Haut und Knochen
Gesehen hat sie wohl schon jeder: jene spindeldürren jungen Mädchen und Frauen, für die Ernährung ein Problem geworden ist. Die einen ekelt Essen an, die anderen stopfen anfallsartig Unmengen davon in sich hinein, bloß um es im nächsten Moment auf der Toilette zu erbrechen.
Weil die Betroffenen häufig noch zu Hause leben, stellt sich die Frage: Wie sieht es in den Familien der Magersüchtigen aus? Wie geht es Eltern, die den Besorgnis erregenden Gesundheitszustand ihrer Töchter täglich mit ansehen müssen – vor allem den Müttern, denen doch bei Entstehung und Manifestation der Krankheit eine Schlüsselrolle zugeschrieben wird? Erleben sie Schuldgefühle oder Versagensängste, bekommen sie von irgendjemandem Hilfe und Unterstützung, oder fühlen sie sich vor allem allein gelassen und überfordert?
Renate Kunze, Psychologin und Psychotherapeutin, ist solchen Fragen im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Bremen nachgegangen. Schon der Titel ihres Buchs: "Ich bin müde, kraftlos und herzleer", deutet an, dass den Leser hier sehr persönliche Berichte und schwere Schicksale erwarten.
Viele Geschichten ähneln einander – vor allem zu Beginn: Die Veränderung des Kindes fällt in der Familie anfangs kaum auf, erst wenn die Tochter (in seltenen Fällen der Sohn) so gut wie nichts mehr isst oder ständig Lebensmittel aus dem Kühlschrank verschwinden, kommt ein Verdacht auf, der schließlich bittere Gewissheit wird.
Dass die Mütter von da an in permanenter Angst um die Gesundheit ihrer Kinder leben und immense Schuldgefühle auf sich laden, zeigen die Antworten auf einen Fragebogen, den Renate Kunze bei ihrer Untersuchung einsetzte: "Ich träumte von ihr als einem Skelett, das ich im Arm hielt", berichtet eine Mutter. Oder: "Ich konnte den Anblick meines Kindes, das zuvor ein Energiebündel gewesen war, nicht mehr ertragen. " Immer tiefer bohrt sich ein Gedanke in den Kopf: "Warum gerade mein Kind? Diese Frage lastet auf mir wie ein Stein." Der Alltag wird zunehmend zur Zerreißprobe, häufig gerät das ganze Familienleben aus den Fugen. Viele Mädchen verweigern zudem vehement das Gespräch.
Die wenigsten befragten Frauen hatten in dieser Situation das Glück, ihre Sorgen mit dem Partner, Verwandten oder Freunden teilen zu können. Die Ehemänner standen den Dingen meist hilflos gegenüber und boten kaum Unterstützung. "Wirkliche Hilfe erfuhr ich nirgends", erinnert sich eine betroffene Mutter und macht damit deutlich, wie zermürbend die Konfrontation mit der Magersucht ist.
Kunzes Buch berichtet jedoch auch von Frauen, die es nach und nach geschafft haben, mit der Krankheit ihrer Tochter umzugehen und auch wieder ein Verhältnis zu ihrem Kind aufgebaut haben. Welche Wege sind sie dafür gegangen? Die Tochter loslassen können, sich wieder ein bisschen mehr auf sich konzentrieren – und akzeptieren, dass es die heile Welt von einst nicht mehr gibt: Häufig half diese simple Formel, die angespannte Familiensituation wieder zu verbessern.
Weil die Betroffenen häufig noch zu Hause leben, stellt sich die Frage: Wie sieht es in den Familien der Magersüchtigen aus? Wie geht es Eltern, die den Besorgnis erregenden Gesundheitszustand ihrer Töchter täglich mit ansehen müssen – vor allem den Müttern, denen doch bei Entstehung und Manifestation der Krankheit eine Schlüsselrolle zugeschrieben wird? Erleben sie Schuldgefühle oder Versagensängste, bekommen sie von irgendjemandem Hilfe und Unterstützung, oder fühlen sie sich vor allem allein gelassen und überfordert?
Renate Kunze, Psychologin und Psychotherapeutin, ist solchen Fragen im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Bremen nachgegangen. Schon der Titel ihres Buchs: "Ich bin müde, kraftlos und herzleer", deutet an, dass den Leser hier sehr persönliche Berichte und schwere Schicksale erwarten.
Viele Geschichten ähneln einander – vor allem zu Beginn: Die Veränderung des Kindes fällt in der Familie anfangs kaum auf, erst wenn die Tochter (in seltenen Fällen der Sohn) so gut wie nichts mehr isst oder ständig Lebensmittel aus dem Kühlschrank verschwinden, kommt ein Verdacht auf, der schließlich bittere Gewissheit wird.
Dass die Mütter von da an in permanenter Angst um die Gesundheit ihrer Kinder leben und immense Schuldgefühle auf sich laden, zeigen die Antworten auf einen Fragebogen, den Renate Kunze bei ihrer Untersuchung einsetzte: "Ich träumte von ihr als einem Skelett, das ich im Arm hielt", berichtet eine Mutter. Oder: "Ich konnte den Anblick meines Kindes, das zuvor ein Energiebündel gewesen war, nicht mehr ertragen. " Immer tiefer bohrt sich ein Gedanke in den Kopf: "Warum gerade mein Kind? Diese Frage lastet auf mir wie ein Stein." Der Alltag wird zunehmend zur Zerreißprobe, häufig gerät das ganze Familienleben aus den Fugen. Viele Mädchen verweigern zudem vehement das Gespräch.
Die wenigsten befragten Frauen hatten in dieser Situation das Glück, ihre Sorgen mit dem Partner, Verwandten oder Freunden teilen zu können. Die Ehemänner standen den Dingen meist hilflos gegenüber und boten kaum Unterstützung. "Wirkliche Hilfe erfuhr ich nirgends", erinnert sich eine betroffene Mutter und macht damit deutlich, wie zermürbend die Konfrontation mit der Magersucht ist.
Kunzes Buch berichtet jedoch auch von Frauen, die es nach und nach geschafft haben, mit der Krankheit ihrer Tochter umzugehen und auch wieder ein Verhältnis zu ihrem Kind aufgebaut haben. Welche Wege sind sie dafür gegangen? Die Tochter loslassen können, sich wieder ein bisschen mehr auf sich konzentrieren – und akzeptieren, dass es die heile Welt von einst nicht mehr gibt: Häufig half diese simple Formel, die angespannte Familiensituation wieder zu verbessern.
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