Plaudereien unter Kollegen
Die Psychologin Susan Blackmore ist bekannt geworden mit der wissenschaftlichen Erforschung "paranormaler" Phänomene wie Nahtoderfahrungen. Ihr Buch "Die Macht der Meme" über die umstrittene Mem-Theorie gilt inzwischen als Klassiker. Nun wagt sich die Wissenschaftlerin und Publizistin an eines der schwierigsten Themen überhaupt: das Bewusstsein. Jeder von uns erlebt sich selbst als bewusst; aber niemand kann bisher diese Eigenschaft unseres Gehirns wissenschaftlich sauber definieren.
Jahrelang hat die Autorin, die inzwischen selbst auf diesem Gebiet forscht, am Rand von Kongressen Interviews geführt. Ursprünglich als Radiosendungen geplant, sind diese nun gesammelt als Buch erschienen. Wie selbstverständlich kommen in ihrem Werk sowohl Philosophen als auch Neurowissenschaftler zu Wort. Das Buch reiht sich damit ein in einen Trend der letzten Jahre, das zaghafte Brückenbauen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Die Subjektivität wird Objekt wissenschaftlicher Forschung.
Blackmore spricht mit den Prominenten des Fachs wie Daniel Dennett, Thomas Metzinger, Vilayanur Ramachandran, David Chalmers, John Searle und Francis Crick ebenso wie zum Beispiel mit dem Querdenker Stuart Hameroff ("Bewusstsein ist Quantenkohärenz in den Mikrotubuli"). Es geht um die scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen Außen- und Innenperspektive. Wie entstehen aus dem Feuern eines Knäuels von Neuronen Erfahrungen und Gefühle? Ergibt sich Bewusstsein zwangsläufig aus bestimmten physiologischen Prozessen? Oder könnte es einen "philosophischen Zombie" geben, ein Wesen, das für den externen Beobachter in allen Aspekten einem Menschen gleicht, aber seine Welt nicht bewusst erlebt? Auch das damit eng verknüpfte Problem der Willensfreiheit ist wiederkehrendes Gesprächsthema. Manche Theorien werfen das menschliche Selbstverständnis radikal über den Haufen. Die Idee, das "Selbst" könnte eine Illusion sein, kratzt doch gehörig an allen gängigen Vorstellungen über das Bewusstsein.
Der Leser lernt vor allem eines: In fast nichts sind sich die Denker einig. Endgültige Antworten gibt es nicht und eine Erklärung des Phänomens Bewusstsein schon gar nicht. Durch die Vielfalt der präsentierten Meinungen legt Blackmore dem Leser nie eine bestimmte Position nahe, sondern bietet einen Überblick über den Stand der Forschung.
In Susan Blackmores Interviews tritt nicht einfach eine Journalistin einem Experten gegenüber. Es sind Gespräche auf Augenhöhe, durch die der Leser ebenso viel über die Autorin erfährt wie über die Interviewten. Blackmore ist mit dem Stoff bestens vertraut, der Leser hat den Eindruck, Plaudereien unter Kollegen zu lauschen. Gegen den Willen einiger ihrer Gesprächspartner hat sie die Gespräche weit gehend im ursprünglichen Zustand belassen. Das Buch gewinnt dadurch enorm. Abschreckender Fachjargon weicht einer erfrischenden Klarheit. So gelingt es Blackmore, ihr ungeheuer abstraktes Thema mit einer beeindruckenden Lockerheit rüberzubringen. Ihre Gesprächspartner erscheinen nicht nur als Überbringer von Informationen, sondern als Charaktere. Der Leser kann sich von der Begeisterung der Forscher für ihre Arbeit anstecken lassen.
Sehr gelungen sind auch viele der karikaturartigen Illustrationen. Die Darstellung von Dennetts "cartesianischem Theater" bringt das Konzept besser auf den Punkt als jeder Text. Leider ist das Buch nur sehr spärlich mit den Zeichnungen ausgestattet und manche der Texte nicht mehr die jüngsten: Die Interviews reichen teilweise bis ins Jahr 2000 zurück.
Insgesamt aber hat Blackmore aus einem unglaublich schwierigen Thema ein locker und spannend zu lesendes Buch gemacht. Mehr kann man von gutem Wissenschaftsjournalismus nicht verlangen.
Jahrelang hat die Autorin, die inzwischen selbst auf diesem Gebiet forscht, am Rand von Kongressen Interviews geführt. Ursprünglich als Radiosendungen geplant, sind diese nun gesammelt als Buch erschienen. Wie selbstverständlich kommen in ihrem Werk sowohl Philosophen als auch Neurowissenschaftler zu Wort. Das Buch reiht sich damit ein in einen Trend der letzten Jahre, das zaghafte Brückenbauen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Die Subjektivität wird Objekt wissenschaftlicher Forschung.
Blackmore spricht mit den Prominenten des Fachs wie Daniel Dennett, Thomas Metzinger, Vilayanur Ramachandran, David Chalmers, John Searle und Francis Crick ebenso wie zum Beispiel mit dem Querdenker Stuart Hameroff ("Bewusstsein ist Quantenkohärenz in den Mikrotubuli"). Es geht um die scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen Außen- und Innenperspektive. Wie entstehen aus dem Feuern eines Knäuels von Neuronen Erfahrungen und Gefühle? Ergibt sich Bewusstsein zwangsläufig aus bestimmten physiologischen Prozessen? Oder könnte es einen "philosophischen Zombie" geben, ein Wesen, das für den externen Beobachter in allen Aspekten einem Menschen gleicht, aber seine Welt nicht bewusst erlebt? Auch das damit eng verknüpfte Problem der Willensfreiheit ist wiederkehrendes Gesprächsthema. Manche Theorien werfen das menschliche Selbstverständnis radikal über den Haufen. Die Idee, das "Selbst" könnte eine Illusion sein, kratzt doch gehörig an allen gängigen Vorstellungen über das Bewusstsein.
Der Leser lernt vor allem eines: In fast nichts sind sich die Denker einig. Endgültige Antworten gibt es nicht und eine Erklärung des Phänomens Bewusstsein schon gar nicht. Durch die Vielfalt der präsentierten Meinungen legt Blackmore dem Leser nie eine bestimmte Position nahe, sondern bietet einen Überblick über den Stand der Forschung.
In Susan Blackmores Interviews tritt nicht einfach eine Journalistin einem Experten gegenüber. Es sind Gespräche auf Augenhöhe, durch die der Leser ebenso viel über die Autorin erfährt wie über die Interviewten. Blackmore ist mit dem Stoff bestens vertraut, der Leser hat den Eindruck, Plaudereien unter Kollegen zu lauschen. Gegen den Willen einiger ihrer Gesprächspartner hat sie die Gespräche weit gehend im ursprünglichen Zustand belassen. Das Buch gewinnt dadurch enorm. Abschreckender Fachjargon weicht einer erfrischenden Klarheit. So gelingt es Blackmore, ihr ungeheuer abstraktes Thema mit einer beeindruckenden Lockerheit rüberzubringen. Ihre Gesprächspartner erscheinen nicht nur als Überbringer von Informationen, sondern als Charaktere. Der Leser kann sich von der Begeisterung der Forscher für ihre Arbeit anstecken lassen.
Sehr gelungen sind auch viele der karikaturartigen Illustrationen. Die Darstellung von Dennetts "cartesianischem Theater" bringt das Konzept besser auf den Punkt als jeder Text. Leider ist das Buch nur sehr spärlich mit den Zeichnungen ausgestattet und manche der Texte nicht mehr die jüngsten: Die Interviews reichen teilweise bis ins Jahr 2000 zurück.
Insgesamt aber hat Blackmore aus einem unglaublich schwierigen Thema ein locker und spannend zu lesendes Buch gemacht. Mehr kann man von gutem Wissenschaftsjournalismus nicht verlangen.
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