Entwicklung stehen, mit einem Augenzwinkern vor. So verrät ein Blick hinter die Kulissen, dass Linus Pauling die a-Helix — eine der fundamentalen Strukturen in der Welt der Eiweiße — entdeckte, als er mit Grippe und Langeweile im Bett lag oder dass James Watson und Francis Crick Daten stahlen, ohne die sie die Struktur der DNA nicht hätten aufdecken können. Diese und zahlreiche weitere Anekdoten dienen Melderis als Aufhänger, um seinen Lesern die Meilensteine der molekularbiologischen Entwicklung näher zu bringen. Obwohl er sich dabei gelegentlich in Spekulationen verliert, gelingt es ihm, das einschlägige Fachwissen auf leicht verständliche Weise zu vermitteln. Dazu finden erfreulicherweise auch aktuelle Themen wie die Stammzellenforschung Erwähnung. Die zentrale Frage lautet: Was ist mit den heutigen Methoden überhaupt machbar? Warum ist es so kompliziert, ein Tier oder gar einen Menschen zu klonen? Was für Chancen und Probleme birgt die Gentherapie? Alles in allem ein gelungenes Buch, dessen Lektüre gewissermaßen erlaubt, den Forschern bei ihrer Aufgabe, das „Geheimnis der Gene“ zu ergründen, über die Schulter zu schauen.
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