Faszinosum Weltall. Joachim Bublath bringt uns den Kosmos näher
Oft stellt das „Buch zum Film“ eine herbe Enttäuschung dar, wenn man den Film zuvor gesehen hat. Nicht so bei „Geheimnisse des Universums“ von Joachim Bublath, dem Buch zur gleichnamigen ZDF-Serie vom November/Dezember 2000. Trotz der audio-visuellen Möglichkeiten des Fernsehens war es dort nicht gelungen, die Wissenschaft Physik mit ihren aktuellen Fragestellungen im Überblick zu präsentieren, geschweige denn ihre Geheimnisse zu lüften. Erfreulicherweise geht das Buch hier sehr viel erfolgreicher — weil systematischer — zu Werke: In 20 Kapiteln à ca. 10 Seiten wird der Leser für die wundersamen Phänomene der Relativitätstheorie, der Quantenmechanik und der Teilchenphysik begeistert — nachdem ihm einleitend jegliche Illusion über die erlebte Realität genommen worden war. Die Zeit als fundamentale Messgröße bildet den Einstieg in das Geschehen und eröffnet einen schnellen Zugang zu den wirklich spannenden physikalischen Fragen des 20. Jahrhunderts. Bublath erklärt zahlreiche Experimente in ihren Grundzügen und Ergebnissen und vermittelt dabei ein Gefühl für die „neue Physik“. Sowohl die Phänomene des Großen (Kosmologie) als auch die des Kleinen (Quantenmechanik) kommen zur Sprache. Die verwendeten Grafiken sind zumeist didaktisch gut eingesetzt. Allerdings erschienen anstatt einiger futuristisch anmutender Bilder ohne direkten Textbezug echte Aufnahmen (Voyager, HST, VLT) angebrachter. Am Ende kulminiert das Buch in der Suche nach der Weltformel — Stichwort Vereinheitlichungstheorien — und in den großen Fragen der Gegenwart: Higgs-Mechanismus sowie die beschleunigte Expansion des Universums. Bublath schlägt den großen Bogen vom Mikro- zum Makrokosmos, ohne dabei Wesentliches zu vergessen. Zwar erweist er sich dabei nicht als begnadeter Erzähler vom Rang eines Carl Sagan — dazu wird die Wissenschaft zu wenig mit den Menschen, die das Wissen geschafft haben, in Beziehung gesetzt. Trotzdem stellt die gewählte Form einen passablen Kompromiss zwischen Wissenschaftlichkeit und Allgemeinverständlichkeit dar; der vorgebildete Leser muss allenfalls kleine Ungenauigkeiten in Kauf nehmen.
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